Thursday, December 7, 2023

Kommunikation von Olaf Scholz - Was die berüchtigte Scholzigkeit an Problemen mit sich bringt

FOCUS online Kommunikation von Olaf Scholz - Was die berüchtigte Scholzigkeit an Problemen mit sich bringt Artikel von Von FOCUS-online-Experte Christoph Maria Michalski • 8 Std. Olaf Scholz wird Scholzigkeit unterstellt, Kommunikations-Experte Christoph Michalski erklärt was das bedeutet. Die Art und Weise, wie Bundeskanzler Olaf Scholz kommuniziert, hat sich im Laufe seiner Karriere deutlich verändert. Kommunikations-Experte Christoph Michalski analysiert diese Entwicklung. Dabei behandelt er auch den Ausdruck „Scholzigkeit“ und stellt sich vor, wie Loriot als Kanzler auftreten würde. Wie hat sich die Kommunikation von Bundeskanzler Olaf Scholz im Laufe seiner politischen Karriere entwickelt und verändert? Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Laufe seiner Karriere eine erkennbare Entwicklung in seiner Kommunikationsweise vollzogen. Diese Entwicklung lässt sich in verschiedenen Phasen beobachten: Frühe politische Karriere (1990er-2000er Jahre): Als junger Politiker in Hamburg und später als Bundestagsabgeordneter war Scholz für seinen sachlichen und analytischen Stil bekannt. Er zeichnete sich durch Detailorientierung und eine starke Fokussierung auf inhaltliche Aspekte aus. Arbeitsminister (2007-2009): In seiner Rolle als Bundesminister für Arbeit und Soziales unter der Großen Koalition begann Scholz, komplexe soziale und arbeitsmarktpolitische Themen auf eine pragmatische Weise zu kommunizieren. Bürgermeister von Hamburg (2011-2018): Während dieser Zeit wurde Scholz oft für seinen nüchternen und effizienzorientierten Kommunikationsstil gelobt. Er galt als guter Verwalter und pragmatischer Politiker, wirkte jedoch oft distanziert Bundesfinanzminister und Vizekanzler (2018-2021): In diesen Positionen entwickelte Scholz einen stärkeren Fokus auf die Vermittlung von Sicherheit und Stabilität, vor allem in Bezug auf wirtschaftliche Themen. Sein Stil wurde als bedacht und stabil, aber weiterhin zurückhaltend beschrieben. Bundeskanzler (seit 2021): Als Bundeskanzler strebt Scholz einen ausgewogeneren Kommunikationsstil an, der Autorität und Besonnenheit ausstrahlt. Er bemüht sich um Klarheit in der Kommunikation, bleibt aber seiner eher reservierten und bedachten Art treu. Was bedeutet die sogenannte 'Scholzigkeit' in Bezug auf die politische Kultur in Deutschland und wie wirkt sie sich auf die öffentliche Wahrnehmung aus? Die Wortschöpfung „Scholzing“ geht auf Timothy Garton Ash zurück. Das bedeutet: Gute Absichten zu kommunizieren, um dann jeden möglichen Grund zu finden, zu nutzen oder zu erfinden, um diese dann zu verzögern und/oder zu verhindern. Ein solches Verhalten führt zu einem Vertrauensverlust, da Vertrauen ein zentrales Element in der Beziehung zwischen Bürgern und politischen Führungskräften ist. Einmal gebrochen, ist es schwierig, dieses wiederherzustellen. Darüber hinaus führt dieses Vorgehen zu Zynismus und Politikverdrossenheit. Die Menschen fangen an, politische Versprechen generell in Frage zu stellen und sich von der politischen Teilhabe entfremdet zu fühlen. Außerdem kann es die politische Polarisierung verstärken: Anhänger könnten versuchen, solche Handlungen zu rechtfertigen, während Kritiker sie als Beweis für Unzuverlässigkeit oder Täuschung ansehen. Politiker, die unzuverlässig oder inkonsequent sind, kämpfen mit Glaubwürdigkeitsproblemen. Dies beeinträchtigt ihre Fähigkeit, politische Agenden voranzutreiben und Unterstützung für ihre Politik zu gewinnen. Die resultierende Frustration und Enttäuschung in der Bevölkerung, besonders wenn die kommunizierten Absichten als wichtig oder dringend angesehen werden, sind weitere negative Folgen. Nicht zuletzt kann inkonsistentes Handeln zu kritischer Medienberichterstattung führen. Am Rande bemerkt: Es gibt auch den Begriff „lindnern“ , der bedeutet „Lieber etwas gar nicht machen, als etwas schlecht machen.