Friday, September 27, 2024

Hausbesuche: Elon Musk nennt Krankenstand im Tesla-Werk in Grünheide „verrückt“

Astrid Lund - Betty MacDonald fan club organizer: "Ich würde bei keinem verrückten Chef arbeiten wollen!"------------------------------------------------------------ Handelsblatt Hausbesuche: Elon Musk nennt Krankenstand im Tesla-Werk in Grünheide „verrückt“ Artikel von Iwersen, Sönke Verfürden, Michael • 5 Std. • 3 Minuten Lesezeit Die Kontrollbesuche bei kranken Mitarbeitern des Werkes sorgen für viel Aufmerksamkeit und Kritik. Jetzt schaltet sich Konzernchef Elon Musk ein – und Carsten Maschmeyer. Eine Enthüllung des Handelsblatts über unangekündigte Hausbesuche bei kranken Tesla-Mitarbeitern hat die Aufmerksamkeit von Elon Musk erregt. In einem Beitrag auf seinem Kurznachrichtendienst X thematisierte ein Nutzer den hohen Krankenstand in der Gigafabrik in Grünheide. Am Donnerstag antwortete der Tesla-Chef: „Das klingt verrückt. Ich werde mich drum kümmern.“ Die Zahlen stammen aus einer Betriebsversammlung vom 19. September, dem Handelsblatt liegt ein Tonbandmitschnitt vor. Laut der Präsentation, die Deutschland-Geschäftsführer André Thierig und Personalchef Erik Demmler zeigten, erreichte der Krankenstand in Grünheide im August 17 Prozent. Im September lagen die Fehlzeiten zwischen zehn und elf Prozent. Die Tesla-Manager bezeichneten das als „inakzeptabel“. Die Führung in Grünheide habe deshalb Konsequenzen gezogen. „Das heißt, wir mussten zu den Leuten fahren. Und das haben wir gemacht“, sagte Demmler. „Wir haben uns einfach mal 30 Mitarbeiter ausgesucht, die entsprechende Auffälligkeiten hatten. Die sich ziemlich lange im Krankenhaus befinden. Aber auch viele Erstbescheide.“ Manche Leute seien zwar tatsächlich krank gewesen, das habe er sehen können, sagte Demmler. „Aber es gab halt auch die Leute, wo wir definitiv das Gefühl hatten, die Tür ging auf. Und man dachte schon, na gut, die können. Das weiß man ja nie. Aber das Wollen hat halt schon gescheitert.“ Besuche seien grundsätzlich erlaubt, sagt Rechtsanwalt Till Heimann von der Kanzlei Kliemt in Frankfurt. Es gebe allerdings keine Verpflichtung des Arbeitnehmers, den Chef tatsächlich durch die Tür zu lassen. „Da greift das Hausrecht und die Privatsphäre des Mitarbeiters.“ Mitarbeiter diskutieren Krankenstand intern In den vergangenen Tagen gab es über Teslas Kontrollbesuche eine große öffentliche Diskussion. Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, bezeichnete das Vorgehen der Führung in Grünheide als abwegig. Christian Görke, parlamentarischer Geschäftsführer der Linken im Bundestag sagte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ mit Blick auf Musk: „Der reichste Mann der Welt muss endlich merken, dass wir hier nicht im Wilden Westen sind.“ Zuletzt schaltete sich der deutsche Milliardär Carsten Maschmeyer ein. „Bodenlos“ nannte der aus der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ bekannte Unternehmer die Vorgänge bei Tesla am Freitagmorgen im Kurznachrichtendienst X. „Kontrollbesuche des Arbeitgebers helfen wirklich niemandem! [...] Das ist ein bedenklicher Vorstoß in die Privatsphäre der Angestellten.” Maschmeyer bezweifelte den Sinn der Kontrollbesuche. „Welche Erkenntnis gewinne ich als Chef denn, wenn niemand aufmacht oder jemand nicht im Bett liegt? Keine!“, schrieb der Unternehmer. „Mein Vorschlag: Untersuchung durch Vertrauensärzte statt Vertrauensbruch durch den Chef – wenn es denn Indikationen gibt, dass die Erkrankungen vorgetäuscht sind. Ein gesundes Arbeitsverhältnis basiert auf Vertrauen und Respekt – nicht auf Überwachung.“ Auch bei Tesla wird der Krankenstand intern diskutiert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klagen über eine hohe Arbeitsbelastung. „Viele Tesla-Mitarbeiter, auch ich, haben gesundheitliche Probleme, nämlich Erschöpfung und Schlafmangel“, schreibt eine Mitarbeiterin. Ursache sei die Abfolge der Arbeitsschichten. Auf eine Nachtschicht folge eine Frühschicht und Mitarbeiter würden montags zur Frühschicht erscheinen, nachdem sie am Wochenende kaum geschlafen hätten. „Ich selbst schlafe nach einer solchen Schicht auf dem Weg nach Hause am Steuer ein“, schreibt die Mitarbeiterin. „Das macht mir Angst. Ich schreibe diesen Eintrag, um den Betriebsrat auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Das hier ist sehr wichtig – es geht um die Gesundheit der Tesla-Mitarbeiter.“ Tesla schließt weitere Hausbesuche nicht aus Viele Kolleginnen und Kollegen in Grünheide antworteten mit eigenen Beiträgen und drückten ihre Unterstützung aus. „Dein Post ist gut geschrieben“, lobte einer. „Ich persönlich habe keine Probleme [...] Aber ich würde genauso wie du den Rhythmus Nacht-Spät-Früh begrüßen.“ Ein anderer schrieb: „Das ist wahr. Wir verdienen eine Erholung nach der Arbeit. Lasst uns das gemeinsam ändern.“ Werksleiter Thierig sprach weder auf der Betriebsversammlung noch in der öffentlichen Diskussion über das Schichtsystem. Der hohe Krankenstand bei Tesla sei kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: Freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen.“ Einen Generalverdacht gegen Kranke gebe es bei Tesla trotzdem nicht. „Wir wollten den Dialog mit Mitarbeitern suchen und wissen, was bei ihnen los ist. Ein persönlicher Besuch hat dabei eine andere Wirkung als ein Anruf“, sagte Thierig. Der Krankenstand sei zurückgegangen. „Wir haben einen Effekt der Verbesserung festgestellt. Weitere Hausbesuche möchte ich nicht ausschließen.“