Sunday, April 13, 2025
Höhenflug des Euro: Trump zerstört den US-Dollar als Leitwährung der Welt, warnen Ökonomen – der Euro wird zur Alternative
Business Insider Deutschland
Höhenflug des Euro: Trump zerstört den US-Dollar als Leitwährung der Welt, warnen Ökonomen – der Euro wird zur Alternative
Romanus Otte • 15 Std. • 4 Minuten Lesezeit
Treibt den Euro hoch: US-Präsident Donald Trump zerstört das Vertrauen in den US-Dollar als verlässliche Leitwährung der Welt, warnen Ökonomen.
Treibt den Euro hoch: US-Präsident Donald Trump zerstört das Vertrauen in den US-Dollar als verlässliche Leitwährung der Welt, warnen Ökonomen.
Mit seinen ebenso aggressiven wie unberechenbaren Zöllen sorgt US-Präsident Donald Trump nicht nur für Sorgen um den Welthandel. Trump löst auch enorme Turbulenzen an den Finanzmärkten aus. Sie betreffen Aktien, US-Staatsanleihen – und in besonderer Weise Währungen. Was sich aktuell zwischen dem US-Dollar und dem Euro abspielt, kann das gesamte weltweite Finanzsystem verändern. Donald Trump riskiert die Rolle des Dollar als Leitwährung der Welt, sagt etwa die Deutsche Bank. Der Euro wird zur Alternative. Die Folgen wären dramatisch.
Mit Trumps Wahlsieg legte der US-Dollar zunächst zu. Dazu trug auch die Ankündigung von Zöllen bei. In der Tendenz sollten Zölle eine Währung eher steigen lassen. Mit Trumps Amtsantritt geriet der Euro zunächst weiter unter Druck. Da kostete ein Euro rund 1,04 US-Dollar. Ökonomen erwarteten sogar, dass der Euro erstmals seit zehn Jahren auf die Parität zum Dollar fällt, also auf einen Dollar für einen Euro.
Doch spätestens als Trump Anfang April sein großes Zollpaket auf fast alle Produkte und fast alle Länder der Welt verkündete, kippte die Stimmung. Nicht nur die Kurse von Aktien und US-Staatsanleihen brachen ein. Auch der Dollar verlor an Wert. Als Trump die meisten Zölle plötzlich für 90 Tage aussetzte, holten die Aktien Teile ihrer Verluste wieder auf. Der Dollar aber verlor weiter und noch schneller an Wert.
Der Euro steigt zum Dollar auf 3-Jahres-Hoch
Am Freitag fiel der US-Dollar zum Euro auf den tiefsten Stand seit Februar 2022. Auch zu anderen wichtigen Währungen wie dem japanischen Yen gab die US-Währung nach. Sogar Russlands Rubel hat zum Dollar gewonnen. Ein Euro kostete am Freitag über 1,13 US-Dollar. Seit Trumps Amtsantritt hat Euro zum Dollar mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen.
Dahinter steht ein Vertrauensverlust. Grund sind weniger Zweifel an der Stärke der US-Wirtschaft, sondern vielmehr der Verlässlichkeit der US-Politik und der Institutionen, sagte Robin Winkler von der Deutschen Bank. Die weltweit angesehenen Devisen-Experten der Deutschen Bank Research in London warnen seit Tagen vor einer dramatischen und vor allem dauerhaften Dollar-Krise.
Dabei gehe es nicht nur darum, dass die USA Zölle erhoben haben, sondern auch wie schwach sie begründet und berechnet wurden. „Dieser Schock sitzt sehr, sehr tief in den Knochen“, sagt Winkler. „Das ist schon ein dauerhafter Vertrauensverlust in die US-Institutionen und damit auch in den US-Dollar und US-Staatsanleihen.“
„Der Euro wird zur Alternative zum US-Dollar“
Auf der anderen Seite seien die jüngsten Entscheidungen in Deutschland zum Ausbau der Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur international sehr stark beachtet und sehr positiv aufgenommen worden. Auch viel stärker als jetzt der Koalitionsvertrag, sagt Winkler. Dies helfe Europa, sich neue zu positionieren - auch als Alternative zu den USA. „Man sieht das nicht zuletzt bei der Aufwertung des Euro“, sagt Winkler. „Der Euro wir immer mehr gesehen als echte Alternative zum US-Dollar.“
In den jüngsten Kursbewegungen sehen sie sich bestätigt. „Trotz der Kehrtwende von Präsident Trump bei den Zöllen ist der Schaden für den US-Dollar bereits angerichtet“, schreibt Devisen-Experte George Saravelos. „Der Markt bewertet die strukturelle Attraktivität des Dollars als globale Reservewährung neu“. Saravelos sieht einen „Prozess der raschen Entdollarisierung“. Dies zeigt sich deutlich im „anhaltenden und gleichzeitigen Einbruch von Währung und US-Anleihemärkten“.
