Sunday, May 29, 2022

Ukraine-Krieg: Wie russische Oligarchen ihre Luxusjachten in Sicherheit bringen

DER SPIEGEL Ukraine-Krieg: Wie russische Oligarchen ihre Luxusjachten in Sicherheit bringen Christian Buß - Vor 28 Min. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine versuchen westliche Behörden, die Dickschiffe von Putin-Freunden zu beschlagnahmen. Der »Observer« hat nun aufgedeckt, wie einige Eigner die Fahnder austricksen. Russische Milliardäre haben seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Zugriff auf Luxusjachten, Immobilien und andere Vermögen im Gesamtwert von an die zehn Milliarden Euro verloren. Das machte die EU-Kommission vor einigen Tagen bekannt. Gut 2,3 Milliarden davon stammen aus der Sicherstellung der Prunkschiffe aus dem Besitz Kreml-naher Oligarchen. Nun hat der britische »Observer« in einer umfassenden Recherche nachgezeichnet, wie die superreichen Russen ihre schwimmenden Wertanlagen vor der Konfiszierung durch europäische Regierungen oder die USA schützen: Sie schalten einfach das »Automatic Identification System« (AIS) ab, mit dem Jachten ab einer bestimmten Größenordnung überall auf den Weltmeeren zu orten sind. Entdecken Sie mit SPIEGEL+ jetzt noch mehr Hintergründe, Analysen und Reportagen zu Themen, die unsere Gesellschaft bewegen. Jetzt einen Monat gratis lesen. Alle Schiffe über 300 Bruttoregistertonnen müssen mit so einem Tracker ausgestattet sein; ihre Halter werden dazu angehalten, das Verfolgungssystem während Seepassagen und an Ankerplätzen anzuschalten. Tracker aus und Schalter ab Das Crewmitglied einer russischen Jacht teilte dem »Observer« mit: »Uns wurde gesagt, dass wir das AIS abschalten sollen. Wir haben das dann auch getan und zudem den Schalter des Geräts abgeschraubt.« Unter anderem sind durch solche Maßnahmen folgende drei Jachten vom Radar der Verfolger-Behörden verschwunden: Die 72-Meter-Jacht »Clio« von Oleg Deripraska, Großaktionär beim russischen Aluminiumkonzern Rusal. Nach der russischen Invasion nahm das Schiff Kurs vom Indischen Ozean in Richtung Türkei, das letzte Signal wurde am 18. April aus dem Schwarzen Meer empfangen. Die 70-Meter-Jacht »Galactica Super Nova« aus dem Besitz von Vagit Alekperow, dem ehemaligen Präsidenten des Erdölkonzerns Lukoil. Zuletzt wurde das Schiff am 2. März nahe der kroatischen Küste getrackt. Die 140-Meter-Jacht »Ocean Victory«. Eigentümer ist Victor Rashnikov, Mehrheitseigner des Stahlunternehmens Magnitogorsk Iron and Steel Works. Das letzte Funkzeichen wurde am 1. März von einem Ankerliegeplatz bei den Malediven empfangen. Alle Schiffe über 300 Bruttoregistertonnen müssen mit AIS ausgestattet sein, ihre Halter werden dazu angehalten, das System während Seepassagen und an Ankerplätzen angeschaltet zu halten. Allein fünf Oligarchen-Jachten sollen die Malediven angesteuert haben. Die Gründe dafür liegen nicht in dem angenehmen Klima, sondern schlicht und einfach in der Tatsache, dass es keinen Auslieferungsvertrag zwischen den USA und dem Inselstaat gibt. Weltweit soll es laut offiziellen Berichten aus der Schiffbauindustrie 9300 solcher Superjachten geben, insgesamt in einem Wert von fast 60 Milliarden Euro. 10 Prozent dieser Schiffe sollen laut »Observer« im Besitz von Russen sein.