Thursday, August 1, 2024
USA: Trump bekommt Gegenwind wegen falscher Harris-Aussagen – "alter, ängstlicher Mann"
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USA: Trump bekommt Gegenwind wegen falscher Harris-Aussagen – "alter, ängstlicher Mann"
01.08.2024, 10:52
Anna Von Stefenelli
Zuerst hat der Präsidentschaftskandidat in den USA, Donald Trump, regelmäßig gegen den US-Präsidenten Joe Biden geschossen. Nach dem Rückzug Joe Bidens aus einer erneuten Kandidatur ist die neue Kandidatin Kamala Harris sein neues bevorzugtes Opfer.
Auch am Mittwoch schoss er gegen sie. Er stellte Harris' Herkunft fälschlicherweise infrage. So behauptete er, die US-Vizepräsidentin sei vor einigen Jahren "zufällig schwarz geworden", nachdem sie "plötzlich eine Wende" in ihrer Identität vollzogen habe. Seine Begründung schockierte. Und die Aussagen ließen nicht lange auf Gegenwind warten. Nicht nur Kamala Harris reagierte auf die Falschaussagen. Zahlreiche Politgrößen der USA sprangen ihr zur Seite, übten scharfe Kritik. Selbst ein Familienmitglied Trumps stellt sich gegen ihn.
USA: Trump trifft Falschaussage über Herkunft von Harris
Die fragwürdigen Aussagen entstanden, als ein Interviewer Trump bei einem Treffen Schwarzer Journalist:innen (NABJ-Konferenz) eine Frage stellte. Er fragte Trump, warum Schwarze Wähler:innen einen Kandidaten unterstützen sollten, der in seiner Vergangenheit rassistische Angriffe auf politische Rivalen begangen hat.
Trump antwortete mit einem Angriff und indem er Harris‘ Herkunft infrage stellte. Er sagte: "Sie war immer indischer Abstammung und hat nur das indische Erbe gefördert. Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren zufällig schwarz wurde, und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein. Ich weiß also nicht, ist sie Inderin oder ist sie schwarz?"
Er respektiere beides, aber sie selbst tue das nicht, behauptet er. "Denn sie war die ganze Zeit Inderin, und dann hat sie plötzlich eine Kehrtwende gemacht und ist eine Schwarze geworden", sagte er und fügte hinzu, dass das jemand untersuchen solle.
Kurz darauf schob er auf seiner Plattform Truth Social hinterher: "Die verrückte Kamala sagt, sie sei Inderin und nicht schwarz. Das ist eine große Sache. Eine eiskalte Lüge. Sie benutzt alles, auch ihre ethnische Identität!"
Der Beitrag enthielt ein Video aus dem Jahr 2019, in dem Harris und die Komikerin Mindy Kaling Masala Dosa gemeinsam kochen, ein beliebtes südindisches Gericht. Sie tauschten sich in dem Clip über ihre südindische Herkunft aus.
Trump-Aussage zu Harris ist aus der Luft gegriffen – sie schießt zurück
Zum Hintergrund: Kamala Harris identifiziert sich seit ihrer Kindheit als Schwarze. Harris‘ Mutter war Inderin und ihr Vater Jamaikaner, beide wanderten in die USA aus. Harris wurde in Oakland, Kalifornien, geboren. Sie besuchte dort eine historisch afroamerikanische Universität, die Howard University in Washington. Und: Sie ist die erste weibliche, erste Schwarze und erste südasiatische Vizepräsidentin.
Vice President Kamala Harris speaks during a campaign rally, Tuesday, July 30, 2024, in Atlanta. (AP Photo/John Bazemore)
Schon lange vor Beginn von Kamala Harris' Karriere identifizierte sie sich als Schwarze.
Kamala Harris reagierte bei einem Auftritt vor Studierenden in Houston auf die umstrittenen Aussagen Trumps: "Wir alle erinnern uns noch an die vier Jahre (Anm. d. Red.: Als Trump US-Präsident war). Heute haben wir noch einmal eine kleine Auffrischung bekommen." Es sei die "gleiche, alte Show" – mit Spalterei und Respektlosigkeit.
Dann fügte sie hinzu: "Lasst mich eins sagen: Das amerikanische Volk hat Besseres verdient. Die Menschen verdienen jemanden an der Spitze, der die Wahrheit sagt. Jemanden, der auf Fakten nicht mit Wut und Hass reagiert." Zudem bräuchten die USA jemanden, der verstehe, dass Unterschiede nicht trennen, sondern die "Quelle der Stärke" seien.
Während Trumps Vize, J. D. Vance, Trump verteidigte, mieden zahlreiche andere Republikaner laut "CNN" die Debatte über die Herkunft Harris'. Stimmen aus dem Lager wie John Thune, Steve Daines oder John Barrasso sagten, man solle sich im Wahlkampf auf Politik und die Meinungsverschiedenheiten konzentrieren.
Politiker springen Harris zur Seite – auch Trumps Neffe
Mehrere hochrangige Demokraten verurteilten die Aussagen Trumps und äußerten ihre Empörung. So der Abgeordnete Steven Horsford aus Nevada, Vorsitzender des Congressional Black Caucus. Er bezeichnete Trump als schwarze Frau als "rassistisch", "beleidigend" und "anstößig". Der Gouverneur von Illinois, JB Pritzker, äußerte sich ähnlich hinsichtlich des "Rassismus", den Trump an den Tag lege.
Der Senator von Arizona, Mark Kelly, der als möglicher Vizekandidat von Kamala Harris gilt, kritisierte Donald Trumps Bemerkungen ebenfalls scharf. Gegenüber Reporter:innen sagte er, es handele sich um "die Kommentare eines verzweifelten, verängstigten alten Mannes, der insbesondere in der letzten Woche von einem erfahrenen Staatsanwalt in den Hintern getreten wurde." Kelly glaubt, dass schlicht die Sorge Trumps aus ihm spreche. Die Sorge vor einem möglichen Sieg von Harris bei der Wahl im November. Und: So sei Trump nun einmal, "offenkundig rassistisch".
Sogar Trumps eigener Neffe, Fred Trump III, sagte gegenüber "CNN", dass er nicht für seinen Onkel, aber für Harris stimmen werde. Der Grund: "Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Freiheiten auf dem Spiel stehen und Kamala Harris die Einzige ist, die zwischen seiner Spaltung und der Einschränkung von Freiheiten und Demokratie steht." Über die Äußerungen Trumps zeigte er sich nicht überrascht: "Das scheint in letzter Zeit häufiger vorzukommen. In vielen Fällen missversteht er die Menge."