Tuesday, August 8, 2023

Berliner Professor an der Freien Universität fordert Abschaffung von Erbschaften

Berliner Zeitung Berliner Professor an der Freien Universität fordert Abschaffung von Erbschaften Artikel von epd • 7 Std. Der Berliner Philosoph und Gerechtigkeitsexperte Stefan Gosepath plädiert für eine Abschaffung von Erbschaften. „Erbschaften verletzen wesentlich die Chancengleichheit“, sagte der an der Freien Universität Berlin (FU) lehrende Philosophieprofessor der taz (Dienstag): „Es ist eine ungerechte Lotterie, weil es der pure Zufall ist, ob ich reiche Eltern hatte oder nicht.“ „Alle sollten die gleichen Startchancen haben, damit wir eine fairere Gesellschaft bekommen“, betonte Gosepath. „Um Chancengleichheit herzustellen, sollten wir den ganz Reichen etwas wegnehmen, um es den ganz Armen zu geben.“ In Deutschland sei eine Erhöhung der Erbschaftssteuer aber trotz der sehr hohen Freibeträge für die Vererbung an Kinder unpopulär, bedauerte der Philosoph. Gosepath plädierte dafür, „allen ein Erbe zu geben“: „Ich will nicht alle runterziehen, sondern alle raufziehen.“ Dazu müsste die Erbschaftssteuer auf 100 Prozent erhöht werden. Mit dem Geld sollten „strukturelle Investitionen in die Zukunft“ finanziert werden: „Schulen, Hochschulen und die Gesundheitsvorsorge. Eigentlich gehört das Geld in soziale Infrastruktur, weil das den Ärmsten besser zu Chancen verhilft.“ Die öffentlichen Institutionen müssten dafür sorgen, „dass alle einen guten Start ins Leben haben können“. Gosepath warnte vor einer zunehmend ungleichen Vermögensverteilung in Deutschland. Die in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebauten Reichtümer würden jetzt an die Generation der Babyboomer vererbt: „Bis zur jetzigen Erbschaftswelle waren wir eine noch relativ egalitäre Gesellschaft.“