Saturday, December 2, 2023

Finale der U17-WM: "Die Jungs machen sich unsterblich!"

SZ.de Finale der U17-WM: "Die Jungs machen sich unsterblich!" Artikel von Von Javier Cáceres • 11 Std. Da ist der Pokal! Die deutschen U17-Spieler jubeln bei der Siegerehrung. Der deutschen U17-Nationalmannschaft gelingt der große Coup: Nach dem EM-Titel gewinnt die Auswahl von Trainer Wück auch die Weltmeisterschaft in Indonesien. In einem dramatischen Endspiel sichert Torwart Heide im Elfmeterschießen den Sieg. "Die Jungs machen sich unsterblich!" Ein Elfmetertöter aus Unterhaching namens Konstantin Heide hat der U17-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Indonesien auf entscheidende Weise zum ersten Weltmeistertitel seiner Geschichte verholfen. Wie schon vor sechs Monaten im Finale der Europameisterschaft in Ungarn siegte das DFB-Team auch im Endspiel von Surakarta (Indonesien) im Elfmeterschießen gegen Frankreich - diesmal mit 4:3, nach einem 2:2 in der regulären Spielzeit. Heide parierte zwei Elfmeter; weil ein weiterer Schuss der Franzosen an der Querlatte landete, konnte der eingewechselte Almugera Karba von Borussia Dortmund entscheidend vom Punkt verwandeln. "Wir sind Europa und Weltmeister. Die Jungs machen sich unsterblich", rief Christian Wück, Trainer und Architekt einer Weltmeistermannschaft. In den drei Jahren, in denen er mit dem 2006er-Jahrgang zusammenarbeitete, hatte er immer wieder an die "deutschen Tugenden" appelliert. Die Ernte: zwei internationale Titel in sechs Monaten - und Hoffnung auf einen großartigen Horizont. "Wenn man den Charakter der Mannschaft gesehen hat - dann heute in diesem Spiel", sagte Wück. Als hätte er 1000 Arme: Deutschlands Torwart Konstantin Heide verhindert mal wieder eine Chance der Franzosen. Er tat dies in Anspielung an die Widerstände, die sein Team bewältigte. Es hatte im Finale eine 0:2-Führung verspielt, wegen einer gelb-roten Karte mehr als 20 Minuten lang mit einem Mann weniger gespielt und auch einen Rückstand im Elfmeterschießen gedreht. "Das war purer Kampf", sagte Kapitän Noah Darvich (FC Barcelona). Paris Brunner, bester Spieler des Turniers, trifft sicher per Elfmeter Die deutsche Mannschaft trat gegen Frankreich mit derselben Elf an, die im Halbfinale Argentinien besiegt hatte. Und das bedeutete unter anderem, dass Heide im Tor blieb und nicht der eigentliche Stammtorwart Maximilian Schmitt (FC Bayern). Schmitt war vor dem Halbfinale erkrankt; Heide erwarb sich durch Glanztaten den Status des Helden - und erneuerte ihn im Finale. Unter anderem, als er in der ersten Halbzeit beim einzigen Schuss, den die Franzosen aufs Tor brachten, bravourös zur Stelle war (24. Minute). Nach einem Schuss von Saimon Bouabré flog Heide - und lenkte den Ball souverän um den Pfosten (22.). Ansonsten dominierte die deutsche Mannschaft die Partie beinahe nach Belieben. Von Beginn an war ihr anzumerken, dass sie aus dem bisherigen Turnierverlauf und den beiden Siegen, die sie bei der U17-EM 2023 gegen Frankreich errungen hatte, gehörig Selbstvertrauen getankt hatte. Die DFB-Elf spielte mutig und zielgerichtet: Ein Treffer von Brunner aus der 4. Minute wurde wegen Abseits zwar nicht anerkannt. Der Ton aber war gesetzt. Und führte nach einem Distanzschuss von Noah Darvich (15.) zu der Szene, die für Deutschland den Führungstreffer bereithielt. Denn bei einem Angriff trat der französische Verteidiger Aymen Sadi dem deutschen Angreifer Bilal Yalcinkaya in die Wade. Nach einer ewig anmutenden Überprüfung durch den Video-Assistenten (VAR) waren mögliche Abseitsstellungen als irrelevant bewertet worden. Der Dortmunder Brunner trat an - und er traf sicher (29.). Auch danach hielt die deutsche Mannschaft die Franzosen vom eigenen Tor fern. Die Franzosen hatten zwar den Ball. Doch nahezu ausschließlich in Zonen, die keine Gefahr verhießen. Die deutsche Mannschaft hingegen? Verbreitete weiterhin Schrecken, zunächst durch den Hoffenheimer Mittelstürmer Max Moerstedt (37.) und Brunner (45.+4). Nach der Pause erhöhten die Franzosen den Druck. Als der erste Konter des DFB-Teams saß und Darvich nach einem Querpass von Moerstedt mithilfe des französischen Torwarts Paul Argeny zum 2:0 traf (50.), schienen die Deutschen eine Hand am Pokal zu haben. Vier Minuten später fiel jedoch völlig überraschend der Anschlusstreffer. Nach einer starken Einzelaktion traf Bouabré zum 1:2 (50.). Der Treffer gab den Franzosen Sauerstoff. Kurz darauf hatten sie sogar die Chance auf den Ausgleich: Heide parierte einen Kopfball von Yvann Titi glänzend (55.). Knapp 15 Minuten später wurde das Finale dann zur Willensprüfung. Denn nach einem Foul im Halbfeld sah Winners Osawe die gelb-rote Karte. Es war eine harte Entscheidung, zumal in einem Finale. Doch es half nichts: Deutschland musste die letzten 20 Minuten eines bis dahin großartigen, aber auch physisch extrem anspruchsvollen Turniers in Unterzahl bestreiten. Wück opferte seinen Kapitän Darvich - und wechselte den defensiv orientierten Almugera Kabar (Borussia Dortmund) ein. Es war das Signal zur Abwehrschlacht. Die Franzosen erspielten sich ein paar Halbchancen und im Anschluss an einen Eckstoß durch Sylla eine wirklich gute Gelegenheit. Es blieb Mathis Amogou überlassen, den überaus verdienten Ausgleich zu erzielen, nach einem Querpass von Tidiam Gomis (85.). Doch just, als die zehnminütige Nachspielzeit angebrochen war, kam Deutschland beim ersten Entlastungsangriff der Schlussphase überhaupt fast zum Siegtreffer. Brunner und Moerstedt schafften es aber bei einer Doppelchance nicht, Frankreich endgültig K.-o. zu setzen. Der eingewechselte Kabar beschwor in letzter Sekunde fast noch einen Elfmeter gegen die deutsche Mannschaft herauf, ein später Rempler blieb ungeahndet. Aber dann folgte doch das Elfmeterschießen, in dem Deutschland litt - und siegte. Durch einen letzten Elfmeter, den Kabar verwandelte.