Thursday, June 22, 2023
»Titan«: US-Marine registrierte Tauchboot-Implosion offenbar schon am Sonntag
DER SPIEGEL
»Titan«: US-Marine registrierte Tauchboot-Implosion offenbar schon am Sonntag
Artikel von Florian Pütz • Vor 4 Std.
Einsatzkräfte haben Trümmer des Tauchboots gefunden. Für die Insassen gibt es keine Hoffnung mehr. Daten sollen nun zeigen, dass die »Titan« schon vor Tagen vom Atlantik zerdrückt wurde.
Das im Atlantik verschollene Tauchboot »Titan« ist womöglich schon am Tag seines Starts am vergangenen Sonntag implodiert. Darauf weisen Daten der US-Marine hin, über die unter anderem der Nachrichtensender CNN, das »Wall Street Journal« sowie die Nachrichtenagentur AP berichten.
Die US-Küstenwache geht mittlerweile vom Tod der fünf Insassen des Tauchboots aus. In der Nähe des »Titanic«-Wracks waren am Donnerstag Trümmerteile gefunden worden, die zur wahrscheinlich implodierten »Titan« gehören. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe.
Ein akustisches Unterwassererkennungssystem der U.S.-Navy habe die Implosion der »Titan« wahrscheinlich am Sonntag registriert, heißt es nun in den Medienberichten. »Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des ›Titan‹-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde«, sagte ein Sprecher dem Sender ABC.
Die Marine habe diese Information sofort an die Einsatzkräfte vor Ort weitergeleitet, berichtet CNN unter Berufung auf einen hochrangigen Marine-Beamten. Diese Information sei dazu verwendet worden, das Suchgebiet einzugrenzen. Das registrierte Geräusch sei jedoch als »nicht definitiv« eingestuft worden. Deswegen sei der Such- und Rettungseinsatz fortgesetzt worden.
Der Sprecher der US-Küstenwache, John Mauger, hatte am Donnerstag gesagt, die »Titan« sei wahrscheinlich implodiert: »Die Trümmer deuten auf einen katastrophalen Verlust der Druckkammer hin«. Wann genau dies geschehen sei, sei unklar. Es sei noch »zu früh«, um das mit Sicherheit sagen zu können. Sonarbojen hätten in den drei Tagen zuvor aber kein »katastrophales Ereignis« wahrgenommen.
Mauger sprach den Familien der Opfer sein tiefes Beileid aus. Auch der Tauchboot-Betreiber OceanGate Expeditions geht davon aus, dass die Passagiere tot sind.
Auf Tauchfahrt gegangen war das Boot mit fünf Personen an Bord:
dem als »Monsieur Titanic« bekannten Forscher Paul-Henri Nargeolet, 77, einem der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners
sowie dem britischen Abenteurer Hamish Harding, 58, der mehrere Guinness-Weltrekorde hält.
Ebenfalls an Bord gegangen waren der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood, 48, und dessen 19-jähriger Sohn Suleman
sowie der Chef der Betreiberfirma OceanGate, Stockton Rush, 61, – der Steuermann des Bootes.
Auch die Stiftung der Dawood-Familie hat mittlerweile eine Mitteilung veröffentlicht, in der sie erklärte, Shahzada Dawood und sein Sohn seien tot.
Küstenwache zieht ab
Das Tauchboot war am Sonntag als vermisst gemeldet worden. Die »Titan« war auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen »Titanic« in rund 3800 Meter Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab. Eine große Suchaktion folgte.
Die Küstenwache kündigte nun an, ihre Präsenz vor Ort zu reduzieren. »Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen«. Die Operationen auf dem Meeresboden werde jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt.
Experten hatten bereits in der Vergangenheit geäußert, das Tauchboot sei nicht sicher.