Tuesday, August 22, 2023

Nachruf: L'Italiano

SZ.de Nachruf: L'Italiano Artikel von Von Andrian Kreye • 1 Std. Weltweiter Hitproduzent und daheim in Italien ein Superstar: Toto Cutugno ist gestorben. L'Italiano Toto Cutugno ist tot. Wer meint, den Sänger nicht zu kennen, täuscht sich. Zumindest kennt er seine Lieder, die oft andere zu Hits machten. Adriano Celentano schaffte es mit seinem "Soli" 1979 auf Platz zwei. Als Cutugno noch Ambitionen als Rockstar hatte, landete er 1970 mit seiner Gruppe Albatros und dem Song "Africa" einen kleinen Erfolg, den Joe Dassin dann auf französisch als "L'été indien" zum Hit machte. Überhaupt liebten die Franzosen seine inbrünstigen Melodien. Mireille Mathieu sang seine Stücke, Dalida, Johnny Hallyday und Michel Sardou. Daheim in Italien war er aber bald ein Superstar. Über 100 Millionen Tonträger verkaufte er über die Jahre. Beim Schlagerfestival in San Remo trat er insgesamt fünfzehn Mal auf. Aufgewachsen ist Salvatore Cutugno im toskanischen Städtchen Fosdinovo. Er lernte Schlagzeug und Akkordeon. In den Sechzigerjahren versuchte er sich ohne Erfolg in verschiedenen Rockgruppen. Nach der Zeit mit Albatros ließ er das mit der Importmusik dann bleiben. Und gewann 1980 mit dem Lied "Solo Noi" den Wettbewerb in Sanremo. Zehn Jahre später holte er beim Eurovision Song Contest (damals noch Grand Prix Eurovision) mit "Insieme: 1992" den Sieg für Italien. Im Fernsehen war Cutugno bald schon eine Dauerpräsenz, nicht nur als Star, auch als Moderator. Weltweit trat er auf, wurde zu einer Art Botschafter der canzoni italiane. Er hatte auch gar kein Problem damit, alle Erwartungen des Weltpublikums zu erfüllen: Sein bekanntestes Lied "L'Italiano" von 1983 platzt fast vor Hingebung und ist eine liebevolle Aufzählung aller Klischees über sein Land. So geht das gleich los: "Lasst mich singen - mit der Gitarre in der Hand. Lasst mich singen. Ich bin ein Italiener. Guten Tag, Italien. Die Spaghetti bissfest und ein Partisan als Präsident." Und dann kommt eine Melodieführung, die man nach geschätzten siebeneinhalb Sekunden mitsingen kann, dazu gibt es Geigenseufzer, aufsteigende Tonartwechsel und die Sorte Schrammelgitarren, die einen sofort an so einen Dorfplatz transportieren, auf dem man noch lange nach Sonnenuntergang die Weinflaschen wegputzt. Man weiß nicht so genau, ob der Song die Blaupause für unzählige italienische Hits war, oder doch die Essenz. Funktionieren tut das immer noch. In den letzten Jahren wurde es ruhiger um ihn. 2010 trat er noch einmal in Sanremo auf. Nun ist er in Mailand gestorben. Er wurde 80 Jahre alt.