Monday, September 16, 2024

Versuchter Anschlag auf Trump: Was ist über den mutmasslichen Täter bekannt?

Neue Zürcher Zeitung Deutschland Versuchter Anschlag auf Trump: Was ist über den mutmasslichen Täter bekannt? Artikel von Elena Oberholzer • 6 Std. • 3 Minuten Lesezeit Die Polizei durchsucht am Sonntagabend ein Haus in North Carolina. Es soll dem Hauptverdächtigen gehören. Zwei Monate nach dem Attentat auf Donald Trump in Pennsylvania ist es erneut zu einem versuchten Anschlag auf den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten gekommen. Trump spielte am Sonntag in seinem Klub im Gliedstaat Florida Golf, als ein Secret-Service-Mitarbeiter die Spitze eines Gewehrs aus einem Gebüsch ragen sah. Der Mann vom Secret Service schoss auf den mutmasslichen Attentäter. Dieser konnte die Schüsse laut Angaben des Secret Service nicht erwidern. Der Täter liess die Waffe und weitere Gegenstände im Gebüsch zurück und versuchte, mit einem Auto zu flüchten. Das teilte die Polizei in Florida am Sonntag mit. Kurze Zeit später nahm sie den Flüchtigen laut den Angaben auf einer Autobahn unweit des Golfklubs fest. Der Mann wurde am Montag einem Richter vorgeführt und wegen unrechtmässigen Waffenbesitzes in zwei Fällen angeklagt, wie laut der Nachrichtenagentur Reuters aus der Anklageschrift hervorgeht. Konkret wird ihm vorgeworfen, trotz Vorstrafen illegalerweise eine Schusswaffe sowie eine Waffe mit unleserlicher Seriennummer besessen zu haben. Weitere Anklagen werden wohl folgen. Der Angeklagte ist laut Reuters mindestens zweifach vorbestraft. Ein 58-jähriger Bauunternehmer CNN, die «New York Times» und Fox News schrieben am Montag, bei dem Verdächtigen handle es sich um Ryan Wesley Routh, einen 58-Jährigen aus North Carolina. Dort ist er laut CNN als Wähler registriert. Er sei als selbständiger Bauunternehmer tätig, hiess es. Am späten Sonntagabend durchsuchte die Polizei ein Haus in North Carolina, wo Routh früher gewohnt haben soll. Zuletzt aber soll er in Hawaii gelebt haben. Erkenntnisse aus den Durchsuchungen teilten die Behörden zunächst nicht mit. Am Rande von Trumps Golfplatz in Florida haben die Ermittler im Gebüsch ein halbautomatisches Gewehr, zwei Rucksäcke und eine Videokamera gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass der mutmassliche Täter plante, seinen Anschlag zu filmen. Der Mann hielt sich mehr als 11 Stunden in der Nähe des Golfplatzes auf, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Routh reiste 2022 in die Ukraine Routh soll sich laut den Medienberichten in den vergangenen Jahren stark für die Ukraine eingesetzt haben. Nach dem russischen Einmarsch hat er laut den Berichten im Frühjahr 2022 einige Monate in Kiew verbracht. Bilder aus jener Zeit zeigen Routh, wie er in Kiew an Demonstrationen teilnimmt. Laut Medienberichten sagte er damals vor Journalisten, er wolle bei der Rekrutierung ausländischer Kämpfer für die Ukraine helfen. Dem Nachrichtenportal Newsweek Romania sagte Routh damals: «Viele Konflikte sind grau, dieser ist schwarz-weiss. Es geht um Gut gegen Böse.» Routh soll sich laut Berichten auch selbst als Soldat gemeldet haben, sei aber abgelehnt worden. Die ukrainische Legion internationaler Freiwilliger in der Ukraine sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Montag, man habe keine Verbindungen zu Routh. Im März 2023 hatte die «New York Times» Routh für einen Artikel über ausländische Kämpfer in der Ukraine interviewt. Routh wird darin als ehemaliger Bauarbeiter aus Greensboro im Gliedstaat North Carolina beschrieben. Laut der «New York Times» sagte Routh, er suche unter afghanischen Soldaten, die vor den Taliban geflohen sind, nach Kämpfern für die ukrainische Armee. Auch Männer aus Pakistan und Iran wollte er in die Ukraine holen. Routh wetterte auf Social Media gegen Trump Die amerikanischen Medien brachten den mutmasslichen Täter ausserdem mit einem Vorfall aus dem Jahr 2002 in Verbindung. In Greensboro, North Carolina, hatte sich damals ein bewaffneter Mann in einem Geschäft verbarrikadiert. Zuvor war der Mann bei einer Verkehrskontrolle angehalten worden. Ein Polizeibeamter bestätigte den Vorfall am Sonntag gegenüber CNN. Laut CNN hatte sich Routh in der Vergangenheit mehrmals negativ über Donald Trump geäussert. In einem eigens veröffentlichten Buch über den Krieg in der Ukraine soll er Trump als «Idioten» und als «Clown» bezeichnet haben. Auch in den sozialen Netzwerken wetterte Routh gegen Donald Trump. Im Jahr 2020 schrieb er auf Twitter, er habe 2016 noch für Trump gestimmt. Jetzt freue er sich, wenn Trump weg sei.