Thursday, December 7, 2023

Kirchensteuer: DAS passiert wirklich mit Ihrem Geld

Berliner Kurier Kirchensteuer: DAS passiert wirklich mit Ihrem Geld Artikel von Jana Hollstein • 1 Std. Die Kirchensteuer steht auf jedem Lohnbescheid, aber nur wenige wissen, wofür das Geld tatsächlich draufgeht. Was Mitglieder angeht, geht es der katholischen Kirche in letzter Zeit nicht so gut. Ob aus religiösen, ideologischen oder steuerlichen Gründen – allein im letzten Jahr sind mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der Kirche ausgetreten. Aber auch viele Menschen, die nicht aus der Kirche austreten, fragen sich oft, was denn genau mit dem Geld passiert, das sie an die Kirche abtreten. Die Kirchensteuer geht in der Regel direkt vom Lohn ab und an die jeweilige Kirche, der man angehört. Bevor die Kirchensteuer da landet, muss die Kirche eine Abgabe an den Staat zahlen, zwischen zwei und vier Prozent vom Gesamtwert. Der Zuschuss ist also nicht steuerfrei, macht aber trotzdem den Großteil des Gesamthaushalts der Kirchen aus. Als Daumenregel kann man sagen, dass jeder in Deutschland lebende Mensch, der Mitglied einer Kirche ist, auch Kirchensteuer bezahlen muss. Natürlich gibt es wie immer Ausnahmen. Entscheidend sind folgende Kriterien: ● eine Mitgliedschaft in der Kirche ● die steuerliche Leistungsfähigkeit ● der Wohnort (also Deutschland) Das bedeutet, dass die meisten Menschen, die Einkommens- und Lohnsteuer bezahlen, auch Kirchensteuer bezahlen müssen, aber ausgenommen davon sind: Rentner, Arbeitslose, Schüler, Studenten, Ordensleute und Geringverdiener. Die genaue Höhe ist abhängig von Bundesland und Einkommen des Steuerzahlers. In Berlin beträgt die Kirchensteuer wie auch in vielen anderen Bundesländern neun Prozent der Lohnsteuer, in Baden-Württemberg und Bayern liegt sie bei nur acht Prozent. Jede Kirchengemeinde kann selbst entscheiden, wie sie das durch die Kirchensteuer eingenommene Geld verwendet. Im Allgemeinen sind die Ausgaben und ihre Verteilung aber meist ähnlich, egal, ob man an die katholische oder die evangelische Kirche zahlt. Ihre Kirchensteuer kann für folgende Zwecke verwendet werden: Verwandtes Video: Was ist ein Kirchenvorstand? (glomex) ● Berufliche Bildung ● Kindertagesstätten ● Katholische Schulen ● Religionsunterricht ● Seelsorge (in Krankenhäusern und Schulen) ● Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Beerdigungen ● Leitung und Verwaltung des Bistums ● Caritas ● Zuschüsse an die Gemeinde ● Altersvorsorge ● Beratungsstellen Enttäuscht werden muss jeder, der hofft, seine Kirchensteuer hilft in sozialen Einrichtung. Tatsächlich landet dort nur ein geringer Teil des Geldes, der Großteil wird für die Finanzierung des Kirchenpersonals verwendet. Aus der Kirche auszutreten, ist heutzutage für viele eine attraktive Möglichkeit. Konkret können Sie im Jahr mit dem Wegfallen der Kirchensteuer durchschnittlich 300 Euro sparen. Aber auch gläubige Menschen wollen unter Umständen keine Kirche mehr unterstützen, die in Missbrauchsskandalen ertrinkt. Aber gibt es auch Menschen, die darunter leiden würden, wenn die Kirchensteuerbeiträge geringer werden? Weil die Kirche häufig Träger von Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen und Krankhäusern ist, wird das dort angestellte Personal in der Regel mit den Erträgen aus der Kirchensteuer bezahlt. Wenn die geringer wird, müssen Kirchen hier eventuell Abstriche machen in Form von Kündigungen. Auf der anderen Seite werden Kirchen auch häufig für diese Trägerschaften kritisiert, weil sie dadurch bei der Jobvergabe die Menschen, die kein Mitglied der Kirche sind, benachteiligen können. ■