Friday, December 20, 2024
Magdeburg: Mindestens zwei Tote und 60 Verletzte bei mutmaßlichem Anschlag auf Weihnachtsmarkt
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Magdeburg: Mindestens zwei Tote und 60 Verletzte bei mutmaßlichem Anschlag auf Weihnachtsmarkt
Christoph Koopmann, David Kulessa und Philipp Saul • 35 Mio. • 3 Minuten Lesezeit
Ein Großaufgebot an Feuerwehr- und Rettungskräften kümmert sich um die Opfer.
Ein Mann rast mit seinem Auto offenbar Hunderte Meter durch den Weihnachtsmarkt. Dann wird er festgenommen. Nun gibt es erste Details zum Fahrer.
Mindestens zwei Tote und 60 Verletzte bei mutmaßlichem Anschlag auf Weihnachtsmarkt
In Magdeburg hat ein Mann bei einem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt mindestens zwei Menschen getötet und 60 weitere verletzt, einiuge davon schwer. Das teilte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff in den "Tagesthemen" mit. Er schloss nicht aus, dass die Zahl der Toten noch steigt.
Der Mann sei mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren, teilten die Behörden mit. Der Fahrer sei festgenommen worden, sagte der Regierungssprecher von Sachsen-Anhalt, Matthias Schuppe, der Süddeutschen Zeitung. Es sei „wahrscheinlich ein Attentat“ gewesen, jedoch gebe es noch keine gesicherten Informationen. Laut Stadtsprecher Michael Reif handelte es sich nach erstem Stand um einen „Anschlag auf den Weihnachtsmarkt“.
Der mutmaßliche Attentäter wurde nach SZ-Informationen in Saudi-Arabien geboren, das Tatfahrzeug ist ein Mietwagen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen ist das Motiv bisher nicht geklärt. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dass der Mann etwa 50 Jahre alt und bislang nicht als Islamist bekannt gewesen sei.
Der MDR zitiert einen Polizeisprecher, dass der mutmaßliche Täter mit dem Auto „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ gerast sei. Ein Video, das in den sozialen Netzwerken vielfach geteilt wird, zeigt ein schwarzes Auto, das in hoher Geschwindigkeit durch eine Menschenmenge rast. Die Aufnahme soll den Anschlag zeigen, verifizieren lässt sie sich aktuell nicht. Der MDR berichtet zudem im Radio, sie hätten ein Video von der Festnahme des mutmaßlichen Attentäters verifizieren können.
Die ersten zehn bis 20 Patienten würden bereits im Universitätsklinikum Magdeburg versorgt, sagte ein Sprecher der dpa. Man stelle sich jedoch auf deutlich mehr Verletzte ein. „Wir rüsten gerade auf“, sagte der Sprecher. „Intensivbetten stehen bereit.“ Die Uniklinik steht mit anderen Krankenhäusern aus Sachsen-Anhalt in Kontakt, um sich bei der Versorgung der Verletzten abzustimmen.
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Magdeburger Rathaus in der Nähe der Elbe. In der Nähe ist ein großes Einkaufszentrum. Der Weihnachtsmarkt sei geschlossen, teilte die Polizei mit. Auch der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt. In der Gegend sind zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz. Sanitäter versorgen die Verletzten, die vor den Marktbuden auf dem Boden liegen, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Zur Versorgung der Verletzten wurden Zelte aufgebaut. Überall ist Blaulicht zu sehen.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Entsetzen: „Das ist ein furchtbares Ereignis, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten“, sagte Haseloff der Deutschen Presse-Agentur. Er wolle sich jetzt selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen und sei im Auto auf dem Weg nach Magdeburg. Zu Opfern und Hintergründen des Geschehens konnte Haseloff zunächst keine Angaben machen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X: "Die Meldungen aus Magdeburg lassen Schlimmes erahnen. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest werde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen.
Der Fall löst Erinnerungen an den Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz aus. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, hatte der Islamist Anis Amri dort einen Terroranschlag verübt. Amri fuhr damals mit einem gestohlenen LKW in eine Menschenmenge und tötete 13 Personen, 67 weitere Besucher wurden teils schwer verletzt. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ reklamierte die Tat für sich. Amri konnte fliehen und wurde wenige Tage später auf der Flucht in Italien erschossen.