Wednesday, April 2, 2025
Nach Drohungen von Donald Trump: Italien bricht mit jahrzehntelanger US-Tradition
Merkur
Nach Drohungen von Donald Trump: Italien bricht mit jahrzehntelanger US-Tradition
Patrick Mayer • 56 Mio. • 3 Minuten Lesezeit
Militär-Flugzeuge im Fokus
Weil Donald Trump das Militärbündnis im Unklaren lässt, schaut sich Deutschlands Nato-Partner Italien auf der Suche nach neuen Marine-Flugzeugen in Japan um.
Rom – US-Präsident Donald Trump hält die Welt, bildlich gesprochen, in Atem. Da sind etwa gegenseitige Drohungen zwischen Trump und dem Iran. Oder da gibt es die Ankündigung von Strafzöllen auf Automobil-Importe in die Vereinigten Staaten, was insbesondere die deutsche Industrie trifft.
Wegen Außenpolitik von Donald Trump: Nato-Staaten aus der EU orientieren sich um
Während der 78-Jährige bei den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg auf seine ganz eigene Weise unablässig Druck macht, lässt er erst einmal offen, wie und ob es mit den USA im Militärbündnis Nato weitergeht. Und weil das so ist, schauen sich einzelne Nato-Mitglieder aktuell offenbar um, wie sie rüstungspolitisch amerikanische Lücken schließen können.
Schließlich haben die Mitgliedsstaaten aus der Europäischen Union (EU) jüngst vereinbart, sich bei Waffensystemen und Material unabhängiger von Washington zu machen. Ein Beispiel liefert nun Italien, das die veränderte weltpolitische Lage aktuell durch mutmaßlich russische Spionage am Lago Maggiore regelrecht vorgeführt bekommt.
US-Rüstungsexporte nach Europa: Italiens Luftwaffe schaut jetzt nach Japan
Konkret: Wie der italienische Luftwaffen-Chef Luca Goretti am Wochenende bei einer Presserunde bestätigt hat, erwägt Rom den Kauf von Seeaufklärungsflugzeugen Kawasaki P-1 aus japanischer Produktion. Das wäre insofern eine Rüstungswende, als die Italiener seit vielen Jahren bei der Ausstattung der Aeronautica Militare auf US-Produkte und -Waffen setzen. Setzt wegen Trump jetzt ein Umdenken ein? Zuletzt hatte es europaweit jedenfalls Bedenken wegen der Kampfjets F-35 gegeben, die sich unbestätigten Berichten zufolge wohl sogar aus der Ferne durch die USA steuern oder zumindest in ihrer Funktionalität beeinflussen lassen. Auch Italien hat 75 dieser Kampfflugzeuge bestellt.
„Die P-1 ist eine der möglichen Optionen“, wird der italienische General Goretti zitiert. Dabei haben auch die Amerikaner mit der Boeing P-8 ein bewährtes Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug in ihrem Sortiment, das bei der US Navy in großes Anzahl (bis zu 150) im Einsatz ist. Dem Vernehmen nach macht jedoch die Sorge die Runde, Trump könnte vereinbarte Militär-Lieferungen bei politischem Zwist als Druckmittel verwenden und womöglich zurückhalten. So wie es der Republikaner zuletzt bei der Ukraine tat.
Kawasaki P-1
Die Kawasaki P-1 ist ein Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug der Japanischen Maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Es wurde von Kawasaki Heavy Industries entwickelt und als Nachfolger der amerikanischen Lockheed P-3C im Frühjahr 2013 in Dienst gestellt. Die japanischen Streitkräfte sollen wegen der Vielzahl an Küsten und Inseln des Landes über 33 dieser Militär-Flugzeuge verfügen.
Italien steht seinerseits gegenwärtig unter Druck, für seine vielfältigen Bündnis-Aufgaben im Mittelmeerraum Lücken in der Seefernaufklärung zu schließen. Aktuell sind interimsmäßig vier Flugzeuge ATR 72 in einer militärischen Version dafür im Einsatz, die Special-Interest-Portalen zufolge zwar über ein elektronisch gescanntes Radar verfügen, aber keine Fähigkeiten zur U-Boot-Abwehr an Bord haben. Luftwaffen-Chef Goretti hatte bereits kürzlich im Parlament von einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Japanern geschildert.
Ein Kauf von P-1-Flugzeugen würde auch insofern Aufsehen hervorrufen, als zwar die sogenannten Japanischen Maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte über 33 dieser Flugzeuge in ihrem Bestand haben – dieses aber bislang noch nicht an einen anderen Staat exportiert wurde. Die P-1- kann zur potenziellen Bekämpfung von U-Booten oder Kriegsschiffen Luft-Boden-Lenkwaffen wie die Raytheon AGM-65 „Maverick“, die Boeing AGM-84A/B/C „Harpoon“ oder die Mitsubishi ASM-1C verwenden.
Die Besatzung des 38 Meter langen und 80 Tonnen (ohne Waffen) schweren Flugzeuges kann ferner über dem Meer Torpedos, Seeminen und Wasserbomben abwerfen. Japanische Flugzeuge statt US-Modelle? Wird Trumps aggressive Außenpolitik für die amerikanische Rüstungsindustrie geradezu zum Bumerang? (pm)