Monday, December 25, 2023
Tschechien: Deutsche Sprache - unnütze Sprache?
SZ - Sächsische Zeitung
Tschechien: Deutsche Sprache - unnütze Sprache?
8 Std.
An tschechischen Schulen droht der Deutschunterricht an Bedeutung zu verlieren. Der Todesstoß könnte kommen, sollte nur noch eine statt zwei Fremdsprachen verpflichtend werden.
Tschechien hat gleich zwei deutschsprachige Nachbarländer.
Leben wir in der Realität, wenn wir gern von den „besten deutsch-tschechischen Beziehungen aller Zeiten“ reden? Der Alltag jedenfalls hält solch gut gemeinten Formulierungen nicht immer stand.
n sollte beispielsweise meinen, dass Eltern, Lehrern und Schülern in Tschechien die bestmögliche Ausbildung in der deutschen Sprache wichtig ist. Mit Deutschland und Österreich hat Tschechien gleich zwei deutschsprachige Nachbarländer, deren Lebensniveau angestrebt wird, auch, indem man dort studiert und arbeitet. Doch die sprachlichen Grundlagen, die die tschechischen Schulen liefern, sind dürftig und werden immer schlechter.
Seit dem vergangenen Jahr kursiert ein Vorschlag, im Zuge einer Bildungsreform die zweite Fremdsprache an den neunklassigen Grundschulen nur noch als Wahlfach anzubieten. Angeblich seien die Kinder neben dem mehr oder minder obligatorischen Englisch mit einer zweiten Fremdsprache überfordert.
Eine aktuelle Studie bestätigt das. Deutsch, so heißt es da, ist den Schülern schlichtweg zu schwer. Zwar begreift mehr als die Hälfte, dass Deutsch speziell für Tschechen besonders sinnvoll sei. Freiwillig würde man es dennoch nicht wählen. Ein Fünftel hält Deutsch für überflüssig. Die Mehrheit der Gymnasiasten kann auch gut auf Deutschunterricht verzichten. Dabei sind die Leistungen der Gymnasiasten in Deutsch sogar besser als in Englisch. Bei den Grundschülern wird das Niveau des Fremdsprachenunterrichts generell als besorgniserregend schlecht beurteilt. Deutsch ist bei Grundschülern nicht nur dem Englischen unterlegen, sondern wird in der Beliebtheit auch klar von Spanisch und Französisch abgehängt.
Das Bildungsministerium gehört zu denen, die im Rahmen des Sparprogramms der Regierung besonders viele Federn lassen müssen. Schulleiter reden ganz offen darüber, Geld bei den Fremdsprachen zu streichen. Geht man da nach der Beliebtheit, dann sieht das nicht gut aus für den Deutschunterricht. Was wiederum die Lobeshymnen über das deutsch-tschechische Verhältnis ad absurdum führt.