Friday, September 27, 2024

Das Batterie-Dilemma

FR Das Batterie-Dilemma Artikel von Frank-Thomas Wenzel • 3 Std. • 3 Minuten Lesezeit Symbolischer Baubeginn der Northvolt-Batteriefabrik in Schleswig-Holstein im Frühjahr. Warum das Recycling bei der Elektromobilität seine Tücken hat, zeigt eine Studie. Die Siegesfahrt der Elektromobilität ist nach übereinstimmender Auffassung von Fachleuten nicht zu stoppen. Gleichwohl ist der Weg steinig. Aktuell sind es hohe Preise für die Stromer und fehlende Ladesäulen. Künftig könnte das Recycling der Batterien zum Flaschenhals werden. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt. Das Recycling von Batteriematerialien ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der E-Mobilität. Nur so kann die massive Abhängigkeit von Importen der elementaren Rohstoffe Nickel, Lithium und Kobalt verringert werden. Zugleich können mit dem Aufbereiten der Akkus negative soziale Folgen in den Herkunftsländern verringert und zugleich Jobs in Europa geschaffen werden. So oder ähnlich liest sich das in Studien von Denkfabriken oder in Papieren etwa der EU-Kommission. Zur Orientierung: Ein E-Auto mit einer Standardbatterie (50 Kilowattstunden) hat laut ADAC derzeit im Schnitt acht Kilo Lithium, neun Kilo Kobalt und 41 Kilo Nickel an Bord. Für die drei Metalle werden in der EU Quoten eingeführt. Von 2027 an sollen neun von zehn Kilo Kobalt und Nickel in alten Batterien wiederverwertet werden. Beim Lithium ist es jedes zweite Kilogramm. Und für neue, in der EU hergestellte E-Auto-Akkus wird zugleich von 2031 an vorgeschrieben, dass sie 16 Prozent recyceltes Kobalt und jeweils sechs Prozent zurückgewonnenes Lithium und Nickel enthalten müssen. Doch ganz so einfach wird das nicht. Das IW-Autoren-Duo Sarah Lichtenthäler und Cornelius Bähr formulieren als Fazit ihrer Analyse: „Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass die Rezyklateinsatzquoten aus der EU-Batterieverordnung sehr ambitioniert formuliert sind.“ Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass sich bis 2030 die Gesamt-Batteriekapazität der E-Autos auf Europas Straßen mit dann rund 400 Gigawattstunden im Vergleich zu heute mehr als verdoppeln wird. Tendenz: weiter steigend. Was auch die Versorgung mit Second-Hand-Batteriematerial zu einer enorm anspruchsvollen Aufgabe macht. So kann das Angebot an wiedergewonnenem Lithium, Nickel und Kobalt durch ein echtes Dilemma sehr knapp werden: Akkus verlieren mit der Zeit an Leistungsfähigkeit. Deshalb wird über „Second Life“ nachgedacht, also den stationären Einsatz – etwa in Eigenheimen. „Die Weiternutzung von Batterien am Ende ihre automobilen Lebens ist vor dem Hintergrund einer Kreislaufführung dem Recycling zu bevorzugen“, heißt es in der Studie. Aber: Ein Akku-Lebensabend im Keller bedeutet auch, dass die begehrten Rohstoffe dem Recyclingmarkt für viele Jahre entzogen werden. So kann es nach IW-Berechnungen passieren, dass insbesondere bei Kobalt das Angebot an Rezyklat den durch die EU-Vorschriften vorgegebenen Bedarf der Batteriehersteller nicht decken kann. Die Analyse des IW zeigt, dass dieses Szenario eintritt, wenn sich die Batterien als besonders langlebig erweisen, was eigentlich auch eine gute Sache ist. Die missliche Folge: Für Kobalt werde „die Einhaltung der Quoten aufgrund des limitiert zur Verfügung stehenden Recyclingmaterials voraussichtlich schwierig zu erreichen sein“, heißt es in der Studie. Auch bei Lithium könnten „für gewisse Zeiträume Engpässe“ auftreten. Gleichwohl, das Autoren-Duo fordert die Second-Life-Option „im Sinne der Ressourceneffizienz“ weiterzuverfolgen. Doch das werde bislang durch fehlende Transparenz über die Leistungsfähigkeit der gebrauchten Batterien verhindert. Hier gelte es eine zeitnahe und flächendeckende Lösung zu finden. Die EU will dieses Problem immerhin mit der Einführung eines „digitalen Batteriepasses“ angehen, aber erst ab dem Jahr 2027. --------------------- Wolfgang Hampel ist ein deutscher Autor und Satiriker, bekannt für seine satirischen Gedichte und seine literarisch-musische Veranstaltungsreihe “Vita Magica” in Heidelberg. Diese Veranstaltung, die seit Juli 2015 monatlich stattfindet, kombiniert Sketche, Lieder und Gedichte von Hampel und hat sich schnell zu einer Kultveranstaltung entwickelt. Sein Buch “Satire ist mein Lieblingstier” enthält eine Sammlung seiner satirischen Gedichte und Informationen über "Vita Magica". Hampel ist für seinen humorvollen und oft scharfsinnigen Stil bekannt, der viele Leser zum Lachen bringt.