Wednesday, April 30, 2025
In 100 Tagen hat Trump seine Wirtschaft zerstört: BIP in den USA schrumpft überraschend
Frankfurter Rundschau
In 100 Tagen hat Trump seine Wirtschaft zerstört: BIP in den USA schrumpft überraschend
Bona Hyun • 14 Std. •
3 Minuten Lesezeit
Kommt „Trumpcession“?
Trumps Zollpolitik bleibt weiterhin unberechenbar. Ein Blick auf die Wirtschaftszahlen dürfte den Präsidenten jedoch zum Nachdenken anregen: die Wirtschaft schrumpft.
Update vom 30. April, 14.30 Uhr: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der US-Wirtschaft sinkt im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent, wie das US-Handelsministerium mitteilt. Ende 2024 war die US-Wirtschaft noch um 2,4 Prozent gewachsen.
Erstmeldung vom 30. April 10.20 Uhr: Washington D.C. – Handelskrieg, Zoll-Chaos und Börsen-Crash: US-Präsident Donald Trump brauchte nur wenige Tage im Amt, um auf der ganzen Welt für komplette Aufregung zu sorgen. Wie bei vielen Entscheidungen des US-Präsidenten stellt sich auch bei den Zöllen die Frage, ob sich Trump über den Ausmaßen seiner Entscheidungen bewusst ist. Denn der Dominoeffekt infolge der Zölle setzen nicht nur die Weltwirtschaft und wichtige Handelspartner unter Druck. Trumps Pläne könnten sich auch für die Wirtschaft in seinem eigenen Land rächen.
Trumps Zölle dämpfen Hoffnung für amerikanische Wirtschaft – langsames Wachstum und Rückgang erwartet
Die US-Regierung veröffentlicht am Mittwoch (30. April 2025) eine Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal des Jahres 2025. Die Prognosen fallen im Vorgeld weniger optimistisch aus. Fachleute gehen zwar nicht davon aus, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen wird. Mehrere Indikatoren deuten allerdings auf eine Abschwächung des Wachstums hin, sogar einen Rückgang des Wachstums halten einige Experten für möglich.
Handelskrieg, Zoll-Chaos und Börsen-Crash: US-Präsident Donald Trump brauchte nur wenige Tage im Amt, um auf der ganzen Welt für komplette Aufregung zu sorgen
Analysten des Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar gehen von einer deutlichen Verlangsamung des BIP-Wachstums aus: Sie prognostizieren ein Wachstum von 0,8 Prozent nach einem Wachstum von 2,4 Prozent im vierten Quartal im Jahr 2024. Ökonomen von Goldman Sachs erwarten ein negatives Wachstum von 0,2 Prozent, während Bill Adams, Chefvolkswirt der Comerica Bank, ein Minuswachstum von 1,4 Prozent erwartet. Die Federal Reserve Bank of Atlanta prognostiziert laut CNN unterdessen einen starken Rückgang von 2,5 Prozent, was das schlechteste Quartal seit Mitte 2020 bedeuten würde.
Zugleich wächst die Sorge vor einer Rezession – in dem Zusammenhang auch „Trumpcession“ genannt. Adams sieht eine 40-prozentige Rezessionswahrscheinlichkeit. Die Rezessions-Angst hatte vor allem auch Anleger verunsichert.
Trumps Zölle führen zu Importüberschuss – „Größer Gegenwind für US-Wirtschaft“
Grund für ein langsames Wirtschaftswachstum sind Trumps Zölle, die zu einem Handelsdefizit führten. Wenn die Importe die Exporte übersteigen, schmälert dies das BIP. Handelsdaten zufolge (veröffentlicht im März 2025) gab es eine Lücke von 162 Milliarden Dollar zwischen Importen und Exporten. Der Anstieg des Handelsdefizits war fast ausschließlich auf einen Anstieg der Importe zurückzuführen. Die Zolldrohungen von Trump lösten Ansturm auf den Kauf von Waren, was zu einem „erschreckenden Anstieg der Importe führte“, sagte Oliver Allen, leitender US-Ökonom bei Pantheon Macroeconomics gegenüber der Financial Times.
Mit einem derartig starken Anstieg der Importe hatte die Wirtschaft wohl nicht gerechnet. „Der größte Gegenwind für die Wirtschaft im ersten Quartal war der starke Anstieg der Importe. Das bedeutet, dass die Unternehmen mehr Geld dafür ausgegeben haben, Waren ins Land zu bringen, um Zölle zu vermeiden, als für im Inland produzierte Waren und Dienstleistungen auszugeben“, erklärt Adams.
ie es nach Trumps Zöllen weitergehen könnte – Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen getrübt
Trumps Zollpolitik schlägt sich auch auf die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen nieder. Ökonomen zufolge gab es im ersten Quartal Anzeichen, dass die Ausgaben ins Stocken gerieten. In den kommenden Monaten dürften sie ihre Käufe zurückfahren, insbesondere bei teuren Konsumgütern. „Anfangs ist ein stärkeres Wachstum zu beobachten, danach besteht jedoch die Gefahr eines Nachfragerückgangs“, sagt Greg Daco, Chefvolkswirt bei EY zu Morningstar. „Je stärker die Nachfrage vorgezogen wird, desto schlimmer wird dieser Rückgang sein.“
Bislang hat Trump reziproke Zölle eingeführt, jedoch hat er Anfang 4. April eine Zollpause von 90 Tagen verkündet. Der Mindestsatz von zehn Prozent blieb jedoch bestehen. Der Zollkurs gegenüber China verschärfte sich sogar: inzwischen gilt eine Abgabe von 145 Prozent auf die meisten chinesischen Importe. (bohy)