Friday, December 1, 2023
Russland versucht Klimakonferenz zu sabotieren und fordert „Technologieoffenheit“
FR
Russland versucht Klimakonferenz zu sabotieren und fordert „Technologieoffenheit“
Artikel von Kilian Beck •
4 Std.
COP28 in Dubai
Russland versucht Klimakonferenz zu sabotieren und fordert „Technologieoffenheit“
Russland will mehr Einfluss auf der Klimakonferenz, um wirkliche Verbesserungen zu verhindern. Im sibirischen Permafrost tickt die Methanzeitbombe.
Dubai – Die russische Delegation beansprucht eine aktive Rolle auf der Klimakonferenz in Dubai. Gleichzeitig wolle man sich gegen die „Politisierung“, des Klimaschutzes stellen, sagte der Minister für Bodenschätze, Alexander Kozlov, laut der russischen Zeitung Moscow Times. Russland will dem Bericht nach die Pläne der EU sabotieren, nächstes Jahr die Klimakonferenz auszurichten. Die Kernforderung der Regierung von Russlands Präsident Wladimir Putin soll „Technologieoffenheit“ in der Klimapolitik sein. Seit dem vollständigen Angriff auf die Ukraine 2022 ist das Land zunehmend international isoliert.
Russland verweigert Ausstieg aus fossilen Energieträgern
Russland ist einer der größten Exporteure von Gas, Öl und Kohle. Und Russland habe angekündigt, nicht aus fossilen Energieträgern aussteigen zu wollen, sagte Vasily Yablokov von der russischen NGO „Koalition für nachhaltige Entwicklung in Russland“ der Zeitung. Das deckt sich mit einer Forderung, die Russland im November an die Vereinten Nationen richtete: dass Länder weiterhin souveräne Entscheidungen über die Wahl ihrer Energieträger treffen sollten. Insbesondere geht es Russland dabei um Kohle, aus der viele westliche Staaten möglichst schnell global aussteigen wollen. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer werden allerdings noch lange darauf angewiesen sein.
Prähistorisches Wollmammut – Putins Vorschlag gegen die Klimakrise
Stattdessen fordere Russland nun, Treibhausgase durch „Wälder aus der Luft zu holen oder Kernkraft auszubauen“, sagte Yablokov. Außerdem habe die russische Delegation verkündet, man wolle den sogenannten Pleistozän-Park vorstellen. Das ist ein Biodiversitätsprojekt in Ostsibirien, mit dem durch die Wiederansiedlung einer Megafauna, das Auftauen des Permafrostbodens gebremst werden soll. Teil des Projekts ist zudem der Versuch, ein prähistorisches Wollhaarmammut aus fossilen Genmaterial zu klonen. Gleichzeitig, das zeigen die Daten der Denkfabrik „Climate Action Tracker“, steigen Russlands CO₂-Emissionen gerade massiv und das Land wird sein Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2060 krachend verfehlen.
So will Russland seine demografische Krise bekämpfen
Das russische Staatsfernsehen bezeichnet die westlichen Versprechen, Emissionen zur reduzieren, seit Monaten als „imperialistische Forderungen“, die sich gegen Russland richteten, berichtete die New York Times. Gleichzeitig verknüpfe die Propagandamaschinerie die Leugnung des menschengemachten Klimawandels mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen. Einer Studie der Organisation „Climate Action against Disinformation“ nach ist Russland maßgeblicher Akteur globaler Desinformationskampagnen zur Klimakrise.
„Russland wird mit allen Mitteln die Debatte verwässern“
Yablokovs Einschätzung zur russischen Linie auf der Klimakonferenz: „Russland wird alles tun, damit es nichts an seinen Emissionen ändern muss, und wird mit allen Mitteln die Debatte verwässern.“ Russland bleibt als flächenmäßig größter Staat der Erde klimapolitisch wichtig: Im sibirischen Permafrost stecken Millionen Tonnen Methan und Kohlendioxid, je schneller er taut, desto schneller erwärmt sich der Planet. Aktuelle sieht die Umweltschutzorganisation der Vereinten Nationen UNEP die Welt auf eine Zukunft, in der sich der Planet zwischen 2,5 und 2,9 Grad Celsius erwärmt, zu steuern. Das hätte weitreichende Folgen, Abermillionen Menschen müssten ihre Heimat verlassen, Dürren, Überschwemmungen und schwere Stürme würden schwere Schäden verursachen und viele Opfer fordern. (kb)