“ Wie könnte Scholz seine Kommunikation verbessern, um Missverständnisse und Kritik zu vermeiden? Klare und konkrete Kommunikation: Botschaften sollten unmissverständlich formuliert werden. Dies beinhaltet das Erklären komplexer Sachverhalte in verständlicher Sprache und konkrete Informationen über geplante Maßnahmen sowie deren erwartete Auswirkungen. Proaktive Kommunikation: Das frühzeitige Ansprechen von Herausforderungen setzt die politische Agenda und gestaltet die öffentliche Debatte. Regelmäßige Updates: Informationen über den Fortschritt von Projekten und Initiativen bauen Vertrauen auf und zeigen, dass Versprechen ernst genommen werden. Emotionale Ansprache und Empathie: Obwohl ein sachlicher Stil wichtig ist, ist eine emotionale Komponente in der Kommunikation effektiv und stärkt die Verbindung zur Bevölkerung. Einbindung von Experten: Das Hinzuziehen von Fachleuten in die Kommunikation erhöht die Glaubwürdigkeit und macht komplexe Themen verständlicher. Effektiver Einsatz von Medien und sozialen Netzwerken: Die Nutzung von YouTube & Co. hilft, unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und die Kommunikation zu diversifizieren. Dialog mit der Öffentlichkeit: Bürgerversammlungen, Online-Foren oder Q&A-Sessions erhöhen das Verständnis für politische Entscheidungen und geben den Bürgern das Gefühl, gehört zu werden. Konsistenz und Verlässlichkeit: Konsistenz in Aussagen und Handlungen ist entscheidend, um Glaubwürdigkeit aufzubauen. Widersprüche zwischen Worten und Taten sollten vermieden werden. Was sind Beispiele für diese Strategien? Klare und konkrete Kommunikation: Scholz präsentiert bei der Vorstellung eines neuen Gesetzesvorschlags eine einfache, klare Zusammenfassung der Hauptziele und Vorteile. Proaktive Kommunikation: Scholz hält regelmäßige Pressekonferenzen ab, um aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel oder wirtschaftliche Entwicklungen anzusprechen. Regelmäßige Updates: Scholz führt monatliche Updates zum Fortschritt wichtiger Projekte wie Infrastrukturinitiativen ein. Emotionale Ansprache und Empathie: In Ansprachen zu nationalen Krisen bindet Scholz persönliche Geschichten von Bürgern ein. Effektiver Einsatz von Medien und sozialen Netzwerken: Scholz nutzt YouTube & Co. für schnelle, direkte Kommunikation mit jüngeren Zielgruppen. Dialog mit der Öffentlichkeit: Scholz führt öffentliche Online-Fragestunden durch, in denen Bürger direkt Fragen stellen können. Konsistenz und Verlässlichkeit: Bei Themen wie der Reduzierung der CO2-Emissionen sorgt Scholz für Konsistenz zwischen seinen Aussagen und Handlungen. Wie hätte Loriot als Bundeskanzler agiert? Als Politiker hätte Loriot einen sehr einzigartigen Stil gepflegt. Sein scharfer Verstand und sein Gespür für das Absurde im Alltäglichen hätten ihm möglicherweise einen besonderen Blick für die oft unlogischen oder komplizierten Aspekte politischer Prozesse verliehen. Er hätte diese Aspekte vielleicht auf humorvolle Weise in seinen Reden und öffentlichen Auftritten beleuchtet, um auf Missstände oder Absurditäten hinzuweisen. Seine Kommunikation wäre vermutlich geprägt gewesen von Witz und Ironie, jedoch ohne dabei respektlos oder verletzend zu werden. Loriots Talent, menschliche Schwächen und gesellschaftliche Eigenarten aufzudecken, hätte ihm in politischen Debatten eine seltene Fähigkeit gegeben, komplexe Sachverhalte auf unterhaltsame und leicht verständliche Weise zu präsentieren. In der Politikgestaltung hätte Loriot möglicherweise einen Schwerpunkt auf Kultur, Bildung und soziale Angelegenheiten gelegt. Seine Politik wäre wahrscheinlich von Kreativität und Offenheit für neue Ideen geprägt gewesen. Loriots Amtszeit als Politiker hätte sich möglicherweise durch eine gewisse Leichtigkeit und Menschlichkeit ausgezeichnet, wobei er stets versucht hätte, politische Diskussionen zugänglicher und weniger steif zu gestalten. Insgesamt hätte Loriot als Politiker wahrscheinlich einen erfrischenden und unkonventionellen Ansatz verfolgt, der die politische Landschaft mit Humor und einem kritischen, aber wohlwollenden Blick bereichert hätte. 7 Tipps zur schnellen Verbesserung der Kommunikation: Aktives Zuhören: Konzentrieren Sie sich darauf, wirklich zuzuhören, anstatt nur auf Ihre Antwort zu warten. Klarheit und Kürze: Vermeiden Sie Überflüssiges und kommen Sie direkt auf den Punkt. Nichtverbale Kommunikation beachten: Achten Sie auf Ihre Körpersprache, Gestik und Mimik. Empathie zeigen: Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers. Feedback einholen und darauf reagieren: Seien Sie offen für Kritik und nutzen Sie Feedback zur Verbesserung. Klare Struktur: Organisieren Sie Ihre Gedanken und Punkte logisch und nachvollziehbar. Positives Framing: Formulieren Sie Ihre Botschaften positiv, auch bei Herausforderungen oder Problemen. George Bernard Shaw sagte: „Das größte Problem bei der Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat.“