Wednesday, December 27, 2023
Buchauszug von Monika Gruber Warum die Grünen für mich die wahren Spießer sind
FOCUS online
Buchauszug von Monika Gruber Warum die Grünen für mich die wahren Spießer sind
Mittwoch, 27.12.2023, 11:14
In „Wilkommen im falschen Film“ widmet sich Kabarettistin Monika Gruber auf lustige und bitterböse Weise dem Zustand unserer derzeitigen Gesellschaft. Egal ob grüne „Wärmepumpenfetischisten“, „verblendete Woke-Aktivisten“ oder weltfremde Politiker: Hier bekommt jeder sein Fett weg. Ein Buchauszug.
Über Niveau und Stil manchen deutschen Liedguts aus der Gattung „Party-Schlager“ kann man sicher geteilter Meinung sein. Ob man nun bei „Zehn nackte Frisösen“ oder bei „Geh’ mal Bier holen, du wirst schon wieder hässlich“ mitsingen mag, bleibt jedem selbst überlassen. Ich finde traditionelle Schinkenstraßen-Chansons mit Titeln wie „Der Himbeertoni von der Erdbeerfarm“ oder „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ auch nur schwer schlagseitig erträglich.
Aber selbst wenn man nicht über Reime wie „Auch ihre Freundin Ananas von Blas-Krawall/hat einfach einen ganz gewaltig großen Knall/denn sie steht auf gut gesalzte Dreier/aber dafür braucht sie vier Eier“ lachen kann (erdacht und intoniert übrigens von einem sympathischen Herrn mit dem schönen Künstlernamen Ikke Hüftgold) – eines sollte man damit ganz sicher nicht machen: sie mit irgendeiner politischen Botschaft aufladen.
Anbiederung an den woken Zeitgeist
Ich erinnere mich an eine eindrucksvolle Szene auf dem Oktoberfest 2022, quasi im Jahr 1 nach der Pandemie. Das Jahr, in dem manch devote Wiesn-Wirte in Anbiederung an den woken Zeitgeist bereits lange vor der Veranstaltung verkündeten, in ihrem Zelt würde der Party-Hit von einer Puffmutter namens „Layla“ selbstverständlich nicht gespielt werden, da dieser frauenfeindlich und somit für das Niveau ihre Zelte untragbar sei – wohlgemerkt von Lokalitäten, in denen seit Jahrzehnten gerne mal unter den Tisch gekotzt, dem Nachbarn an der „Bieselrinne“ ans stramme Wadl gepinkelt oder auf dem Klo geschnackselt worden ist.
Da saß ich also eines Spätnachmittags mit Freunden in einem der kleineren Wiesn-Zelte. Die Stimmung war nach zwei ausgefallenen Oktoberfesten erwartungsgemäß ausgelassen, um nicht zu sagen vollkommen entfesselt. Das Bier und andere Spirituosen flossen in Strömen, die Damen führten ihre schönsten Dirndl samt vorteilhaft in Szene gesetztem Balkon Gassi, die Bedienungen legten angesichts des zu erwartenden üppigen Trinkgelds noch eine Drehzahl zu, ergo: Es waren alle Anwesenden ausnahmslos in Bestlaune.
Auf dem kleinen Podium spielte eine Drei-Mann-Band, deren Sänger plötzlich innehielt, sich zwischen all den ausgelassenen, anbandelnden Menschen in Dirndl und Lederhosen umschaute und leise sprach: „Ich muss euch jetzt etwas erzählen – und ihr müsst’s mitmachen!“
Wir befinden uns in einem Bierzelt auf der Wiesn, nicht im Hörsaal einer Uni in einer Vorlesung über die feministische Außenpolitik
Das Publikum schaute ihn gebannt an und wartete auf die Geschichte. Der Sänger grinste leicht schief und fuhr leise, fast verschwörerisch fort: „Ich hab’… ich hab’… sprecht mir nach: ICH HAB’ …!“ Alle sprachen ihm nach, anfänglich langsam, dann wurde der Rhythmus immer schneller wie bei der isländischen Klatsch-Choreografie während der Fußball-WM: „Ich hab’… ich hab’… ich hab’… ich hab’…" Schließlich sang der Bandleader ganz laut ins Mikro: »"ch hab’ ein Puff …"
In diesem Moment begann das komplette Zelt – Frauen und Männer, Junge und Alte, Einheimische und Zuagroaste, mutmaßliche Puffbesucher und ehrenamtliche Streetworker zu grölen: „Und meine Puffmama heißt Layla!“ Der Rest ist Geschichte.
