Tuesday, October 15, 2024
„Er scheint hirntot zu sein“: „Bizarrer“ Auftritt von Donald Trump befeuert Zweifel an seinem Geisteszustand
Kölner Stadt-Anzeiger
„Er scheint hirntot zu sein“: „Bizarrer“ Auftritt von Donald Trump befeuert Zweifel an seinem Geisteszustand
Artikel von David Schmitz • 5 Std. • 4 Minuten Lesezeit
Ein Wahlkampfauftritt von Donald Trump in Pennsylvania sorgt für Wirbel in den USA: Der Bürgerdialog („Townhall“), der von der republikanischen Gouverneurin von South Dakota und Trump-Anhängerin Kristi Noem moderiert wurde, endete in einer „bizarren“ Szene, wie die US-Zeitung „Washington Post“ berichtete. 39 Minuten lang stand Trump demnach wortlos auf der Bühne und wippte zu Musik, die vom Tonband abgespielt wurde.
Harris über Trump-Auftritt: „Hoffe, er ist in Ordnung“
Der Auftritt des Republikaners sorgt auch vor dem Hintergrund der jüngsten Kommentare von Kontrahentin Kamala Harris für Wirbel. Die Demokratin hatte Trump kurz vor seinem Auftritt in Pennsylvania mit Blick auf dessen Drohungen mit militärischem Vorgehen gegen politischen Gegner als „zunehmend instabil“ bezeichnet und seinen Geisteszustand infrage gestellt.
Nach Trumps merkwürdigem Auftritt am Montag legte Harris schließlich bei X nach: „Hoffe, er ist in Ordnung“, kommentierte sie spöttisch einen Videoclip von Trumps Auftritt, der in den sozialen Netzwerken insgesamt viel Aufmerksamkeit bekam – und mitunter auch noch spitzere Sprüche von Demokraten hervorrief als jenen von Harris.
Demokraten reißen Sprüche über Donald Trumps Geisteszustand
„Das ist sehr traurig für unseren ehemaligen Präsidenten“, schrieb etwa der kalifornische Kongressabgeordnete Eric Swalwell bei X zum Auftritt des Republikaners. „Donald Trump scheint hirntot zu sein. Ich hoffe, seine Familie greift ein, um ihm zu helfen“, fügte der Politiker der Demokraten an.
Harris hatte sich zuvor bei ihrer Kritik auf Inhalte fokussiert: Der frühere US-Präsident werde Menschengruppen verfolgen, die er schon früher ins Visier genommen habe, etwa Journalisten, Wahlhelfer und Richter, die „darauf bestehen, das Gesetz zu befolgen, anstatt sich seinem Willen zu beugen“, hatte Harris zuvor erklärt. „Dies ist einer der Gründe, warum ich der festen Überzeugung bin, dass eine zweite Amtszeit von Trump ein großes Risiko für Amerika darstellen würde und gefährlich wäre.“
Medizinische Notfälle bei Auftritt von Donald Trump
Zu dem „bizarren“ Trump-Auftritt in Pennsylvania war es unterdessen wegen medizinischer Notfälle im Zuschauerraum gekommen. Zweimal war die Veranstaltung unterbrochen worden, ehe sie schließlich vorzeitig beendet wurde. Nach einer guten halben Stunde und einer Reihe von Fragen aus dem Publikum kam es zu einem ersten medizinischen Notfall im Zuschauerraum.
Trump bat die Regie darum, das Lied „Ave Maria“ über Lautsprecher abzuspielen, während sich Sanitäter um die betroffene Person kümmerten. Nur kurze Zeit später folgte ein zweiter medizinischer Notfall. Trump und Noem monierten große Hitze im Saal und forderten das Sicherheitspersonal auf, die Türen zu öffnen. Die Veranstaltung wurde schließlich beendet.
Donald Trump: „Lasst uns ein Musikfest daraus machen“
Trump und Noem verließen die Bühne aber nicht sofort, sondern blieben noch mehr als 30 Minuten dort. „Möchte noch jemand in Ohnmacht fallen?“, fragte Trump scherzhaft. Er forderte die Regie auf, nochmals das „Ave Maria“ zu spielen und wünschte sich danach noch eine ganze Reihe weiterer Songs, zu denen er sich tanzend bewegte. „Lasst uns ein Musikfest daraus machen“, sagte Trump. Bevor er schließlich den Saal verließ, unterhielt er sich noch mit einigen seiner Anhänger.
Bei Wahlkampfveranstaltungen kommt es immer wieder zu medizinischen Notfällen und infolgedessen zu Unterbrechungen. Viele Besucher warten stundenlang auf Einlass, die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, so mancher gerät da ans Ende seiner Kräfte.
„Trump wirkt verloren, verwirrt und wie erstarrt auf der Bühne“
Trumps merkwürdiger Umgang mit den Unterbrechungen und sein mitunter teilnahmsloses Verweilen auf der Bühne brachten dem Republikaner nun ungeachtet der Umstände jedoch einigen Spott ein. „Trump wirkt verloren, verwirrt und wie erstarrt auf der Bühne, während mehrere Lieder über 30 Minuten lang gespielt werden und die Menge früh aus dem Saal strömt“, kommentierte Harris’ Wahlkampfteam die Szenen bei X.
Bei den Republikanern fällt die Einschätzung derweil naturgemäß anders aus: „Totales Liebesfest im PA-Rathaus! Alle waren so aufgeregt, dass sie ohnmächtig wurden, also hat Donald Trump Musik gemacht“, schrieb der Wahlkampfsprecher des Republikaners, Steven Cheung, auf X. „Niemand wollte gehen und mehr Songs von der berühmten DJT-Spotify-Playlist hören!“
Trump bleibt 39 Minuten – und lässt Lieblingslieder spielen
Zur Playlist des Republikaners gehörten laut US-Medien die Songs „Nothing compares 2 U“ von Sinead O'Connor, „An American Trilogy“ von Elvis Presley, „November Rain“ von Guns N' Roses, aber auch „YMCA“ von den Village People. „Die beiden, die behandelt werden mussten, sind Patrioten, wir lieben sie, und dank ihnen haben wir jetzt gute Musik, oder?“, fragte Trump von der Bühne. „Also spielt ‚YMCA‘! Los, lasst es uns schön laut angehen!“
Beide Präsidentschaftskandidaten richten in diesen Wochen ihren Fokus auf Pennsylvania. Der US-Bundesstaat gilt aufgrund des engen Rennens zwischen Trump und seiner demokratischen Konkurrentin Kamala Harris als einer der entscheidenden Bundesstaaten bei der Wahl.
Swing State: Pennsylvania könnte bei US-Wahl entscheidend sein
Manche Experten halten ihn wegen der hohen Zahl an Wahlleuten sogar für den wichtigsten überhaupt. Ohne einen Sieg in dem von einer starken Mittelschicht geprägten Bundesstaat wäre der Einzug ins Weiße Haus zumindest deutlich schwieriger.
Auch Harris machte am Montagabend (Ortszeit) Wahlkampf in Pennsylvania. Die Präsidentenwahl findet am 5. November statt. Umfragen zufolge ist ein sehr knappes Rennen zwischen Harris und Trump zu erwarten. (mit dpa)