Saturday, March 1, 2025
Reaktionen auf Trump-Selenskyj-Eklat: Lob aus den USA und Russland, Schock in Europa
RND - RedakationsNetzwerk Deutschland
Reaktionen auf Trump-Selenskyj-Eklat: Lob aus den USA und Russland, Schock in Europa
Jens Strube • 13 Std. • 5 Minuten Lesezeit
Nach dem beispiellosen Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus haben Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt auf die Eskalation der zwei Staatschefs reagiert.
Vor allem aus Europa kamen solidarische Worte für den ukrainischen Präsidenten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Selenskyj zu, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. „Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten“, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. An Selenskyj gerichtet schrieb sie: „Sie sind nie allein.“ Und weiter: „Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos.“
„Lieber Selenskyj, liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein“, schrieb auch der polnische Regierungschef Donald Tusk auf der Plattform X.
Ähnlich äußerte sich auf X Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez: „Ukraine, Spanien steht an eurer Seite.“
Auch die Nato-Mitglieder Schweden und Norwegen bekundeten Kiew ihre standfeste Solidarität. Man stehe der Ukraine in ihrem Kampf für einen gerechten und dauerhaften Frieden zur Seite, erklärte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf der Online-Plattform X. Sein schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson stellte fest, die Ukrainer kämpften nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern für die von ganz Europa.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte nach dem Eklat Respekt für die kämpfenden Ukrainer ein. „Ich denke, es war richtig, dass wir alle vor drei Jahren der Ukraine geholfen und Russland sanktioniert haben und dies auch weiterhin tun werden“, sagte Macron vor Medienvertretern. „Und wenn ich ‚wir‘ sage, dann meine ich die Vereinigten Staaten von Amerika, die Europäer, die Kanadier, die Japaner und viele andere“, fuhr er fort. „Und dass man diejenigen respektieren muss, die von Anfang an gekämpft haben, weil sie für ihre Würde, ihre Unabhängigkeit, ihre Kinder und für die Sicherheit Europas kämpfen. Das sind einfache Dinge, aber sie sind gut, um in solchen Momenten daran erinnert zu werden.“
Reaktionen aus Deutschland
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte nach dem Eklat den Friedenswillen der Ukraine und grenzte sich damit von US-Präsident Donald Trump ab. „Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine!“, schrieb Scholz auf der Plattform X auf Deutsch und Englisch. „Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden.“ Angesichts von Trumps Drohung, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland im Stich zu lassen, betonte Scholz: „Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.“
Auch Noch-Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) solidarisierte sich mit der Ukraine. „Die Ukraine kann auf die unerschütterliche Unterstützung aus Deutschland, Europa und darüber hinaus bauen“, schrieb sie bei X. „Ihre Verteidigung der Demokratie und ihr Streben nach Frieden und Sicherheit sind unsere.“
CDU-Chef und Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, sicherte Selenskyj ebenfalls Unterstützung zu. Deutschland werde der Ukraine „in guten wie in schwierigen Zeiten” zur Seite stehen. „Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.“
Reaktionen aus den USA
US-Außenminister Marco Rubio dankte seinem Vorgesetzten Donald Trump nach dem Eklat im Weißen Haus. „Danke (...), dass Sie sich für Amerika einsetzen, wie es noch kein Präsident zuvor gewagt hat“, schrieb er auf der Plattform X. „Danke, dass Sie Amerika an die erste Stelle setzen. Amerika ist mit Ihnen.“
Republikanische US-Senatoren haben sich nach dem Eklat im Weißen Haus hinter Trump gestellt. Senator Mike Lee aus dem Staat Utah dankte Trump auf der Plattform X dafür, dass er sich für das Land eingesetzt und Amerika an die erste Stelle gesetzt habe. Ähnlich äußerten sich in den sozialen Medien Rick Scott aus Florida, Josh Hawley aus Kansas, Bernie Moreno aus Ohio und Jim Justice aus West Virginia.
Der Senator Lindsey Graham aus South Carolina nannte das Treffen ein komplettes Desaster und sagte, er sei nie stolzer auf Trump gewesen. Er stellte nach dem Abbruch des Treffens im Weißen Haus infrage, ob die USA weiterhin mit Selenskyj zusammenarbeiten könnten. „Was ich im Oval Office gesehen habe, war respektlos und ich weiß nicht, ob wir jemals wieder Geschäfte mit Selenskyj machen können“, sagte Graham. Der ukrainische Präsident habe es „fast unmöglich gemacht, dem amerikanischen Volk zu verkaufen, dass er eine gute Investition ist“.
