Kamala Harris: Russische Propagandagruppe soll Unfallvideo inszeniert haben

DER SPIEGEL Kamala Harris: Russische Propagandagruppe soll Unfallvideo inszeniert haben 2 Std. • 2 Minuten Lesezeit Eine angebliche Fahrerflucht, ein mutmaßlich gelähmtes Opfer: Trump-Anhänger teilen seit Tagen ein inszeniertes Unfallvideo mit Kamala Harris. Ein Forscherteam hat nun die Quelle der Wahlkampflüge aufgespürt. Die Frau sitzt im Rollstuhl. Mit ruhiger, emotionsloser Stimme berichtet sie einem mutmaßlichen Fernsehsender, was ihr angeblich widerfahren sei: Mit 13 Jahren sei sie in San Francisco Opfer eines Autounfalls gewesen. Die Fahrerin habe sie vom Lenkrad herab angeschaut, »dann drehte sie ihr Gesicht weg und fuhr rasch weiter«. Die Flüchtige soll angeblich Kamala Harris gewesen sein. Die Frau im Rollstuhl sei seit dem Unfall gelähmt. Das Interview verbreitet sich seit Tagen im Netz, vor allem auf der Plattform X. Nichts daran ist wahr. Eine Untersuchung von Microsoft führt die Falschmeldung nun auf eine verdeckte russische Desinformationskampagne zurück. Das Video sei ein Beleg dafür, dass sich Russland wie in früheren US-Wahlkämpfen bemühe, von außen auf die Wahl Einfluss zu nehmen. Die Forschenden des Microsofts Threat Analysis Center haben eine mit dem Kreml verbündete Propagandistengruppe namens Storm-1516 als Urheber ausgemacht. Gleich mehrere Fakten sprechen laut Microsoft gegen das Video: Das angebliche Unfallopfer ist eine bezahlte Schauspielerin. Der angebliche Nachrichtensender namens KBSF-TV existiert nicht. Die für den Sender angelegte Website wurde gefälscht und erst eine Woche vor Upload des Fake-Videos angelegt. »Ausgefallene Fake-Verschwörungsmythen« von der Trollgruppe Laut Microsoft wurde das Video erstmals am 3. September auf X hochgeladen. Viele prorussische Akteure hätten bei der Verbreitung geholfen. Die Gruppe Storm-1516 sei berüchtigt dafür, irreführende oder gänzlich gefälschte Videos mit Schauspielerinnen und Schauspielern zu produzieren. Das Ziel: Verschwörungsmythen über politische Gegner zu verbreiten. Zunächst sei es russischen Propagandisten schwer gefallen, nach dem Kandidatenwechsel von Joe Biden auf Harris ihre Desinformationskampagnen umzuschwenken, heißt es auf einem Microsoft-Blog zum Thema. Doch spätestens ab Ende August habe vor allem die Trollgruppe Storm-1516 begonnen, »ausgefallene Fake-Verschwörungsmythen« über Harris und ihren Vizekandidaten Tim Walz zu produzieren.