Friday, May 9, 2025
Handelskrieg: Trostpreis für London
Handelsblatt
Handelskrieg: Trostpreis für London
Riecke, Torsten • 21 Std. •
2 Minuten Lesezeit
Das britisch-amerikanische Handelsabkommen ist kein Befreiungsschlag in Trumps Handelskrieg. Ein Hoffnungsschimmer ist es dennoch.
Dass US-Präsident Donald Trump in dem von ihm angezettelten Handelskrieg seinen ersten „Burgfrieden“ mit Großbritannien schließt, ist keine Überraschung. Die beiden Länder sind traditionell eng verbunden, und der britische Premierminister Keir Starmer hat Trumps Ego mit einer Einladung von König Charles III. geschickt geschmeichelt. Das reicht, um vor allem der britischen Stahl- und Automobilindustrie mit einem Mix aus Importquoten, Zollsenkungen und Gegengeschäften das Überleben zu erleichtern.
Ein Befreiungsschlag von Trumps nationalistischem Zoll-Fluch ist es jedoch schon deshalb nicht, weil alle Importe aus Großbritannien nach Amerika auch weiterhin mit einem Strafzoll von zehn Prozent belegt werden. Zudem kommt Starmer den USA mit einer Reihe von Konzessionen beim Export von Industriegütern und Agrarprodukten entgegen. Von dem insbesondere von London angestrebten umfassenden Handels- und Technologieabkommen ist der Handschlag mit Trump jedoch weit entfernt.
Politisch ist der Deal dennoch für beide Seiten ein Gewinn. Der US-Präsident kann zeigen, dass er bereit ist, seine fehlgeleitete Kampagne gegen die Handelspartner der USA durch Verhandlungen zu korrigieren, ohne sein Gesicht zu verlieren. Für den britischen Premierminister hat sich die „weiche“ Diplomatie gegenüber Trump zumindest teilweise ausgezahlt.
Die positive Reaktion der Finanzmärkte signalisiert zudem die Hoffnung der Investoren, dass Trump durch Gespräche doch noch zur wirtschaftlichen Vernunft gebracht und eine selbstzerstörerische Eskalation des globalen Handelskriegs verhindert werden kann.
Die EU sollte daher nicht neidisch auf das US-amerikanisch-britische Abkommen blicken, sondern es als Ansporn verstehen, selbst einen Deal mit dem Machthaber im Weißen Haus zu schließen. Zumal Trump nach den massiven Warnungen der Finanzmärkte ahnt, dass er sich mit seiner Zollrunde verrannt hat.
Für die Labour-Regierung in London zeigt das dürftige Handelsabkommen mit Trumps Amerika einmal mehr, dass Großbritanniens wirtschaftliche Zukunft eher in Europa als jenseits des Atlantiks liegt.