Monday, November 4, 2024
Harris oder Trump – Wann sind die ersten Hochrechnungen da?
Harris oder Trump – Wann sind die ersten Hochrechnungen da?
Artikel von RP ONLINE • 16 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Washington . Das Rennen ums Weiße Haus wird vielleicht knapp. Aber wie funktioniert eigentlich die US-Wahl? Wann gibt es verlässliche Hochrechnungen? Und wann steht endgültig der Gewinner fest? Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Kamala Harris und Donald Trump liefern sich ein Rennen um das Weiße Haus bei der US-Wahl 2024.
Wird mit Kamala Harris zum ersten Mal in der US-Geschichte eine Frau Präsidentin? Oder kehrt Donald Trump zurück? Der Ausgang der US-Wahl am 5. November ist Umfragen zufolge so eng wie lange nicht mehr.
Die 60 Jahre alte Demokratin tritt mit Tim Walz als Vizepräsidentschaftskandidaten an, dem Gouverneur von Minnesota. Der 78-jährige Republikaner hat sich J.D. Vance als Stellvertreter ausgesucht, ein junger Senator aus Ohio.
Rund 155 Millionen Menschen haben vor vier Jahren ihre Stimme abgegeben. 81 Millionen davon gingen an Joe Biden, mehr als je zuvor für einen Kandidaten. Wirklich entscheidend waren aber gerade einmal 43.000 Menschen in drei Bundesstaaten. Das liegt am komplizierten Wahlsystem. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Kamala Harris ist die amtierende Vizepräsidentin der USA unter Joe Biden. Nachdem Biden im Juli seine Kandidatur zurückgezogen hatte, tritt sie nun für die Demokraten an. Harris war von 2011 bis 2017 Attorney General in Kalifornien, zwischen 2017 und 2021 vertrat sie den Bundesstaat im Senat.
Wie genau wird der Präsident oder die Präsidentin gewählt? Was sind Wahlleute?
Die Wählerinnen und Wähler bestimmen nicht direkt über den oder die Präsidentin, sondern sie entscheiden darüber, wem die Wahlleute ihres jeweiligen Bundesstaates ihre Stimme zu geben haben. Diese Delegierten werden im Dezember zur formellen Abstimmung über den Präsidenten geschickt. Dabei gilt in aller Regel: Wenn ein Kandidat in einem Staat auch nur mit einer Wählerstimme vorn liegt, bekommt er alle Wahlleute in diesem Staat zugesprochen – außer in Nebraska und Maine stimmen alle Delegierten eines Staates als Block ab.
Was sind „Swing States“ oder „Battleground States“?
Aufgrund von historischen Erfahrungen gilt es schon jetzt in über 40 Staaten als sicher, wer gewinnt. Der Wahlkampf konzentriert sich auf sieben Bundesstaaten in der Mitte, die in der Vergangenheit mal für die eine, mal für die andere Partei gestimmt haben. Sie werden in den USA „Swing States“ oder „Battleground States“ genannt, „Schlachtfelder-Staaten“.
Wann kommen die ersten Hochrechnungen?
Wegen der vielen Zeitzonen in den USA gibt es keine einheitliche Schließung der Wahllokale. Stattdessen endet die Wahl in den Bundesstaaten im Osten zuerst, den Abschluss bildet Hawaii. Anders als in Deutschland gibt es keine Prognose beim Schließen der Wahllokale und auch keine Hochrechnung während der Auszählung. Deutet sich allerdings aufgrund von historischen Ergebnissen und Vorwahlumfragen an, dass einem Kandidaten der Sieg in einem Bundesstaat kaum noch zu nehmen ist, dann rufen die großen Fernsehsender einen Gewinner aus. Diese Aussagen gelten als sehr verlässlich, die Sender unterhalten eigene „Entscheidungstische“ mit teils jahrzehntelang erfahrenen Experten.
Wie lange dauert die Auszählung? Wann steht fest, wer gewinnt?
Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass es am Dienstagabend noch keinen Sieger gibt, aber unmöglich ist es nicht. 2020 wurde Joe Biden am Samstagmorgen nach der Wahl zum Sieger erklärt. Anders als in Deutschland gibt es je nach Bundesstaat oft sehr unterschiedliche Auszählungsmodalitäten mit Computern oder nur auf Papier. Bei sehr engen Entscheidungen sehen die meisten Bundesstaaten eine manuelle Nachzählung vor.
Wird Trump die Wahl anerkennen?
Es gibt die Angst, dass Trump und die Republikaner erneut versuchen, das Wahlergebnis anzuzweifeln, sollte Harris gewinnen. In manchen Staaten werden zuerst die persönlich abgegebenen Stimmen am Wahltag bekanntgegeben und erst danach die Stimmen ausgezählt, die per Post oder persönlich in den Tagen vor der Wahl eingingen. Gerade Demokraten wählen häufiger vorab, wodurch die Auszählung zunächst die Republikaner besser dastehen lässt und mit der Zeit mehr Stimmen für die Demokraten hinzukommen. Trump hat deshalb 2020 noch in der Wahlnacht behauptet, er sei uneinholbar vorn und habe gewonnen, obwohl noch längst nicht alle Stimmen gezählt waren. Nahezu alle Beobachter halten es für sicher, dass er das auch dieses Jahr versucht.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Nach der Zertifizierung in den Bundesstaaten und möglichen Nachzählungen per Hand kommen die Wahlleute am 17. Dezember in ihren jeweiligen Bundesstaaten zur Abstimmung zusammen. Im Januar wird dann im Senat noch einmal das Ergebnis zertifiziert, mit dem Vizepräsidenten als Sitzungsleiter. Dieses Treffen hatte am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol geführt, weil Trumps damaliger Vize Mike Pence die Wahl anerkennen wollte. Trump hetzte einen Mob auf, und Hunderte Demonstrierende brachen in das Parlamentsgebäude ein, einige skandierten „Hängt Mike Pence!“. Dieses Mal sitzt Anfang Januar 2025 Harris als noch amtierende Vizepräsidentin dieser Sitzung vor.