Saturday, November 9, 2024

Zur Niederlage von Kamala Harris gegen Donald Trump: Hass schlägt Hoffnung

Gofeminin Zur Niederlage von Kamala Harris gegen Donald Trump: Hass schlägt Hoffnung Artikel von Ann-Kathrin Schöll • 2Tage • 3 Minuten Lesezeit Ich kann nicht glauben, was ich da sehe. Die Karte der USA rot an Stellen, die blau sein sollten. Eine Welle der Panik packt mich, obwohl ich tausende Kilometer weit weg bin. Ich bin in meinem Bett, mein Sohn atmet ruhig neben mir. Draußen ist es noch dunkel, das Handydisplay verbreitet kaltes Licht. Es fühlt sich an, als würde ich nach unten gezogen. Ein Schluchzer bahnt sich seinen Weg nach oben. Ich versuche ihn zu unterdrücken, aber es gelingt mir nicht. Mein Sohn öffnet die Augen. "Was ist los, Mama?", fragt er mit verschlafener Stimme. Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihm in seine Augen. Ich brauche einen Moment, um mich so weit in den Griff zu bekommen, dass ich sprechen kann. "Der Doofi hat die Wahl gewonnen", sage ich mit erstickter Stimme. "Doofi" ist unser Wort für Donald Trump. Wir nennen ihn so, weil er doofe Dinge gesagt hat und doofe Dinge getan hat. Ich habe meinem Sohn erklärt, dass es auf der Welt viele Doofis gibt, aber zum Glück viel mehr freundliche Menschen. Gerade fühlt es sich an, als hätte ich ihn belogen. "Warum hat der Doofi gewonnen?", fragt mein Sohn. Etwas in mir zerbricht. Der kindliche Teil, der bis vor einigen Stunden noch fest davon überzeugt war, dass am Ende alles gut wird. Dass die Hoffnung gegen den Hass gewinnt. "Wir alle stehen auf einem unendlich großen Friedhof und beerdigen die Hoffnung" Das "Warum" tut weh. Donald Trump gewinnt, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil er ein Mann ist. Es ist egal, was er macht. Es ist egal, was er sagt. Es ist egal, wen er mit seinen Worten und seinen Taten verletzt. Er gewinnt. Mein Sohn versteht das nicht und ich kann es ihm nicht erklären. Ich fühle eine Mischung aus Taubheit, Müdigkeit und Angst. Am stärksten ist aber die Trauer. Meine Kollegin Anne Heier von Edition F beschreibt das, was viele von uns heute fühlen sehr treffend: "Wir alle stehen auf einem unendlich großen Friedhof und beerdigen die Hoffnung." Hoffnungsträgerin Kamala Harris Genauso fühlt es sich an. Als wäre etwas gestorben. Die Hoffnung an die Vernunft der Menschen. Die Hoffnung daran, dass die Rechte von Frauen und Minderheiten wichtiger sind als Benzinpreise. Die Hoffnung an die Kraft der Wahrheit. Die Hoffnung, dass unsere Kinder in einer offenen, toleranten und freien Welt aufwachsen können. Und die Hoffnung, dass am Ende endlich die Frau gewinnt. Heute trauere ich gemeinsam mit so vielen Menschen - nicht nur in den USA, sondern weltweit. Wir trauern um eine hellere, eine buntere und eine sicherere Zukunft für unsere Kinder. Die Welt fühlt sich heute schwer an und ich weiß nicht, was passieren wird. Was ich aber weiß, ist, dass ich meinen Sohn zu einem freundlichen, toleranten und offenen Menschen erziehen werde, der Gut von Böse unterscheiden kann. Der weiß, dass er nicht automatisch ein besserer Mensch ist, nur weil er ein Mann ist. Der versteht, dass Handlungen Konsequenzen haben. Heute fühlt es sich an, als würde die Hoffnung sterben. Aber ich weiß, dass sie überleben wird. Die Hoffnung ist eine Kämpferin. Geben wir ihr nur etwas Zeit, sich zu erholen.