Saturday, April 5, 2025
Übernahmen und Börsengänge: Trumps Politik lässt große Deals platzen
Handelsblatt
Übernahmen und Börsengänge: Trumps Politik lässt große Deals platzen
Maisch, Michael • 10 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Frankfurter Börse: Die Dax-Konzerne haben den Umsatz 2024 trotz Wirtschaftskrise gesteigert
Das Zollchaos an den Märkten bringt den ohnehin angeschlagenen Markt für Börsenlistings und Firmenkäufe in schwere Turbulenzen. Hoffnungsträger wie Klarna verschieben ihren Börsengang.
Die Zollpolitik von Donald Trump hat sich als Gift für die Börsen erwiesen. Die Wall Street erlebte am Donnerstag und Freitag den größten Kursrutsch seit fünf Jahren. Diese Verluste sorgen auch am Markt für Unternehmensübernahmen und bei der Planung von Börsengängen für Chaos.
Nach übereinstimmenden Medienberichten haben seit der Ankündigung der US-Strafzölle mindestens sechs Unternehmen die Planungen für ihren Börsengang unterbrochen, darunter auch der schwedische Zahlungsdienst Klarna, einer der Hoffnungsträger unter den Technologielistings in diesem Jahr.
Klarna hatte im April seinen Börsenprospekt in den USA eingereicht und wollte mit dem Listing mindestens eine Milliarde Dollar einnehmen. Die Gesamtbewertung hätte bei mehr als 15 Milliarden Dollar gelegen. In einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021 war Klarna Medienberichten zufolge noch mit mehr als 45 Milliarden Dollar bewertet worden.
Zu den größeren Unternehmen, die ihren Börsengang vorerst unterbrochen haben, zählt auch die US-Ticketplattform Stubhub, die im März ihr Listing angekündigt hatte. Ursprünglich hatte die Wall Street mit Euphorie auf die Wahl von Trump reagiert und mit einem deutlich Aufschwung bei Börsengängen gerechnet.
Doch dieser Optimismus war schon vor der Zollankündigung verflogen. Zuletzt sorgte das verpatzte Listing des Tech-Unternehmens Coreweave für Ernüchterung. Die auf Dienstleistungen für Anwendungen künstlicher Intelligenz spezialisierte Firma musste kurz vor dem Börsengang nicht nur die Zahl der angebotenen Aktien deutlich senken, sondern auch den Ausgabepreis reduzieren.
Aufgeschobene Verkäufe lassen Kurse sinken
Auch am Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) sorgte die Unberechenbarkeit der US-Wirtschaftspolitik für Verwerfungen. So droht der milliardenschwere Verkauf des Medikamentenverpackungskonzerns Gerresheimer zu platzen, nachdem sich einer der potenziellen Bieter, der Finanzinvestor KKR, zurückgezogen hat. Die Aktie von Gerresheimer war daraufhin am Freitag um mehr als 14 Prozent eingebrochen.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg verzichtet der französische Konzern Saint-Gobain vorerst auf den Verkauf seiner Auto-Glassparte. Der Deal hätte einen Wert von rund 2,5 Milliarden Euro gehabt hätte. Ähnlich wie bei Börsengängen hatten die Investmentbanker auch am M&A-Markt auf einen Schub durch die neue US-Regierung gehofft. Aber auch hier haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Daten des Informationsdienstes Dealogic zeigen, dass das M&A-Volumen in den USA im ersten Quartal um drei Prozent gefallen ist.
Investmentbanker fürchten nun, dass das Chaos an den Märkten und die Angst vor einer globalen Rezession die Finanzierung von Übernahmen deutlich schwererer machen wird. „Die Banken werden bei der Vergabe von Leveraged Loans deutlich zurückhaltender werden“, meint ein Frankfurter Banker. Diese Darlehen dienen speziell zur Finanzierung von Firmenkäufen.
Aber nicht nur an der Finanzierung könnten Deals scheitern, auch die Vorstandschefs dürften vorsichtiger werden. In einem Bloomberg Interview sagte Jim Zelter, der Präsident des Finanzinvestors Apollo: „Ich glaube, dass das Top-Management eine Vision und den Wunsch nach Übernahmen hat, aber in der Realität sind die Dinge zum Halten gekommen“.