Auf die Frage, ob Selenskyj zurücktreten sollte, antwortete Graham: „Er muss entweder zurücktreten oder jemanden rüberschicken, mit dem wir Geschäfte machen können, oder er muss sich ändern.“
Aus den Reihen der Republikaner wurde aber auch Kritik am Verhalten von Trump laut, der seinen Gast aus Kiew mit Vorwürfen überzogen hatte. Es sei ein schlechter Tag für Amerikas Außenpolitik, sagte der republikanische Abgeordnete Don Bacon aus Nebraska. „Die Ukraine will Unabhängigkeit, freie Märkte und Rechtsstaatlichkeit. Sie will Teil des Westens sein“, sagte Bacon. „Russland hasst uns und unsere westlichen Werte. Wir sollten deutlich machen, dass wir für die Freiheit stehen.“
Der republikanische Abgeordnete Mike Lawler aus New York, nannte das Treffen eine verpasste Chance für die USA und die Ukraine. „Dass dies an die Öffentlichkeit gelangte, war eine Katastrophe - vor allem für die Ukraine“, erklärte er. Selenskyj hatte vor seinem Treffen im Weißen Haus mit einer parteiübergreifenden Gruppe von Senatoren gesprochen, darunter die Republikaner Roger Wicker aus Mississippi und Graham.
Reaktionen aus Russland
Rückendeckung gab es für Trump nicht nur aus den eigenen Reihen - sondern auch aus Russland. Der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwdew, lobte den US-Präsidenten für seine Standpauke. Das sei eine „eiskalte Klatsche“ gewesen. Trump habe Selenskyj die Wahrheit ins Gesicht gesagt und ihm erklärt, dass er mit dem dritten Weltkrieg spiele. „Und das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich“, schrieb der frühere Kremlchef bei Telegram. Genug sei das aber nicht.
Journalisten des russischen Staatsfernsehens zeigten sich überrascht vom öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Trump und Selenskyj. Das Treffen habe die Grenzen des Anstands nicht mehr eingehalten und werde wahrscheinlich in die Geschichte eingehen, sagte Nachrichtensprecher Alexander Kareewski in den Abendnachrichten. Ein Korrespondent des staatlichen Nachrichtensenders Russia 24 sagte nach dem Treffen, es sei klar, dass von weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine nicht die Rede sein könne. Selenskyj gehe mit leeren Händen.
Reaktionen aus der Ukraine
Selenskyj äußerte sich nach dem Abbruch seines Treffens mit Trump trotzdem dankbar. „Danke Amerika, danke für die Unterstützung, danke für diesen Besuch, danke POTUS, Kongress und dem amerikanischen Volk“, teilte Selenskyj auf der Plattform X mit. POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. „Die Ukraine braucht einfach einen dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir“, sagte er.
Selenskyjs Kanzleichef, Andrij Jermak, verteidigte den Präsidenten. Selenskyj kämpfe um die Ukraine, um jeden, der einen gerechten und langanhaltenden Frieden wolle. „Ich unterstütze den Präsidenten, der die Interessen unseres heldenhaften Volkes vertritt. In jeder Situation. Punkt“, unterstrich Jermak.
Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hofft trotz des Eklats auf eine Fortsetzung der US-Hilfen für sein Land. „Heute ist keine Zeit für Emotionen. Von keiner Seite. Es muss eine gemeinsame Position gesucht werden“, schrieb er bei Telegram, ohne US-Präsident Donald Trump oder den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu erwähnen. Die Ukrainer seien dem amerikanischen Volk für die seit Kriegsbeginn gewährte Unterstützung dankbar. „Waffen, Flugabwehr, große Finanz- und Wirtschaftshilfe“, zählte der Ex-Boxer auf.
Trump schmeißt Selenskyj raus
Trump hatte seinen Gast mit Vorwürfen überzogen und ihm unter anderem vorgeworfen, einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Dann brach er das Treffen ab. Selenskyj verließ daraufhin das Weiße Haus vorzeitig.
Aus dem Weißen Haus verlautete, der ukrainische Präsident sei nach dem Treffen mit Trump aufgefordert worden, zu gehen. Die geplante Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens und eine Pressekonferenz wurden abgesagt.