Wednesday, December 6, 2023

"Absehbar, aber dennoch schockierend": Was Lehrer, Eltern und Schüler zur Pisa-Studie sagen

"Absehbar, aber dennoch schockierend": Was Lehrer, Eltern und Schüler zur Pisa-Studie sagen Artikel von pclmedia • 16 Std. "Absehbar, aber dennoch schockierend": Was Lehrer, Eltern und Schüler zur Pisa-Studie sagen Wieder schneiden deutsche Schülerinnen und Schüler in der Pisa-Studie schlecht ab. Elternverbände und Gewerkschaften sehen dringenden Handlungsbedarf, der Generalsekretär der Bundes­schüler­konferenz sagt: "Es kann nicht sein, dass Bildungserfolg von der Geburtenlotterie abhängt." Fullscreen button Lehrer sollen weniger nicht unterrichtsbezogene Aufgaben an Schulen übernehmen In der aktuellen Pisa-Studie 2022 haben deutsche Jugendliche auffällig schlecht abgeschnitten. Verbände und Gewerkschaften sehen nun dringenden Handlungsbedarf in Sachen Bildungspolitik. Maike Finnern, Vorsitzende der Bildungs­gewerkschaft GEW, bezeichnete die Ergebnisse der Studie auf einer Pressekonferenz am Dienstag als "erschütternd". Ihr zufolge zeigten diese, dass man wieder beim Niveau von vor 23 Jahren angekommen sei. Damals schnitt Deutschland bei der ersten Erhebung auffallend schlecht ab. Die Studie wird seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre in den Staaten der OECD erhoben. Untersucht werden dabei die Bereiche Lesekompetenz, mathematische Kompetenz und naturwissenschaftliche Grundbildung. "Politisch sind in der Zwischenzeit zu wenig Konsequenzen gezogen worden, wir verharren zu sehr in alten Strukturen. Das kann man nur als Bauchlandung bezeichnen." Ebenso dürfe laut ihr die Ursache der Bildungs­probleme nicht nur in den Schulen selbst gesucht werden, sondern auch im gesellschaftlichen Umfeld der Schüler. "Wir haben seit Jahrzehnten ein Gerechtigkeitsproblem. Bildungserfolg darf nicht länger von der Postleitzahl abhängen und am Schultor aufhören." Auch Florian Fabricius, Generalsekretär der Bundesschüler­konferenz, bezeichnete die Ergebnisse der Studie als "absehbar, aber dennoch schockierend". Auf der Pressekonferenz sagte er, dass die Schuld fürs schlechte Abschneiden aber nicht den Schülern angehaftet werden solle. Bei Dingen wie Lehrermangel oder Benachteiligung von Schülern aus einkommensschwächeren Umfeldern handele es sich um systemische Probleme. "Es kann nicht sein, dass Bildungserfolg von der Geburtenlotterie abhängt." Die Bundesschülerkonferenz forderte deshalb unter anderem eine Ausweitung des Schüler-Bafögs. "Es erdrückt uns, dass aktuell gerade einmal ein Zehntel aller Schüler dafür berechtigt ist." Weiter sagte der Generalsekretär, dass der Lehrerberuf attraktiver werden müsse. Das könnte man durch eine Entlastung der Lehrer erreichen. "Deshalb fordern wir multiprofessionelle Teams. Es kann nicht sein, dass Lehrkräfte zusätzlich zum Unterricht noch als Aufsichten, Bibliothekare oder in der Verwaltung arbeiten müssen." Dirk Heyartz, Vorsitzender des Bundeselternrats, sagte, dass auch der Unterricht an deutschen Schulen teilweise große Defizite aufweise: "Im 21. Jahrhundert sind Lernende auf Mathematik und Natur­wissen­schaften angewiesen, aber unsere Schulen vermitteln diese kaum." Ebenso sagte er, die deutsche Bildungs­politik könne sich noch viel von Ländern wie Finnland oder Schweden abschauen. Beides sind Länder, die in den Pisa-Studien regelmäßig sehr gut abschneiden. Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber­verbände, warnte vor den Ergebnissen der Pisa-Studie: "Wenn die Verantwortlichen jetzt nicht umgehend handeln, ist ein Kompetenz­verlust nicht mehr aufzuholen. Wir brauchen einen fast schon revolutionären Neuanfang in unserem Bildungswesen." Dazu gehörten eine verbesserte Ausbildung der Lehrkräfte, gerade im Mint-Bereich. Auch in Sachen Digitalisierung und Ganztagsschule müsse die Politik nachlegen. "Das sind wir unseren Kindern schuldig. Sie verdienen eine Zukunft in einem Land, in dem das Versprechen ‚Aufstieg durch Bildung‘ weiterhin Bestand haben muss", sagte Dulger. "Die jetzigen Schülerinnen und Schüler sind unsere Auszubildenden und Beschäftigten von morgen. Diese Köpfe sind der Baustoff unserer Zukunft und der Motor unseres Wohlstands."