Thursday, February 27, 2025

ESC 2025: So denkt Favorit Feuerschwanz über die Regeländerung

WAZ ESC 2025: So denkt Favorit Feuerschwanz über die Regeländerung Patrick Friedland • 11 Std. • 4 Minuten Lesezeit Die EMG Studios in Hürth gehören normalerweise nicht zu den Orten, an denen Feuerschwanz bevorzugt auftreten. Die fränkische Band, die seit 2004 Gitarrenriffs mit Folk-Instrumentarium kombiniert, ist regulär eher auf Festivals wie Wacken, Mera Luna oder Mittelalter-Szene-Events präsent, erspielte sich dort eine große Fanschar. Im vergangenen Dezember verkaufte die Gruppe um Sänger und Texter Peter „Hauptmann“ Henrici gar die Essener Grugahalle aus. Nun nimmt eine noch breitere Öffentlichkeit Notiz von Feuerschwanz. „Für uns ungewohnt ist, dass wir plötzlich Objekt öffentlicher Diskussionen sind“, gibt Henrici im Gespräch vor dem finalen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest am Samstagabend in Hürth (20.15 Uhr, live auf RTL und in der ARD) zu. Mit dem eingängigen Party-Metal-Song „Knightclub“ soll die Teilnahme beim internationalen Wettbewerb in Basel am 17. Mai gelingen. ESC-Vorentscheid: Regeländerung erregt die Sozialen Medien Wenige Tage vor dem Vorentscheid teilte RTL, deren Zugpferd und Moderator Stefan Raab die Auswahl des deutschen ESC-Beitrags zur „Chefsache“ erklärte, die Regeln für den alles entscheidenden Abend mit. Hieß es zuvor über Wochen, dass die Macht im Finale beim Publikum liegen werde, wurde dies nun geändert. Die Jury, bestehend aus Raab, Yvonne Catterfeld, Nico Santos und dem 2014er-ESC-Gewinner Conchita Wurst, trifft doch eine Vorauswahl, die lediglich fünf Acts überstehen werden. Schnell wurden in den Sozialen Medien Vorwürfe laut, dass so eine ESC-Teilnahme von Feuerschwanz verhindert werden soll, da die Band eine vergleichsweise sehr große Fangemeinde besitzt. Bei den acht Mitbewerbern wie dem Wiener Electro-Pop-Duo Abor & Tynna („Baller“), Singer-Songwriter Benjamin Braatz („Like You Love Me“) oder der Indie-Rock-Gruppe The Great Leslie („These Days“) handelt es sich zumeist um bislang unbekannte Newcomer. Der Hauptmann sieht die ganze Situation entspannt: „Die Regeländerung kam überraschend. Natürlich sind wir nominell die klickstärkste Band, das könnte schon ein Problem sein, weil wir, der Kraft unserer Fans geschuldet, sehr viel bewegen können. Andererseits: Es heißt halt Chefsache. Das ist in unserer heutigen Zeit ungewöhnlich und stößt einigen sauer auf. Ich als gereifter Mensch und langjähriger Musiker sehe es etwas anders: Da übernimmt mit Stefan Raab jemand, der seinen Riecher für ESC-Erfolgshits nachgewiesen hat, die Verantwortung.“ Auch die Umbesetzung der Jury für das Finale wird in der breiten Öffentlichkeit kritisch gesehen. Raabs ewiger Moderationskollege Elton, bekannt für ein offenes Ohr gegenüber Rock und Metal, ist aus privaten Gründen nicht dabei und wurde durch Popsänger Nico Santos ersetzt. „Das ist schade mit Elton, der ja doch ein sehr aufgeschlossener Typ ist. Ein für alle Genres offener Musikliebhaber, der in den vergangenen Wochen gute Stimmung reingebracht hat. Die Jurybesetzung könnte für uns bedeuten, kritischer beäugt zu werden“, ahnt der Hauptmann. ESC-Vorentscheid: Die Soundprobleme sind Feuerschwanz bewusst Alle neun Acts performen im Finale einen Coversong und das Stück, mit dem sie beim ESC in Basel antreten würden. Dabei gilt: Die bereits in der ersten Vorentscheids-Runde vorgestellte Neuinterpretation darf nicht wiederholt werden. „Wir dürfen also nicht nochmal ‚Dragostea Din Tei‘ spielen. Es wird ein Cover, der uns von einer etwas anderen Seite zeigt“, verspricht Hauptmann Henrici – Feuerschwanz hatten die Jury mit ihrer Version des Eurodance-Klassikers von O-Zone überzeugt. Was genau auf dem Programm steht, bleibt bis zur Live-Sendung am Samstagabend aber ein Geheimnis. Dabei wird die Band auch ein Problem angehen, das viele langjährige Fans in den Vorrunden bemängelten: „Wir hatten für die Vorentscheide eine Idee, die Gesänge leiser zu machen und sind damit gar nicht so gut gefahren. Nun rudern wir damit zurück und werden beim Finale guten Sound haben“, verspricht der Sänger. Feuerschwanz touren im Herbst mit dem ESC-Teilnehmer von 2023 Ob es für einen Auftritt in Basel reicht, erfahren Feuerschwanz am späten Samstagabend. Die Planungen über den Eurovision Song Contest hinaus sind allerdings festgezurrt. Am 25. Juli erscheint das neue Studioalbum „Knightclub“ mit dem bereits bekannten Titelsong, im Oktober steht eine gemeinsame Hallentournee mit Lord Of The Lost an. Die Dark-Rocker um Chris Harms nahmen 2023 beim ESC teil, belegten mit „Blood & Glitter“ den letzten Platz. Dass sich die Frontmänner schon ausgetauscht haben, ist naheliegend: „Chris sagte uns: Wenn Ihr gewinnt, werdet Ihr sehr viele Interview-Anfragen bekommen. Aber wir sind ja viele Leute, können das wunderbar aufteilen. Als Team werden wir das schaffen“, betont der Hauptmann. Bis dahin dürfte sich auch ein anderes aktuelles Thema erledigt haben. Der zweite Feuerschwanz-Sänger, Ben „Hodi“ Metzner, verwettete – zum Leidwesen größerer Teile der weiblichen Fangemeinde – seine Haarpracht auf die Teilnahme am ESC-Vorentscheid. Die Diskussion um den fälligen Kurzhaarschnitt nahm großes Ausmaß an, wie der Hauptmann zugibt: „Hodi war schon sehr betroffen. Teilweise wurden fast Drohungen ausgesprochen. Er muss sich jetzt ein bisschen anpassen, wenn er die seitlich und oben sprießen und stehen lässt, sieht er bald aus wie Pumuckl. Ich denke aber, im Herbst auf Tour wird er wieder eine ordentliche Frise haben.“