Sunday, May 11, 2025
„Sehr schlechte Idee“: Trump-Gesandter bricht Protokoll bei Putin-Treffen zum Ende des Ukraine-Kriegs
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Frankfurter Rundschau
„Sehr schlechte Idee“: Trump-Gesandter bricht Protokoll bei Putin-Treffen zum Ende des Ukraine-Kriegs
Bettina Menzel • 5 Std. •
3 Minuten Lesezeit
Fehler bei Verhandlungen?
Trumps Sondergesandter übernimmt russische Narrative zur Ukraine – und verlässt sich bei einem Treffen mit Putin auf eine Kreml-Personalie.
Moskau – US-Präsident Donald Trump hatte Steve Witkoff ursprünglich zum Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt. Trotz fehlender diplomatischer Erfahrung und Expertise übernahm der 68-Jährige im Laufe der Zeit auch Aufgaben bei den Verhandlungen im Ukraine-Krieg. Mehrfach traf Witkoff den russischen Präsidenten Wladimir Putin – und machte dabei Berichten zufolge mehrere Fehler. Unter anderem verstieß der US-Sondergesandte gegen ein langjähriges Protokoll.
Bei Putin-Treffen für Ende des Ukraine-Kriegs: Witkoff setzt keinen eigenen Übersetzer ein
Bei den Treffen mit dem Kremlchef am 11. Februar, 13. März und 11. April in Russland habe sich Witkoff auf den Übersetzer des Kreml verlassen, teilte ein US-Beamter und zwei weitere westliche Beamte NBC News mit. Damit sei der frühere Immobilieninvestor Gefahr gelaufen, dass Nuancen in Putins Botschaften verloren gingen. Zudem habe er die Aussagen nicht unabhängig prüfen können, hieß es von den Quellen weiter.
Die Nutzung des Dolmetschers des Kremls sei „eine sehr schlechte Idee“ gewesen, die Witkoff „in eine echte Nachteilsposition“ gebracht habe, kommentierte Michael McFaul, ein ehemaliger US-Botschafter in Russland. „Ich spreche Russisch und habe bei demselben Treffen sowohl Kreml- als auch US-Dolmetschern zugehört, und die Sprache ist nie dieselbe“, so McFaul weiter zu NBC News.
Mit der Nutzung eines eigenen Übersetzers lässt sich aus Sicht von Experten zudem sicherstellen, dass die nicht beim Treffen anwesenden US-Regierungsmitglieder eine korrekte Abschrift des Gesprächs erhalten, ein sogenanntes Memcon (Memorandum of conversation). Am Ende jedes Treffens habe er zusammen mit dem Übersetzer sichergestellt, „dass wir alles richtig verstanden hatten und das ‚Memcon‘ genau richtig war. Mit einem russischen Beamten ist das nicht möglich“, erklärte McFaul. Eine falsche Abschrift des Gesprächs könnte bei weiteren Verhandlungen Probleme schaffen.
Allein im Verhandlungsraum und keine Expertise: Machte Witkoff weitere Fehler?
Das war offenbar nicht Witkoffs einziger Fehler bei den Treffen mit Putin. Ein Video vom 25. April zeigt den US-Sondergesandten allein beim Betreten des Verhandlungsraums. Üblich ist, Begleitung von Beratern oder Experten zu haben, die bei komplizierten Verhandlungen unterstützen können. Experten kritisieren den US-Sondergesandten ohnehin wegen seiner fehlenden Expertise. Witkoff habe „unkritisch mehrere unzutreffende russische Behauptungen“ in Bezug auf die Ukraine übernommen, hieß es etwa in einem Lagebericht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).
In einem Interview mit dem früheren Fox News-Moderator Tucker Carlson hatte Trumps Sondergesandter etwa gesagt, Russland habe „fünf Regionen in der Ukraine zurückerobert.“ Tatsächlich hatte Moskau die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig besetzt. In vier Regionen hatte der Kreml im Jahr 2022 Scheinreferenden abgehalten, um eine Legitimität der Annexion vorzugaukeln. „Witkoffs Aussage über die ‚Rückeroberung‘ dieser Gebiete [...] untermauert die Rechtfertigungen des Kremls für seine expansionistischen Gebietsforderungen“, kritisierten die ISW-Experten weiter.
Ließen sich die USA vorführen? Übersetzerin offenbar auch für Moskaus Auslandsgeheimdienst tätig
Das Video zeigt noch ein weiteres Detail: Witkoff deutet zu Beginn auf eine Frau am Tisch und fragt: „Dolmetscherin?“, was Putin bejaht. „Von der Botschaft?“, fragt der US-Sondergesandte weiter, auch das wird bestätigt. War Witkoff also in dem Glauben, die Übersetzerin sei ihm von der US-Botschaft in Moskau gesendet worden? Laut Recherchen des Investigativjournalisten Christo Grozev handelt es sich um eine von der Regierung ernannte Übersetzerin, die neben Putin auch für andere hochrangige russische Politiker sowie für den Leiter des russischen Auslandsgeheimdienstes Sergei Naryschkin übersetzt, was Grozev für „beunruhigend“ hält.
Die Frage sei laut Grozev also: Dachte Witkoff wirklich, sie sei von der US-Botschaft geschickt worden? Oder ließ sich – was laut dem Experten „vielleicht noch schlimmer ist“ – die US-Regierung gar vorführen? Anna Kelly, die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte, Witkoff habe sich „in Abstimmung mit dem Außenministerium an alle Sicherheitsprotokolle“ gehalten. Auf Nachfrage von NBC News gab Kelly allerdings keine Identität der russischen Dolmetscherin an.