Friday, September 27, 2024
Britische Schauspielerin Maggie Smith gestorben
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Britische Schauspielerin Maggie Smith gestorben
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Maggie Smith wurde 89 Jahre alt.
Die britische Schauspielerin Maggie Smith ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte ihre Familie an diesem Freitag laut der britischen Nachrichtenagentur PA mit. Smith, die durch ihre Rollen in den „Harry Potter“-Filmen und der Serie „Downton Abbey“ weltberühmt wurde, sei in einem Krankenhaus im Beisein von Freunden und Familie verstorben, erklärten ihre Söhne Chris Larkin und Toby Stephens.
Eine furchteinflößende, scharfzüngige und zugleich witzige Aristokratin: In „Downton Abbey“ spielte Maggie Smith Lady Violet Crawley.
Margaret Nathalie Smith wurde am 28. Dezember 1934 in Ilford in der englischen Grafschaft Essex geboren. Ihre Mutter Margaret Hutton Little war Schottin, der Vater Nathaniel Smith stammte aus dem englischen Newcastle. Sie wuchs mit ihren sechs Jahre älteren Zwillingsbrüdern Ian und Alistair auf. 1939 übersiedelte die Familie nach Oxford, wo der Vater als Pathologe an der Universität arbeitete. Sie besuchte die Oxford Highschool für Mädchen, verließ sie jedoch im Alter von 16 Jahren und wechselte an die Oxford Playhouse School, mit dem Ziel, Schauspielerin zu werden.
Vor ihr hatte jeder Zauberlehrling Respekt: Maggie Smith als Minerva McGonagall in „Harry Potter und der Stein der Weisen“
Bühnenerfolge über Jahrzehnte
Ihre ersten Schritte als Theaterschauspielerin machte Maggie Smith ab 1952 als Mitglied der Oxford University Dramatic Society in Shakespeares „The Twelfth Night“. Es folgten Rollen in weiteren Klassikern, die größten Erfolge in den Fünfzigerjahren hatte Smith aber als Sängerin und Entertainerin im Varieté. Dabei wurde sie von dem amerikanischen Produzenten Leonard Sillman entdeckt, der sie für die Broadway-Show „New Faces of 1956“ (Premiere Juni 1956) in die USA holte. Als Smith wenig später nach London zurückkehrte, war sie ein Bühnenstar. 1957/1958 spielte sie die Hauptrolle in der Revue „Share My Letture“ im Hammersmith Theatre. Es folgte eine Vielzahl von Engagements in verschiedensten Theaterprojekten.
Sie agierte so überzeugend, dass Laurence Olivier sie schließlich 1963 an sein neu gegründetes Royal National Theatre holte. Auch als sie bereits ihre Karriere beim Film begonnen hatte, kehrte Smith immer wieder auf die Bühne zurück und feierte über Jahrzehnte zahlreiche große Erfolge. Noch 2019 stand sie in London in Christopher Hamptons Ein-Personen-Stück „A German Life“ als Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels, auf der Bühne und wurde gefeiert.
Ein Oscar als beste Hauptdarstellerin
Ihr Filmdebüt hatte Maggie Smith 1956 mit einer Nebenrolle in Cy Endfields Drama „Child in the House“. Bereits mit ihrer nächsten Filmrolle in dem Krimi „Nowhere to Go“ (1958) wurde sie als beste Nachwuchsschauspielerin für den BAFTA Award nominiert. Ebenso erfolgreich und kontinuierlich wie ihre Bühnenlaufbahn verlief nun auch die Filmkarriere. Die ganz großen Parts spielte Smith zunächst eher selten, häufig agierte sie jedoch in hochkarätiger Gesellschaft und konnte in wichtigen Nebenrollen überzeugen, so in Anthony Asquiths Drama „The V.I.P.s“ (1963) neben Elizabeth Taylor und Richard Burton.