Gewaltiges Doppeldefizit: Darum brauchen die USA einen verlässlichen Dollar
Wenn der Dollar seine Funktion als sicherer Hafen verliert, hätte dies gewaltige Folgen für die finanzielle Handlungsfähigkeit der USA. Für die größte Volkswirtschaft der Welt gilt nämlich eine Besonderheit. Als einziges Land der Welt können sich die USA ein gigantisches Doppeldefizit sowohl im Staatshaushalt als auch im Außenhandel leisten. Der Grund ist die außergewöhnliche Stellung des Dollars. Sie sicherte, dass den USA stetig das benötigte neue Kapital zufloss.
Je stärker der Dollar diese Rolle verliert, umso geringer wird das Haushaltsdefizit, das sich die USA noch leisten können, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten. Nicht ohne Grund war es offenbar der starke Kursverlust und damit Zinsanstieg der US-Staatsanleihen, der Trump bewog im Zollstreit – mit der Ausnahme China – einzulenken. Ähnliche Erfahrungen hatte in Großbritannien bereits die Kurzzeit-Premierministerin Luz Truss machen müssen.
Entdollarisierung zwingt die USA zu mehr „Freundlichkeit“
„Außenpolitik wird künftig die US-Finanzmärkte beeinflussen“, schreibt Saravelos. „Die Herausforderung für den US-Dollar und den Anleihemarkt liegt nicht nur in der Entdollarisierung“. Das Doppeldefizit der USA erforderte eine anhaltende Finanzierung durch ausländische Investoren. Für die USA werde es also entscheidend, wie ausländischer Anleger die Verlässlichkeit und die Risiken in den USA einschätzen.
„Es ist eine oft zitierte Redewendung, dass Länder mit Doppeldefiziten auf die „Freundlichkeit von Fremden“ angewiesen sind“, mahnt Saravelos. „Dies gilt nun auch für die USA“. Auch die Stabilität der US-Märkte werde im Falle eine Entdollarisierung „zunehmend von einer nicht-konfrontativen Außen- und Wirtschaftspolitik abhängen, um ihre Finanzierung zu sichern.“
Auch Äußerungen wie die Ansprüche der USA auf eine Eigentümerschaft Grönlands hätten bereits zur Destabilisierung des Dollars beigetragen. „Wir vermuten, dass die US-Regierung künftig eine versöhnlichere Haltung in den internationalen Beziehungen einnehmen muss, um die Stabilität des Anleihemarktes aufrechtzuerhalten.“
Ein starker Euro: Segen oder doch Fluch?
Ein großes Risiko bestehe im hohen Ausgangsniveau des US-Dollar. Dies erhöhe „erheblich den Umfang der Bewertungsanpassungen, die notwendig sind, um US-Vermögenswerte wieder attraktiv zu machen.“
Für Europa und den Rest der Welt seien die Veränderungen ein zweischneidiges Schwert. Länder mit Alternativen als Reservewährung wie dem Euro könnten feststellen, dass ihr fiskalischer Spielraum wächst. Eine stärkere Aufwertung ihrer Währung könnte die Zentralbanken wie die EZB aber zu einer noch lockereren Geldpolitik zwingen.
„Wir gehen davon aus, dass der Prozess der Entdollarisierung noch weitergehen wird“, schreibt Saravelos. Wie ein neues Gleichgewicht aussehen werde, sei derzeit völlig offen.