Das war erstens kein Wunder angesichts des medialen Aufhebens in den Wochen zuvor. Und zweitens erst recht nicht, denn dieser Song war nun einmal das, was er war und wollte auch nie vorgeben, etwas anderes zu sein: ein eingängiger Stimmungshit mit Mitbrüll-Melodie, der irgendwie doof, aber auch ein bisschen lustig ist.
Denn … noch einmal für alle zum Mitschreiben: Wir befinden uns in einem Bierzelt auf der Wiesn, dem größten Volksfest der Welt und nicht im Hörsaal einer Uni in einer Vorlesung über die feministische Außenpolitik im Jahre 2023. Die Menschen kommen hierher, um zu feiern, ihren Alltag zu vergessen, indem sie zu viel essen, zu viel saufen, mit den falschen Menschen knutschen und zu banalen Nonsens-Liedern schunkeln und mitgrölen.
„Je profaner das Liedgut, desto höher der Bierkonsum!“
Der Song „Layla“ hat in ungefähr den intellektuellen Nährwert von „My Baby baby balla balla“ von Chubby Checker aus dem Jahr 1965 oder dem Burger-Dance von DJ Ötzi, der es textlich ebenfalls nicht mit Schuberts Winterreise aufnehmen kann:
Now it’s time 4 the burger dance …
OHHHHHH …
A pizza hut, A pizza hut
Kentucky fried chicken
& A pizza hut, a pizza hut
Macdonalds, Macdonalds
Kentucky fried chicken
& a pizza hut
Und warum sollte er auch? Ursprünglich wurden in den Bierzelten sogar Liedtexte ans Volk ausgeteilt, damit das Publikum sich eine weitere Maß und noch eine bestellen musste, denn bereits die damaligen Wiesn-Wirte und -Wirtinnen wussten: „Je profaner das Liedgut, desto höher der Bierkonsum!“
Ob allerdings bei der Verwendung eines typisch deutschen Vornamens ein ähnlicher Sturm der künstlichen Entrüstung durch die Social-Media-Kanäle der selbst ernannten Sittenwächter gefegt wäre, bleibt offen. Aber „Renate“ oder „Irmgard“ reimen sich nun mal leider auf fast nichts und schon gar nicht auf „geiler“.
Als Nächstes waren die Schausteller dran
Da es mit dem Verbot oder dem freiwilligen Verzicht dieses lächerlich harmlosen Liedchens nicht so recht klappte und man sich am Nachfolge-Hit mit dem schönen Titel „Bumsbar" offenbar nicht erneut wieder mit Schaum vor dem Mund lächerlich machen wollte, suchte die PC-Community fieberhaft nach neuen Betätigungsfeldern.
Deshalb waren als Nächstes die Schausteller dran, beziehungsweise angeblich sexistische und rassistische Darstellungen auf deren Fahrgeschäften wie zum Beispiel der Riesenschaukel „Top Spin“, die seit Jahrzehnten dieselbe Lackierung trägt, nämlich unter anderem einige Bikinischönheiten, die sich – Achtung! – doch tatsächlich oben ohne an einem Strand tummeln.
Der Besitzer des Fahrgeschäfts war erst entsetzt und dann stinksauer, denn nach Pandemie und Inflation konnte er sich eine Neulackierung nicht leisten und bot sein Karussell zum Verkauf an. Laut seiner Aussage hatte sich noch nie auch nur ein einziger Besucher über die angeblich unstatthaften und diskriminierenden Motive beschwert, und das, obwohl das Fahrgeschäft schon länger auf der Wiesn stand als Münchens ehemalige zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden von den Grünen alt war – 45 Jahre nämlich.
