Tuesday, December 5, 2023
Energiesicherheit bei Flüssiggas: Deutschland muss mit neuen LNG-Schocks rechnen
Berliner Zeitung
Energiesicherheit bei Flüssiggas: Deutschland muss mit neuen LNG-Schocks rechnen
Artikel von Michael Maier •
21 Std.
Robert Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag in Berlin.
Europa hat zwar erhebliche Fortschritte bei der Verringerung seiner Abhängigkeit von russischem Gas gemacht, bleibt jedoch weiterhin anfällig für Versorgungs- und Preisschocks. Diese Auffassung vertritt Markus Krebber, der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Energieversorger RWE. Krebber sagte die Financial Times (FT), dass Europa trotz reduzierter Abhängigkeit immer noch kein ausreichendes Puffersystem für seine Energieversorgung habe.
Der RWE-Chef erklärte, dass der Mangel an Reserven dazu führe, dass Europa selbst bei natürlichen Energiequellen, wie Gasspeichern vor der Heizsaison im Winter, Schocks und Preisspitzen ausgesetzt sein werde. Im Oktober hatte Krebber bereits auf die fortbestehende Gefahr von Unterbrechungen der Erdgasversorgung hingewiesen und betont, dass Deutschland dringend in den Ausbau der Infrastruktur für den Gasimport investieren müsse, um zukünftige Engpässe zu verhindern.
Michael Lewis, Vorstandsvorsitzender des deutschen Energieriesen Uniper, teilt diese Einschätzung und sagte Bloomberg , dass Europa zusätzliche LNG-Mengen benötige, um den aktuellen Markt zu entspannen und Versorgungssorgen zu mildern. Die relative Ruhe auf dem LNG-Markt könnte jedoch erneut von volatilen Turbulenzen unterbrochen werden, wenn neue Versorgungsängste auftreten.
Deutschland geht laut einem Bericht im August davon aus, dass die Erdgaspreise bis mindestens 2027 hoch bleiben werden. Um diesem Szenario entgegenzuwirken, wurde betont, dass Maßnahmen zum Ausbau von LNG-Terminals, zusätzlicher Gasspeicherkapazität oder Pipelines ergriffen werden müssen. Die Gruppe deutscher Gasspeicherbetreiber (INES) warnte in ihrem Gas-Update vom August ebenfalls vor dem Risiko einer Erdgasknappheit bis zur Wintersaison 2026/2027, sollte nicht rechtzeitig gehandelt werden.