Saturday, December 28, 2024
Ein Jahr nach Chefwechsel - Wolfgang Grupp mischt bei Trigema immer noch mit, doch „manchmal gehe ich früher“
Ein Jahr nach Chefwechsel - Wolfgang Grupp mischt bei Trigema immer noch mit, doch „manchmal gehe ich früher“
dpa • 17 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Der langjährige Trigema-Chef Wolfgang Grupp gilt als der „König von Burladingen“. Vor einem Jahr zog er sich aus der Führung zurück - ins Büro geht er aber immer noch.
Anfang 2024 übergab Wolfgang Grupp die Leitung seines traditionsreichen Textilunternehmens Trigema in Burladingen an seine Kinder. Trotz des Rückzugs von der Chefposition bleibt er weiterhin täglich im Büro aktiv – stets im Anzug, mit Krawatte und Einstecktuch.
„Meine Kinder haben darauf bestanden, dass ich genauso hier sitze und der Schreibtisch von mir beibehalten wird. Ich bin jetzt ab und zu froh, dass nicht alles auf mir lastet. Manchmal gehe ich früher“, erklärt der 82-jährige Unternehmer, der immer noch für die Produktionsdisposition verantwortlich ist. „Ich kann mich gesundheitlich nicht beschweren, aber man merkt, dass man nicht mehr so schnell die Treppen runter läuft.“
Nahtloser Übergang zum Generationswechsel bei Trigema
Die Geschäftsführung übergab der erfahrene Firmenchef an seine Tochter Bonita und seinen Sohn Wolfgang Grupp junior. Seit dem 1. Januar 2024 ist Wolfgang Grupp junior persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer. Bonita Grupp tritt als Mitglied der Geschäftsführung an. Ihre Mutter, Elisabeth Grupp, bleibt weiterhin als Gesellschafterin aktiv, ist jedoch nicht in der Geschäftsführung vertreten.
Wolfgang Grupp senior betont, dass der Übergang aufgrund der langjährigen Mitarbeit seiner Kinder reibungslos verlaufen sei. „Natürlich mussten wir uns in unserem Team finden und haben gewisse Strukturen aufgebaut. Wir treffen uns einmal die Woche und besprechen wichtige Dinge. Wir sind glücklich darüber, dass unser Vater uns immer noch auch mit Rat und Tat zur Seite steht“, bemerkt Bonita Grupp, die seit Herbst für die CDU im Kreistag des Zollernalbkreises sitzt.
Wolfgang Grupp junior erläutert die Zuständigkeiten: „Meine Schwester kümmert sich ums Personal, E-Commerce und Marketing. Meine Mutter verantwortet die Testgeschäfte. Ich bin zuständig für den B2B-Bereich, Verkauf, Logistik und IT.“
Trigema setzt auf Modernisierung
Elisabeth Grupp erklärt, dass es bei Trigema nur wenige Änderungen gegeben habe. Eine Neuerung seien die Zwischenkollektionen. „Wir haben uns entschieden, dass wir das Jahr über kleinere Kollektionen dazwischenschieben.“ Diese Zwischenkollektionen, die unter anderem größere, grafische Muster beinhalten, eignen sich laut Bonita Grupp hervorragend für die Präsentation in den sozialen Medien, insbesondere auf Instagram. „Wir wollen auch nicht zu modisch sein. Denn unser Anspruch ist es, dass man unsere Produkte lange tragen kann.“
Das Unternehmen erzielt etwa 40 Prozent seines Umsatzes über die Testgeschäfte, 40 Prozent über den Online-Shop und 20 Prozent durch Direktkunden. Wöchentlich stellt Trigema rund 80.000 Teile her.
Bonita Grupp erklärt ihr politisches Engagement
Über ihre Entscheidung, in die Politik zu gehen, sagt Bonita Grupp: „Wir haben hier allein im Landkreis zwei Produktionswerke. Der Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lebt hier. Wir wollen, dass die Region langfristig attraktiv bleibt für Personal, und unsere Region auch die Stärke bewahrt, die sie hat.“
Wolfgang Grupp junior betont die Notwendigkeit, dass die Politik Bürokratie abbaut und flexibler wird. „Wir haben Arbeitskräftemangel und das ist nicht nur bei Trigema so. Wir suchen dringend Fachkräfte. Es wäre gut, ein System zu finden, um älteren Mitarbeitern, die ein oder zwei Jahre länger arbeiten möchten, steuerliche Vergünstigungen anzubieten. Es belastet erstens die Rentenkasse nicht und zweitens ist es für die Wirtschaft produktiv.“ Auch Überstunden sollten steuerlich begünstigt werden, fordert der 33-Jährige.
Historie und Traditionen von Trigema
Der ehemalige Firmeninhaber Wolfgang Grupp machte Trigema durch kreative Fernsehspots bekannt, in denen zunächst ein echter Schimpanse und später eine animierte 3D-Version desselben als „AI-Fashion-Influencer“ für die Produkte warb.
Wolfgang Grupp wurde am 4. April 1942 in Burladingen geboren und übernahm 1969 das hoch verschuldete Unternehmen, das 1919 von seinem Großvater gegründet wurde. Unter seiner Leitung entwickelte sich Trigema zum größten T-Shirt- und Tennisbekleidungshersteller Deutschlands. Kurzarbeit oder betriebsbedingte Kündigungen gab es bei Trigema nie. Den Kindern der Mitarbeiter wurde stets ein Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz nach Schulabschluss garantiert.
Als in den 1970er Jahren viele Textilunternehmen ihre Produktion nach Asien verlagerten, bestand Grupp darauf, weiterhin nur in Deutschland zu produzieren. Zunächst belieferte er Kaufhäuser, später den Großhandel und schließlich die Discounter. Im Jahr 1984 entschied er, den Vertrieb in eigene Hände zu nehmen und eröffnete das erste Tagesgeschäft im Allgäu.