Aber ich bin ja auch nur eine sexistische alte weiße Frau
Heutzutage reicht oft schon ein einziger Schreihals, der dreister und lauter ruft als alle anderen und ein Verbot von irgendwas fordert. In der Regel duckt sich dann die Masse weg, um nicht in die Schusslinie der spaßbefreiten Moralhüter zu geraten.
In der Formel 1 reichte beispielsweise die Beschwerde einer offensichtlich überprüden amerikanischen Funktionärsgattin, um die attraktiven und seit Jahrzehnten unbeanstandeten Grid Girls für immer aus den Boxengassen der Rennställe zu vertreiben. Seither schaue ich tatsächlich lieber MotoGP, denn ich persönlich finde, dass heiße Boliden und heiße Mädels mit scharfen Kurven mindestens so gut zusammenpassen wie ein saftiges Steak mit Barbecuesoße.
Aber ich bin ja auch nur eine sexistische alte weiße Frau, die es zu behaupten wagt, die amerikanische Funktionärsgattin könnte an den feschen Grid Girls nur zwei Dinge gestört haben: dass sie allesamt im Bikini besser aussahen als sie selber und ihr Mann mit jeder Einzelnen lieber gevögelt hätte als mit ihr. Und deshalb dürfen jetzt alle Zuschauer weltweit sich nicht mehr am Anblick von Schönheiten in der Boxengasse erfreuen, sondern können stattdessen ausschließlich schwitzenden Mechanikern beim Schrauben zusehen. DAS ist sexistisch! Und intolerant.
Ein Mann hat die ganze verlogene Sexismus-Diskussion kommen sehen
Der Schauspieler Rupert Everett meinte in einem bemerkenswerten Interview in der „Bunten“ vor einigen Jahren, er hätte irgendwie das Gefühl, es schleiche sich seit Jahren so ein verlogener Neu-Puritanismus in unsere Diskussionen ein und das würde ihn als schwulen Mann, der sich schon früh in Hollywood geoutet hatte, zutiefst beunruhigen.
Damals war ich mir nicht sicher, ob er nicht etwas übertrieb. Heute weiß ich: Der Mann war ein Visionär. Er hatte diese ganze verlogene Sexismus-Diskussion kommen sehen, die unsere Gesellschaft vielleicht politisch korrekter, aber in keiner Weise toleranter und schon gar nicht leichter oder humorvoller machen wird.
Dafür fragt man sich nahezu täglich, was wohl als Nächstes auf dem Index der Sexismus-Antifa laden wird: heterosexuelle Paare? Brüste? Männer mit vollem Haar? Und wird man eines Tages nach Polen oder Ungarn fahren müssen, um heimlich eine Ausgabe des „Playboy“ zu erwerben? Ich vermute, es werden noch Dinge zur Diskussion stehen, an die Sie und ich jetzt noch nicht einmal in unseren weißbiergetränktesten Träumen denken würden.
Ein Hoch auf Verbote - hier kommen meine Vorschläge
Aber wenn man schon darüber nachdenkt, auf dem Oktoberfest irgendetwas zu verbieten, dann hätte ich für den rot-grünen Stadtrat Münchens folgende ernst gemeinte Vorschläge:
1. Lederhosen aus Plastik von Souvenirläden am Hauptbahnhof
2. Sneakers zu Lederhosen
3. Dirndl, deren Rock kürzer ist als bis zur Mitte des Oberschenkels (wir sind ja auf dem Oktoberfest und nicht auf dem Kölner Karneval)
4. dass Eltern Babys auf die Wiesn mitbringen dürfen, die jünger sind als ein Jahr (Lautstärke, Gefahr durch torkelnde Betrunkene)
5. Deppenhüte in Form eines halben Hendls mit eingebautem Motor, bei dem die beiden Hendl-Keulen sich abklatschen