Saturday, December 21, 2024
„Ohne die Holländer wären wir im Winter verloren“
RP ONLINE
„Ohne die Holländer wären wir im Winter verloren“
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Düsseldorf . Die Landeshauptstadt zieht zur Weihnachtszeit immer mehr niederländische Gäste an. Das freut Gastronomen und Hoteliers – manche richten ihr Angebot sogar extra danach aus.
Stijn und Jennifer aus Utrecht in den Niederlanden: Das Pärchen genießt die Wintersonne auf dem Weihnachtsmarkt am Kö-Bogen.
Um niederländische Lebensfreude zu spüren, muss man in diesen Tagen nicht in unser Nachbarland fahren. Ein Besuch auf den Düsseldorfer Weihnachtsmärkten reicht. Ob am Kö-Bogen, in der Altstadt oder am Rhein, überall hört man es: „Gezellig“ für die Gemütlichkeit, „Leuk“ für die reizende Stimmung oder ein kurzes „Sorry“ – wenn es dann doch etwas zu eng wird. Gefühlt wird die Menge der Gäste aus den Niederlanden Jahr für Jahr größer. Und tatsächlich bestätigen das auch Menschen, die davon profitieren.
Die Zahl der Übernachtungen von niederländischen Touristen im Dezember hatte sich 2023 im Vergleich zur Zeit vor Corona schon verdoppelt, meldet Düsseldorf Tourismus. „Wir sind optimistisch, dass sich der positive Trend auch dieses Jahr fortsetzt“, sagt Sprecherin Franziska Vogel. Neuerdings werde auch vermehrt die Nacht von Sonntag auf Montag gebucht.
Für Hoteliers bedeutet das einen Oranje-Boom im Advent – und sogar danach. „Aktuell sind bei uns an den Wochenenden bis zu 80 Prozent der Buchungen aus den Niederlanden“, sagt Benjamin Tenius. Für den Chef des Clayton-Hotels „ein unglaublicher Wert“. Und der halte sich nach einer kurzen Festtagspause bis zum letzten Dezemberwochenende, denn erst dann endet der Weihnachtsmarkt. „Die Stadt macht da einiges richtig“, so Tenius.
Die steigende Beliebtheit ist nicht nur der Mundpropaganda zu verdanken. Das Stadtmarketing hat im November und Dezember spezielle Kampagnen mit einer niederländischen PR-Agentur geschaltet. So gibt es auf der Internetseite „Cityzapper“ Artikel über „magische Kerstmarkten in Düsseldorf“. Ein Fokus liegt auf dem neuen Roncalli-Weihnachtsmarkt. „Es geht darum, die Besonderheiten herauszustellen“, sagt Franziska Vogel.
Jasmijn Vos und ihre drei Freundinnen sind aus Zwolle nahe des Ijsseelmeeres nach Deutschland gekommen und schon seit Mittwoch auf „Kerstmarkt-Tour“. Angefangen haben sie in Dortmund, dann ist Düsseldorf dran. Hier sei das Riesenrad super und auch der Markt am Rhein. Am Freitagabend geht es weiter nach Köln und als Abschluss am Sonntag nach Bonn.
Noud Haag kommt mit seiner Familie seit Jahren in der Weihnachtszeit nach Düsseldorf. „Eigentlich immer mit dem Bus, dieses Mal aber mit dem Auto. Meine Frau sitzt im Moment im Rollstuhl, da ist das einfacher“, sagt er. Am Samstag wollen sie dem Weihnachtsmarkt am Schloss Benrath einen Besuch abstatten. „Wir haben Fotos bei Facebook gesehen, das sieht sehr schön aus“, schwärmt Noud.
Lotte und Milan stammen aus Venlo und sind durch Instagram auf den Geschmack gekommen. „Wir waren zwar schon öfter hier, aber noch nie zu Weihnachten“, sagt Lotte. In einem Video habe alles so schön ausgesehen, da entschieden sie sich spontan für ein verlängertes Wochenende in Düsseldorf.
Die Rentnerinnen Margaretha, Geertruida, Anna und Grietje trinken an einem Stand auf dem Schadowplatz ihren zweiten Glühwein und sind in bester Stimmung. Sie kommen aus s’Hertogenbosch und sind per Bus angereist. Bis Sonntag bleiben sie in Düsseldorf. „Unsere Männer haben wir zu Hause gelassen“, sagt Grietje lachend. Ohne die sei es hier irgendwie lustiger.
Weil die Gäste aus den Niederlanden so freundlich und konsumfreudig sind, sagt Altstadt-Gastronom Frank Engel: „Ohne die Holländer könnten wir im Winter nicht überleben.“ Er hat sein kulinarisches und musikalisches Angebot sogar extra auf die Touristen aus dem Nachbarland ausgerichtet. „Viele kommen regelmäßig und fühlen sich hier schon heimisch“, sagt Engel.
Auch Lukas Gatzweiler, Marketingchef in der Hausbrauerei Zum Schlüssel, sagt: „Wir haben noch mehr niederländische Gäste bei uns als in den Jahren zuvor.“ Das Schweineschnitzel mit Pommes und Spiegelei zähle zu den beliebtesten Gerichten, bei den Getränken werde häufiger Kaffee als Alt bestellt. „Unser Serviceleiter scherzt bereits, er müsste so langsam mal Niederländisch lernen“, sagt Gatzweiler.