Tuesday, April 15, 2025

Bei den US-Banken wackeln mehr Kredite

Frankfurter Allgemeine Zeitung Bei den US-Banken wackeln mehr Kredite Hanno Mußler • 10 Std. • 3 Minuten Lesezeit Die Bank of America, mit 69 Millionen Privat- und Gewerbekunden so etwas wie die „größte Sparkasse der USA“, hat im ersten Quartal 2025 allein für ausfallgefährdete Konsumentenkredite 12 Prozent mehr an Risikovorsorge zurücklegen müssen. Bei dem Betrag von 1,3 Milliarden Dollar handelte es sich fast vollständig um „Netto-Abschreibungen“ auf Verbraucherkredite, die der Bank also als uneinbringlich und damit für immer verloren erscheinen. Gleichwohl sagte Bofa-Chef Brian Moynihan anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag: „Die Verbraucher haben sich als widerstandsfähig erwiesen, indem sie weiterhin Geld ausgaben und eine gesunde Kreditqualität beibehielten.“ Tatsächlich hat sich die Kreditqualität in der Bofa anscheinend nicht ganz so stark verschlechtert wie in der nach Bilanzsumme noch größeren J.P. Morgan, die schon am Freitag angesichts schwindenden Verbrauchervertrauens und der Gefahr einer Rezession in den USA über den höchsten Anteil ausfallgefährdeter Verbraucherkredite in ihrem Bestand seit dreizehn Jahren berichtet hatte. Außerdem ist selbst in der Bofa das Kapitalmarktgeschäft wichtiger für das Quartalsergebnis als das Privatkundengeschäft, wie ein Blick auf die vier Konzernsparten zeigt. Doch zunächst zu Bofas Konzernnettogewinn: Er stieg um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 7,4 Milliarden Dollar. Dazu trug die Privatkundensparte 2,5 Milliarden Dollar bei, ein Rückgang von 5 Prozent. Doch dank der um 17 Prozent auf Rekordniveau gekletterten Einnahmen im Aktienhandel lieferte die Handelssparte (Global Markets) 1,9 Milliarden Dollar und damit 8 Prozent mehr zum Gewinn. Rund den gleichen Betrag, damit allerdings 10 Prozent weniger, lieferte das kapitalmarktnahe Beratungsgeschäft etwa von Börsengängen, eine Milliarde Dollar kam aus der Vermögensverwaltung. Damit zeigt die Quartalsbilanz der Bofa ein ähnliches Bild wie zuvor die von J.P. Morgan und Goldman Sachs: Rekordeinnahmen im Aktienhandel, aber sinkende Einnahmen im kapitalmarktnahen Beratungsgeschäft etwa auch bei Unternehmenskäufen und Übernahmen (M&A). Nur Citigroup präsentiert sich etwas anders. Die drittgrößte Bank der USA, die sich in einem Umbau befindet, teilte ebenfalls am Dienstag ihre Quartalsergebnisse mit. Citi gegen den Branchentrend Demnach schaffte Citi einen Gewinnsprung von 3,4 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2024 auf nun 4,1 Milliarden Dollar, was einer Eigenkapitalrendite von noch immer unterdurchschnittlichen 9,1 Prozent entspricht. Der Gewinnsprung indes resultiert auch daraus, dass die Citi die Beratungshonorare etwa aus M&A um mehr als 80 Prozent auf 424 Millionen Dollar steigern konnte. Zudem nahmen die Einnahmen im Aktien- und Anleihehandel und in der Vermögensverwaltung kräftig zu. Allerdings musste auch Citi hohe Abschreibungen auf ausfallgefährdete Kredite vornehmen: 2,7 Milliarden Dollar und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Vor Bofa und Citigroup, Nummer zwei und drei der Branche, haben schon vier andere US-Großbanken ihre Quartalsbilanzen vorgelegt. Alle glänzten mit hohen Einnahmen im Aktienhandel, hervorgerufen durch die anfänglichen Kursgewinne nach der Trump-Wahl im Januar und der anschließend folgenden heftigen Korrektur. Die Bankchefs Jamie Dimon (J.P. Morgan), David Solomon (Goldman Sachs) und Charlie Scharf (Wells Fargo) warnten mehr oder weniger deutlich vor den Folgen eines „Handelskrieges“. Solomon sagte, schon die Ängste davor hätten hohe Risiken für die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft geschaffen. Die Trump-Administration möge erkennen, dass nur „wenige andere Länder so stark von der globalen Handelsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg profitiert“ hätten wie die USA, wünscht sich Solomon und nennt den Dollar und die Tiefe des US-Kapitalmarktes als wichtige Treiber etwa für das M&A-Geschäft. Im Investmentbanking verzeichneten die US-Banken mit Ausnahme der Citigroup schon im ersten Quartal empfindliche Rückgänge um 8 bis 10 Prozent. Citis Einnahmen dort stiegen dagegen um 12 Prozent. Gleichwohl schaffte die größte US-Bank J.P. Morgan auch den höchsten Quartalsnettogewinn mit 14,6 Milliarden Dollar, ein Plus zum Vorjahresquartal von neun Prozent. Auch Konkurrent Wells Fargo steigerte den Gewinn im Auftaktquartal, um sechs Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Unter den auf das Kapitalmarktgeschäft fokussierten Investmentbanken lag Goldman Sachs vorn. Konkurrent Morgan Stanley schaffte 4,3 Milliarden Dollar Quartalsnettogewinn, ein Plus von 26 Prozent. Goldman Sachs verdiente unter dem Strich 4,7 Milliarden Dollar, was einem Gewinnzuwachs im Vergleich zum ersten Quartal 2024 von 15 Prozent entspricht.