Monday, September 23, 2024
Sandra Hüller: Ostdeutsche müssen sich nicht einfach zufriedengeben
Berliner Zeitung
Sandra Hüller: Ostdeutsche müssen sich nicht einfach zufriedengeben
Artikel von Manuel Almeida Vergara • 1 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Sandra Hüller ziert das Cover der deutschen Vogue: Zum eigenen 45-jährigen Jubiläum zeigt das Modemagazin die Schauspielerin, fotografiert von Jürgen Teller in Leipzig, komplett gekleidet in Louis Vuitton. Eine im Osten Deutschlands geborene und im Osten Deutschlands fotografierte Titelheldin – dabei soll es allerdings nicht nur bildlich bleiben.
Hüller spricht auch im zugehörigen Interview– und das hat sie in der Vergangenheit verhältnismäßig selten getan – über ihre persönliche Einschätzung des Verhältnisses zwischen Ost und West. Ginge es etwa um die Wende, so Hüller, dominiere „nach wie vor ein westlicher Blick.“
Zu selten würden einer breiteren Öffentlichkeit auch Perspektiven von Menschen aus dem Osten Deutschlands eröffnet. „Beziehungsweise merke ich, dass immer wieder verlangt oder vorgeschlagen wird, dass man sich jetzt doch bitte zufriedengeben soll mit dem, was man hat“, so Hüller weiter.
Sandra Hüller, die zur Zeit des Mauerfalls elf Jahre alt war, habe selbst „diesen Systemwechsel von einem Tag auf den anderen, ohne Erklärung oder in der Annahme, alle wollen das“ als prägende Erfahrung erlebt. „Ich bin jetzt 46, und ich glaube, dass das auch auf nachfolgende Generationen übertragen wird: diese Unterbrechung“, sagt die Schauspielerin in der Septemberausgabe der Vogue, die am Samstag erscheinen wird.
Um von Wende und Wiedervereinigung endlich ausgewogen erzählen zu können, müssten auch die Geschichten von Menschen aus dem Osten Deutschlands abgebildet und nicht einfach „als Ostalgie oder so etwas“ abgestempelt werden. „Die Menschen haben echte Erfahrungen gemacht, die sind valide, die sind real“, so Hüller.
Ein wichtiges Medium dafür sei der Film; aktuell ist Sandra Hüller in der DDR-Komödie „Zwei zu eins“ zu sehen. Solche Produktionen seien entscheidend, „damit die Leute besser verstehen, wie das damals für Leute in der DDR gewesen ist. Und damit das Einfluss hat auf das Erleben heute und auf die Handlungen der Leute, die dort herkommen.“