Monday, October 21, 2024

Moskau: Russischer Öl-Tycoon stirbt bei Fenstersturz – mysteriöse Todesfälle häufen sich

Berliner Zeitung Moskau: Russischer Öl-Tycoon stirbt bei Fenstersturz – mysteriöse Todesfälle häufen sich Artikel von Alexander Schmalz • 6 Std. • 2 Minuten Lesezeit Ein führender russischer Oligarch ist von einem Kreml-Spion tot aufgefunden worden. Der ehemalige Vizepräsident des aufgelösten Energiekonzerns Yukos, Michail Rogachev, starb offiziellen Angaben zufolge nach einem Sturz aus einem Fenster, berichteten die Nachrichtenagenturen TASS und RIA Novosti. Ein Mitarbeiter des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR habe den Öl-Tycoon leblos vor dem Eingang eines Moskauer Wohnhauses gefunden, als er am Samstagmorgen mit dem Hund eines hochrangigen Spionagechefs im Innenhof des Gebäudes Gassi gegangen sei, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Russischen Fernsehsendern zufolge habe Rogachev im zehnten Stock gewohnt. Die offizielle Version der Todesursache ist Selbstmord, da er an Krebs gelitten habe. Er habe eine Nachricht hinterlassen, die nun von der Polizei untersucht werde. Diese Berichte wurden jedoch von seinen engen Freunden und Verwandten vehement dementiert. Die unabhängige russische Zeitung Novaya Gazyeta berichtete, dass er am Tag seines Todes „mit seinen Angehörigen gefrühstückt hat und in normaler Stimmung war.“ Nach Informationen des Telegram-Kanals VCHK-OGPU, der angeblich Verbindungen zum russischen Geheimdienst hat, habe Rogachev zwar in den letzten Jahren gesundheitliche Probleme gehabt, diese seien aber „nicht kritisch“ gewesen, und er habe mit seiner Familie Kontakt gehabt, wobei „seine Worte keine Hinweise auf einen möglichen Tod enthielten.“ Es sei auch kein Abschiedsbrief gefunden worden. Dem Telegram-Kanal zufolge seien dagegen verstreute Papiere auf dem Boden seiner Wohnung entdeckt worden, in denen Rogachev seinen Arzt für eine verpfuschte Operation verantwortlich gemacht haben soll. Rogachev hat laut der Daily Mail eine erfolgreiche Karriere in einigen der größten russischen Unternehmen hinter sich – gilt aber auch als Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zwischen 1996 und 2007 arbeitete er für Yukos, das dem russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski gehörte, der zuvor wegen politisch motivierter Anschuldigungen im Zusammenhang mit seiner Opposition gegen Putin verhaftet und inhaftiert worden war. Als das Unternehmen 2007 geschlossen wurde, wurde er stellvertretender Generaldirektor von Wladimir Potanins Norilsk Nickel. Potanin ist heute der reichste Mann Russlands und wurde von Großbritannien als Teil von Putins „innerem Kreis“ sanktioniert. Rogachev reiht sich damit in eine Reihe von mysteriösen Todesfällen führender russischer Persönlichkeiten ein. Erst im Juli war die angesehene russische Ökonomin Valentina Bondarenko bei einem rätselhaften Fenstersturz aus ihrer Moskauer Wohnung im Alter von 82 Jahren ums Leben gekommen. Die genauen Umstände des mutmaßlichen Sturzes blieben jedoch zunächst unbekannt. Russischen Zeitungen zufolge war nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelte. Marina Jankina, die 58-jährige Chefin des Finanz-Departments des russischen Verteidigungsministeriums, wurde im Februar 2023 tot aufgefunden, nachdem sie in St. Petersburg aus einem Fenster gestürzt war. Wenige Tage zuvor wurde der ehemalige russische Generalmajor Wladimir Makarow tot aufgefunden – nur wenige Wochen nachdem er aus dem Dienst entlassen wurde. Russischen Behörden zufolge handelte es sich um Selbstmord. Ravil Maganov, Vorsitzender des Erdölkonzerns Lukoil, stürzte im September 2022 aus einem Fenster des Moskauer Zentralen Klinischen Krankenhauses, auch bekannt als Kreml-Klinik. Auch eine prominente Richterin starb, nachdem sie aus einem Moskauer Hochhaus gestürzt war.