Ende der Sechziger und in den Siebzigerjahren reduzierte Smith zugunsten ihrer Kinder ihr Bühnenpensum, ihre Präsenz auf der Leinwand nahm jedoch nicht ab. Einen ihrer größten Erfolge feierte sie mit der Titelrolle in Ronald Neames „The Prime of Miss Jean Brodie“ (1969). Für diesen Part einer engagierten, liberalen Lehrerin bekam sie 1970 den Oscar als beste Hauptdarstellerin, ihren zweiten sprach ihr die Academy 1979 als beste Darstellerin in einer Nebenrolle in Herbert Ross' „California Suite“ (1978) zu. In dieser brillanten Krimikomödie sah man sie neben Michael Caine, Alan Alda und Jane Fonda.
Noch einmal Shakespeare
Die Achtziger- und Neunzigerjahre brachten Maggie Smith Erfolg auf Erfolg und eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Sie spielte unter anderem die Lady Ames in Richard Loncraines Komödie „The Missionary“ (1982), wurde in der Rolle als Fischersfrau Joyce in Malcolm Mowbrays Komödie „A Private Function“ (1984) mit dem BAFTA Award ausgezeichnet, gab eine verbitterte Jungfer in James F. Ivorys „Room with a View" (1987), wofür sie einen Golden Globe, einen BAFTA Award und eine Oscar-Nominierung erhielt, und spielte, ebenfalls mit einem BAFTA Award geehrt, eine Klavierlehrerin in Jack Claytons Romanze „The Lonely Passion of Judith Hearne“ (1987). Danach holte sie Steven Spielberg für den Part der gealterten Wendy für seine Peter-Pan-Adaption „Hook“ (1991) vor die Kamera, als Oberin sah man sie an der Seite von Whoopi Goldberg in Emile Ardolinos Komödie „Sister Act“ (1992) sowie in Bill Dukes Fortsetzung „Sister Act 2“ (1993), und an der Seite von Goldie Hawn, Diane Keaton und Bette Midler spielte sie in Hugh Wilsons Komödie „The First Wives Club“ (1996).
Es folgten weitere hochkarätige Produktionen wie Ian McKellens Kinoversion von „Richard III“ (1996), im neuen Jahrhundert dann G. Franco Zeffirellis „Tea with Mussolini“ (2000), Robert Altmans „Gosford Park“ (2001) und Charles Dances „Ladies in Lavender“ (2004).
Eine vermeintlich biedere Haushälterin
In einem Alter, in dem sich viele Schauspielerinnen bereits in den Ruhestand verabschiedet haben, wurde Maggie Smith für Jahre mit einer Kinorolle bei Millionen von Kindern und Jugendlichen populär und weltweit bekannt: Sie spielte auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin J. K. Rowling in den insgesamt acht „Harry Potter“-Verfilmungen von 2001 bis 2011 die exzentrische Professorin Minerva McGonagall, die an Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, unterrichtet. Die „Harry Potter“-Filme gehören zu den erfolgreichsten Kinoproduktionen der Filmgeschichte.
Daneben wusste S. aber auch in anderen Rollen zu überzeugen. 2005 begeisterte sie die Kritiker in Niall Johnsons schwarzer Komödie „Keeping Mum“ (neben Rowan Atkinson und Patrick Swayze) in der Hauptrolle der nur vermeintlich biederen Haushälterin Grace Hawkins, die in ein englisches Pfarrhaus einzieht und dort ebenso patent wie mörderisch agiert. Für ihre Nebenrolle als Aristokratin in der 1912 angesiedelten Fernsehserie „Downtown Abbey“ erhielt sie 2011 einen „Emmy“. 2019 spielte sie auch eine Hauptrolle in Michael Englers gleichnamigem Kinofilm.
Maggie Smith wurde für ihre Verdienste um die britische Kunst 1990 von der Queen geadelt und durfte seither den Titel „Dame“ tragen. Ihre Söhne sagten, sie habe sich bis zuletzt ihren scharfsinnigen Humor und ihre lebenslange Leidenschaft für die Schauspielerei bewahrt. „Am Ende war sie von Familie und Freunden umgeben“, hieß es in einer Mitteilung. Sie hinterlässt neben ihren beiden Söhnen fünf Enkelkinder.