Wednesday, October 2, 2024

Israel wittert Chance gegen den Iran – „Die Tentakel dieses Oktopus sind schwer verletzt“

Merkur Israel wittert Chance gegen den Iran – „Die Tentakel dieses Oktopus sind schwer verletzt“ Artikel von Helmi Krappitz • 8 Std. • 3 Minuten Lesezeit Atomanlagen im Visier? Nach dem Raketenangriff des Iran kündigt Israels Premier Netanjahu Vergeltung an. Möglicherweise rückt Irans Nuklearprogramm ins Visier. Tel Aviv – Die Spannungen im Nahen Osten nehmen weiter zu. Nachdem der Iran einen Raketenangriff auf Israel durchgeführt hatte, kündigte Benjamin Netanjahu Vergeltung an. „Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen“, erklärte der israelische Premierminister laut einer Mitteilung seines Büros. Der Iran drohte seinerseits mit schweren Reaktionen, sollte Israel einen Gegenschlag ausführen. Wie Israel konkret reagieren könnte, war zunächst unklar – doch US-Vertreter haben bereits Vermutungen geäußert. Vergeltung nach Raketenangriff: Netanjahu-Freund will Irans Atomanlagen vernichten Ein mögliches Szenario sei laut der New York Times, unter Berufung auf US-Beamte, ein israelischer Angriff auf iranische Nuklearanlagen – insbesondere auf die Anreicherungsanlagen in Natanz, dem Zentrum des iranischen Atomprogramms. Der ehemalige israelische Premierminister Naftali Bennett äußerte auf Social Media: „Wir müssen jetzt handeln, um sein Atomprojekt zu zerstören und seine wichtigsten Energieanlagen zu zerstören.“ Er fügte hinzu: „Die Tentakel dieses Oktopus sind schwer verletzt – jetzt ist es an der Zeit, auf den Kopf zu zielen.“ In Natanz, nördlich von Isfahan, produziert der Iran fast waffenfähiges Uran. US-Regierungsvertreter berichteten, dass dieses Uran innerhalb von Tagen oder Wochen in waffenfähiges Material umgewandelt werden könnte, auch wenn die Fertigstellung einer vollständigen Atomwaffe noch länger dauern würde. Die langfristigen Folgen sind schwer abzusehen. Vali Nasr, ein Iran-Experte und früherer Dekan der Johns Hopkins School of Advanced International Studies, betonte in einem Gespräch mit der New York Times, dass der Iran nun entschlossener sein könnte, seine Waffen „näher an Israel heranzubringen“ und gleichzeitig im Inland unter Druck geraten könnte, eine offene nukleare Abschreckungspolitik zu verfolgen. Gefahr von regionalem Krieg: Eskalation im Nahen Osten liegt in Israels Hand Experten gehen davon aus, dass die nächsten Schritte von Israel abhängen. Mohanad Hage Ali, stellvertretender Direktor des Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center in Beirut, sagte dem Wall Street Journal, dass der iranische Angriff Israel dazu veranlassen könnte, direkt auf iranisches Territorium zurückzuschlagen, was die Gefahr eines regionalen Krieges erhöhen würde. Ähnlich äußerte sich Bilal Saab, ein ehemaliger Pentagon-Mitarbeiter, der nun bei der Denkfabrik Trends Research and Advisory tätig ist. Er meinte: „Die Möglichkeit einer weiteren Eskalation dieses regionalen Konflikts hat mehr damit zu tun, was Israel will und weniger damit, was der Iran tut.“ Er fügte hinzu: „Israel sieht hier eine einmalige Gelegenheit, all seinen Gegnern zu schaden und ihnen möglicherweise einen tödlichen Schlag zu versetzen.“ Lage im Nahen Osten: Irans greift Israel nach Tötung von Hamas- und Hisbollah-Chefs an Bereits im April hatten die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel gestartet, der erfolgreich abgewehrt wurde. Israels Militär und Geheimdienste hatten in der Folge Irans regionale Verbündete erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der Hamas in Teheran getötet. Daraufhin schwor die iranische Führung Rache. Am Freitag wurde mit Hisbollah-Chef Nasrallah ein wichtiger iranischer Verbündeter getötet. Zuvor hatten explodierende Pager Hunderte Hisbollah-Funktionäre verwundet und viele von ihnen getötet. Inzwischen sind israelische Bodentruppen auch im Libanon aktiv. Es blieb unklar, wie die iranische Führung darauf reagieren würde. „Gewaltsame Konfrontation“: Netanjahu pocht auf Eskalation Unterdessen plädierte US-Präsident Joe Biden für eine besonnene Reaktion auf den iranischen Angriff. Auf die Frage, wie Israel reagieren solle, sagte Biden im Weißen Haus: „Das ist momentan eine laufende Diskussion. Wir müssen uns alle Daten genau ansehen. Wir sind in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung und unseren Partnern, und das bleibt abzuwarten.“ Aktuell scheine der Angriff abgewehrt und unwirksam gewesen zu sein. Die USA stünden voll und ganz hinter Israel. Dass die USA Netanjahu in seinem Vorgehen bremsen könnten, erscheint unwahrscheinlich. „Israel hat im iranischen Kontext wesentlich mehr Handlungsfreiheit als im April, da im Prinzip keine Gefahr mehr besteht, dass sich die Hisbollah dem Iran anschließen könnte“, sagte Danny Citrinowicz, ein ehemaliger israelischer Geheimdienstoffizier mit Iran-Expertise, der New York Times. „Dies ist eine Eskalation, deren Ende schwer vorherzusehen ist“, sagte er. „Israels Vorgehen wird mit ziemlicher Sicherheit eine weitere iranische Reaktion auslösen. Wir stehen offenbar am Anfang einer gewaltsamen Konfrontation.“ (dpa/hk)