Saturday, March 1, 2025
Don Trump – Der US-Präsident verhält sich wie ein Mafia-Boss
Braunschweiger Zeitung
Don Trump – Der US-Präsident verhält sich wie ein Mafia-Boss
Johannes A. Kaufmann • 2 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Der Pate: Trump verhält sich gegenüber der Ukraine wie ein Mafia-Boss, sagt Johannes A. Kaufmann.
Wenn es um den amtierenden US-Präsidenten geht, gibt es nur Teufel oder Messias. Während die einen ihrem Idol selbst dann noch folgen würden, wenn er – wie er selbst es einmal sagte – mitten auf der Fifth Avenue in New York jemanden erschösse, leiden die anderen, darunter viele deutsche US-Korrespondenten, unter „Trump Derangement Syndrome“, dem zwanghaften Bedürfnis, jede Regung Trumps zu verdammen.
Dass beispielsweise selbst die Mehrheit der Latinos in den USA das Abschieben illegaler Einwanderer befürwortet, wird gern übersehen. Sinnvolle Maßnahmen der Trump-Regierung werden entweder ignoriert – wie das erstmalige Finanzaudit des Verteidigungsministeriums (2018) – oder verurteilt – wie der Rückschnitt des Behördenapparats oder der aus dem Ruder gelaufenen, diskriminierenden Diversitäts-Ideologie.
Trumps Kritik an Nato-Partnern in Europa ist berechtigt
Selbst hinter Trumps permanenten Stichen gegen die eigenen Alliierten steht eine gewisse Berechtigung. „Kanadier neigen gegenüber Amerikanern zu extremer Selbstgefälligkeit“, gesteht die kanadische Journalistin Jen Gerson ein, „vor allem in Bezug auf unsere Gesundheitsversorgung“. Dabei priorisiere Kanada seit Jahrzehnten seine Gesundheitsausgaben – im Wissen, dass im Zweifelsfall Amerikaner mit deutlich schlechterer Versorgung „für uns bluten und sterben werden“.
Das gilt für uns Europäer genauso. Die „Friedensdividende“, die in den Ausbau des deutschen Sozialstaats geflossen ist, wurde zu einem erheblichen Anteil aus dem US-Verteidigungsetat bezahlt. Mitte der 1960er Jahre investierte Deutschland rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung. 2005 war es nur noch knapp über ein Prozent. Dass Trump da nicht mehr mitspielen will, ist verständlich.
Doch aus der moralisch begründbaren Haltung wächst bei Trump ein gänzlich unmoralisches Verhalten gegenüber der Ukraine. Er hätte kein Problem damit, wenn die USA als Dank für ihre Hilfe nach dem Krieg um einen bevorzugten Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen bitten würden, schreibt der Kolumnist Thomas L. Friedman in der „New York Times“: „Aber jetzt und ohne Sicherheitsgarantien als Gegenleistung? Don Corleone würde sich schämen, sowas einzufordern. Nicht so Don Trump.“
Trump lässt den freien Westen im Kampf gegen Putins Aggression im Stich
Erst beschimpfte Trump den ukrainischen Präsidenten Selenskyj als Diktator und warf ihm vor, den Raubüberfall des tatsächlichen Diktators Putin auf die Ukraine selbst gestartet zu haben. Und dann gab er den Mafia-Boss, der Schutzgeld erpresst – nur dass er dem Erpressten noch nicht einmal Schutz anbietet. Zudem lag die eingeforderte Summe beim Vierfachen der bisher geleisteten Unterstützung im Wert von rund 120 Milliarden Dollar.
Als „beschämend“ bezeichnet Friedman dieses Vorgehen. Für Europa ist es zudem erschreckend. Vielleicht brauchte es einen Schock, um uns aus selbstgefällig-pazifistischer Überheblichkeit gegenüber den „kriegstreiberischen“ USA zu reißen. Europa muss nun massiv aufrüsten und endlich seinen Platz in der Allianz ausfüllen, die sich dem Erhalt einer rechtebasierten Weltordnung verschrieben hat. Dazu gehört, sich fest an die Seite der Ukraine gegen die russische Aggression zu stellen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die USA unter Trump aus dieser Allianz nicht bereits komplett verabschiedet haben.