Tuesday, November 12, 2024
Nach Ampel-Bruch - „Scholz ist verbrannt“: Experten sehen für SPD mit Kanzler kaum Chancen
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Nach Ampel-Bruch - „Scholz ist verbrannt“: Experten sehen für SPD mit Kanzler kaum Chancen
Artikel von FOCUS Online • 2 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Zwei SPD-Politiker aus Hamburg forderten zuletzt Olaf Scholz dazu auf, bei den nächsten Bundestagswahlen nicht erneut als Kanzler zu kandidieren.
Die SPD will Scholz nach derzeitigen Stand zum Kanzlerkandidaten küren. Andere Stimmen forderten dagegen einen Wechsel zu Verteidigungsminister Boris Pistorius. Laut Meinungsforscher haben die Sozialdemokraten mit dem aktuellen Kanzler keine Chance.
Nach dem Bruch der Ampel-Koalition vor gut einer Woche stellen die Parteien in den kommenden Wochen ihr Spitzenpersonal für die Neuwahl auf. Angesichts der hohen Beliebtheitswerte für Pistorius forderten zwei SPD-Abgeordnete zuletzt, dass der aktuelle Verteidigungsminister statt Olaf Scholz Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten werden solle.
„Mit ihm, der seit längerem der beliebteste deutsche Politiker ist, als unserem Kanzlerkandidaten sind unsere Chancen stärkste Partei zu werden oder jedenfalls deutlich besser abzuschneiden, sehr viel größer“, teilten die SPD-Politiker Markus Schreiber und Tim Stoberock mit. Ähnlich sieht das Meinungsforscher Hermann Binkert gegenüber „ Bild “: „56 Prozent der Deutschen haben eine negative Haltung zu Scholz. Er wird die Stimmung nicht mehr drehen können.“
„Über Wählergrenzen hinweg wird Pistorius als Problemlöser wahrgenommen“
Klaus-Peter Schöppner, viele Jahre Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstitutes Emnid, sagt über den Kanzler: „Scholz ist national und vor allem international verbrannt. Er wird kaum Wechselwähler hinzugewinnen und nicht mobilisieren. Mit ihm ist die SPD chancenlos.“
Janina Mütze, Mitgründerin des Instituts Civey, führt aus, dass Pistorius auch bei Wählern der Union, FDP und Grünen punkten kann. „Über Wählergrenzen hinweg wird Pistorius als Problemlöser wahrgenommen.“ Allerdings sei Pistorius bislang ein „Ein-Themen-Mann“ so Mütze weiter, für viele nicht richtig greifbar und aufgrund seiner Ukrainepolitik habe er im Osten „wenig Rückhalt“. Über Scholz sagt sie: „Noch ist nichts entschieden, aber aktuell wünschen sich nur wenige im Land eine zweite Kanzlerschaft Scholz.“
Die SPD will Scholz nach aktuellem Stand erst Ende Januar oder Anfang Februar auf einem Parteitag zum Kanzlerkandidaten küren. „Dass Olaf Scholz der Kandidat wird, daran habe ich ja in all den letzten Wochen aus meiner Sicht keinen Zweifel gehegt“, sagte Generalsekretär Matthias Miersch zuletzt. Ähnlich hatten sich in den letzten Wochen auch die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil immer wieder geäußert.