Sunday, September 22, 2024

Flüchtlingssituation: „Wir schaffen es nicht mehr“

come-on Flüchtlingssituation: „Wir schaffen es nicht mehr“ Artikel von Peter von der Beck • 42 Mio. • 2 Minuten Lesezeit Applaus im Rat Bürgermeister Antonius Wiesemann während der jüngsten Ratssitzung. Es war ungewöhnlich für Antonius Wiesemann. Der Bürgermeister bleibt bei der Präsentation der Flüchtlingszahlen in der Regel ruhig, diesmal regte er sich auf in Richtung Berlin und erhielt Applaus von den Ratsmitgliedern für sein Statement, das er im Nachgang zum Scheitern des Migrationsgipfels gab. Neuenrade – Wiesemann rechnet jedenfalls in Neuenrade mit einer Verschärfung der Situation. Zuvor hatte er wie üblich zu den Ratssitzungen die Neuenrader Flüchtlingszahlen präsentiert. Demnach gibt es in Neuenrade derzeit 93 Leistungsfälle. Davon befinden sich 81 Personen im Asylverfahren, zwölf Menschen sind abgelehnte Asylbewerber oder werden geduldet. Die Aufnahmequote nach dem „Flüchtlingsaufnahmegesetz“ beträgt derzeit 84,75 Prozent. 100 Prozent bedeuten 232 Personen, also können die übergeordneten Behörden noch weitere 35 Personen schicken. Doch es gibt noch die Quote für „bereits Anerkannte“. Hier ist laut Bürgermeister die Quote ähnlich. Weitere 35 Personen können zusätzlich noch geschickt werden, sodass man gut 70 Personen unterbringen müsse. Indes: Es sei aktuell aber nur Platz für 16 Personen. So sind in den Unterkünften Eichendorfstraße, Brunnenbach, Poststraße Vila und Poststraße Einfamilienhaus insgesamt 138 Menschen untergebracht. Die Kapazität liegt bei 154 Plätzen. Angemietet wurden weitere Objekte am Brunnenbach, weil die Asylunterkunft derzeit saniert wird. Zudem wurden zwei Wohnungen am Brunnenbach 11 angemietet, wo ab 15. September vier bis sechs Plätze für alleinstehende Männer geschaffen wurden. Wie Wiesemann sagte, kommen derzeit vor allem Ukrainer, Russen, Afghanen und Türken nach Neuenrade. Die Stadt mietet fleißig Wohnraum an. „Wir nehmen alles, was wir an Wohnungen kriegen können. Es spitzt sich weiter zu,“ sagte das Stadtoberhaupt. Verärgert sagte er in Richtung Berlin: „Es müssen dort Entscheidungen getroffen werden. Unsere Leute sind überlastet, wir können es nicht mehr leisten, wir schaffen es nicht mehr.“ Und Wohnraum stehe nicht mehr zur Verfügung. „Es ist jetzt 12 Uhr,“ sagte Wiesemann. Und es sehe im gesamten Kreis so aus. Und überhaupt sei er diese Diskussion langsam leid. Zustimmung signalisierten die Ratsmitglieder durch lautes und vehementes Klopfen. Ob jemand nicht geklopft hatte, war nicht auszumachen.