Sunday, March 16, 2025
„Auf Wiedersehen“ in 20 Sprachen – Donald Trumps Schlag gegen US-Auslandsmedien
Frankfurter Rundschau
„Auf Wiedersehen“ in 20 Sprachen – Donald Trumps Schlag gegen US-Auslandsmedien
Artikel von Laura May • 2 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Populistisch gegen die Presse
Donald Trump kürzt drastisch die Finanzierung der US-Auslandssender. Der Schlag gegen kritische Medien freut autokratische Staatschefs weltweit.
Washington – US-Präsident Donald Trump hat einen weiteren Schnitt ins US-System realisiert. Im Kettensägenstil à la Javier Milei und Elon Musk werden ab sofort US-Auslandssender zusammengespart. Die Regierung hat am Samstag (15. März) hunderte Mitarbeiter in mehreren Ländern beurlaubt.
Reporter und andere Angestellte von Sendern wie Voice of America, Radio Free Asia und Radio Free Europe erhielten zum Wochenende eine E-Mail, wonach sie keinen Zutritt mehr zu ihren Büros erhalten und Presseausweise, Diensttelefone und andere Ausrüstung abgeben müssen. Ein entsprechendes Dekret hatte der Rechtspopulist Trump am Freitag unterzeichnet.
„Auf Wiedersehen“ in 20 Sprachen – Donald Trump feuert Angestellte von Auslandssendern
Trump und sein Berater Elon Musk wollen laut AFP Budgets und Personal der US-Bundesbehörden drastisch stutzen. Davon betroffen ist unter anderem das Bildungsministerium, das kürzlich die Entlassung von fast der Hälfte seiner Mitarbeiter verkündete. Zudem ordnete Trump die weitgehende Auflösung der US-Entwicklungsbehörde USAID an.
In seinem am Freitag unterzeichneten Dekret ordnete er drastische Kürzungen bei der für die Auslandssender zuständigen Behörde USAGM an. Diese sei eines der „Elemente der Bundesbürokratie, die der Präsident für unnötig hält“, heißt es in dem Dekret. Das Weiße Haus erklärte, die Kürzungen würden sicherstellen, dass „die Steuerzahler nicht länger für radikale Propaganda aufkommen müssen“.
Ein Pressesprecher des Weißen Hauses, Harrison Fields, schrieb im Onlinedienst X in 20 Sprachen „Auf Wiedersehen“ – eine Anspielung auf die mehrsprachige Berichterstattung der Auslandssender.
„Großes Geschenk an Amerikas Feinde“ – Kritik an Trumps Sparkurs in den USA
Der Direktor des Senders Voice of America, Michael Abramowitz, sagte, er sei wie 1300 weitere Mitarbeiter am Samstag beurlaubt worden. Der Sender brauche „eine durchdachte Reform“, schrieb er auf Facebook. „Aber die heutige Maßnahme wird Voice of America unfähig machen, seine lebenswichtige Mission zu erfüllen.“ Voice of America sendet in 43 Sprachen und erreicht wöchentlich Millionen Zuhörer. VOA wurde 1942 gegründet, um der Nazi-Propaganda entgegenzuwirken und erreicht laut Reuters wöchentlich 360 Millionen Menschen.
Der Chef von Radio Free Europe/Radio Liberty, Stephen Capus, nannte die Entscheidung ein „großes Geschenk an Amerikas Feinde“. Er erklärte: „Die iranischen Ayatollahs, die kommunistischen Führer Chinas und die Autokraten in Moskau und Minsk können sich über das Verschwinden von RFE/RL nach 75 Jahren nur freuen.“ Die Entscheidung sorge dafür, dass die Gegner „stärker und Amerika schwächer“ werde.
Voice of America berichtet bisher kritisch aus China oder Nordkorea
Die von den USA finanzierten Auslandssender haben sich seit dem Ende des Kalten Krieges neu orientiert und einen Großteil der auf die neuen demokratischen Länder Mittel- und Osteuropas ausgerichteten Programme aufgegeben, um sich auf Russland und China zu konzentrieren. Der 1996 gegründete Sender Radio Free Asia sieht seine Aufgabe darin, unzensierte Berichte aus Ländern ohne freie Medien zu liefern, darunter China, Myanmar, Nordkorea und Vietnam.
Die Sender verfügen über redaktionelle Vorkehrungen, die trotz der Finanzierung durch die US-Regierung ihre Unabhängigkeit garantieren. Dies sorgt im Lager des Präsidenten, der seit langem gegen Medien wettert, für Ärger. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump vorgeschlagen, dass die von der US-Regierung finanzierten Medien seine Politik unterstützen sollten. (lm/afp)