Thursday, September 29, 2022

Prinz Joachim über den Titelentzug im dänischen Königshaus: »Ich bin sehr, sehr traurig«

DER SPIEGEL Prinz Joachim über den Titelentzug im dänischen Königshaus: »Ich bin sehr, sehr traurig« Hannes Schrader - Vor 1 Std. Die vier Kinder des jüngeren Sohns von Margrethe II. dürfen sich bald nicht mehr Prinzessin oder Prinz nennen. Sie sollen ihr »eigenes Leben gestalten« können. Prinz Joachim fragt nun: »Warum sollen sie so bestraft werden?« Prinz Joachim über den Titelentzug im dänischen Königshaus: »Ich bin sehr, sehr traurig« Die dänische Königin Margrethe II. kündigte an, vier ihrer Enkelinnen und Enkel den Titel Prinz beziehungsweise Prinzessin zu entziehen. Das hatte das dänische Königshaus am Mittwoch bekannt gegeben. Die Monarchin habe entschieden, dass die Kinder ihres jüngeren Sohnes Joachim ab dem 1. Januar 2023 nur noch die Titel als Grafen beziehungsweise Gräfin von Monpezat tragen sollen, hieß es. Betroffen sind zwei Söhne aus Prinz Joachims erster Ehe mit Gräfin Alexandra sowie ein Sohn und einer Tochter mit seiner jetzigen Frau, Prinzessin Marie. Im betroffenen Familienzweig herrscht nun das Gefühl der Ausgrenzung. Prinz Joachim äußerte sich in einem Interview mit der Boulevardzeitung »B.T.« verärgert über die Entscheidung seiner Mutter. »Dies wurde mir fünf Tage vorher angekündigt. Meinen Kindern zu sagen, dass ihnen im neuen Jahr ihre Identität genommen werden wird. Ich bin sehr, sehr traurig, wenn ich sehe, wie sie betrübt sind und nicht begreifen, was über ihre Köpfe hinweg geschieht«, sagte er. »Warum sollen sie so bestraft werden?« Ungewöhnlich offen ausgetragener Konflikt Damit widerspricht Prinz Joachim Medienberichten zufolge den Aussagen einer Sprecherin des Königshauses. Demnach habe er seit Mai gewusst, dass seinen Kindern die Titel entzogen werden sollen. Prinz Joachim sagte nun »B.T.«, ihm sei zwar ein Plan für solch eine Änderung vorgelegt worden – der laut ihm allerdings erst in Kraft treten sollte, wenn die Kinder jeweils 25 Jahre alt sind. »Athena wird im Januar elf Jahre alt«, schob er nach. Vor dem Prinzen hatte sich bereits seine Ex-Frau, Gräfin Alexandra, in der »B.T.« geäußert: »Wir sind alle verwirrt über die Entscheidung«, sagte sie. »Wir sind traurig und geschockt. Das kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel.« Sie spreche auch im Namen des Prinzen und der Prinzessin, hieß es. »Die Kinder fühlen sich ausgegrenzt. Sie können nicht verstehen, warum ihnen ihre Identität genommen wird.« Dass der Streit öffentlich so eskaliert, halten Beobachter für ungewöhnlich. Auch Gräfin Alexandra, die durch eine erneute Heirat bereits ihren königlichen Titel verlor, habe sich immer zurückgehalten und mit der königlichen Familie arrangiert, sagte der Königshaus-Experte von »B.T.«, Jacob Heinel Jensen. »Es entsteht der Eindruck, dass die königliche Familie nicht mehr geeint ist. Im Moment sind es zwei Einheiten. Das ist das Gegenteil von dem, was die königliche Familie sein sollte. Sie sollten die Bevölkerung vereinen«, sagte Jensen. Möglicherweise handle es sich um einen »sehr gezielten Angriff auf die Familie von Prinz Joachim«. Königin Margrethe verteidigte derweil den Beschluss. Sie habe schon lange darüber nachgedacht, den Kindern von Prinz Joachim den Titel des Prinzen und der Prinzessin abzuerkennen, sagte sie »Danmarks Radio« zufolge auf dem Weg zu einer Veranstaltung im Nationalmuseum am Mittwochabend. »Das sind Überlegungen, die ich schon lange angestellt habe, und ich denke, es ist gut für sie.« Bereits zuvor hatte das Königshaus die Entscheidung als eine gewöhnliche Entwicklung dargestellt – schon 2016 entschied man, dass nur der erstgeborene Enkel der Königin, Prinz Christian, als Erwachsener eine Zuwendung vom Staat erhalten solle. Christian ist der älteste Sohn ihres erstgeborenen Sohnes, des Kronprinzen Frederik. Vorbild Schweden? In der Mitteilung des Königshauses hieß es, die Königin habe den vier Enkelkindern mehr Freiheiten einräumen wollen. Sie seien so freier, ihr eigenes Leben zu gestalten, »ohne durch die besonderen Erwägungen und Verpflichtungen eingeschränkt zu sein, die eine formale Zugehörigkeit zur königlichen Familie als Institution mit sich bringt«. Nur wollte der betroffene Familienzweig mit den Söhnen Nikolai, 23, und Felix, 24, aus erster Ehe sowie mit Henrik, 13, und Athena, 10, diese Freiheit gar nicht haben. Womöglich hängt die Entscheidung eher damit zusammen, dass sich auch die dänische Monarchie schlanker organisieren will. Das Königshaus verweist auf »ähnliche Anpassungen« anderer Königshäuser. Tatsächlich ist das schwedische noch einen Schritt weitergegangen. Der Historiker und Adelsexperte Lars Hovbakke sagte hierzu »Danmarks Radio«: »Dort wurde Prinzessin Madeleine und ihrer gesamten Familie der Status als Teil der königlichen Familie aberkannt. So weit ist Dänemark noch nicht.«