Tuesday, November 5, 2024
Trump liegt vorn: Fünf Dinge, die Sie jetzt zur US-Wahl wissen müssen
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Trump liegt vorn: Fünf Dinge, die Sie jetzt zur US-Wahl wissen müssen
Andreas Ross • 22 Mio. • 3 Minuten Lesezeit
Alle Wahllokale sind geschlossen, die Auszählung läuft auch in den sieben Swing States schneller als vielfach befürchtet. Ein Überblick über den Stand der Dinge.
Donald Trump ist kaum noch einholbar...
Zumindest, wenn Fox News Recht hat: Denn der konservative Sender hat sich festgelegt, dass Kamala Harris keine Chance mehr hat, die 19 Wahlleute von Pennsylvania zu bekommen. Auch die anderen Sender haben dem Republikaner bereits zwei wichtige Swing States zugesprochen: North Carolina und Georgia. North Carolina war der einzige der sieben besonders umkämpften Staaten, den Trump schon 2020 gewonnen hatte, als der Demokrat Joe Biden klar das Weiße Haus gewann. In Georgia dagegen hatte Biden mit weniger als 12.000 Stimmen Vorsprung gesiegt.
Auch in allen anderen Swing States liegt Trump vorn, aber der Auszählungsstand unterscheidet sich noch deutlich. Insofern ähnelt die politische Landkarte der Vereinigten Staaten derzeit der von 2016, als Trump deutlich mehr Wahlleute gewann als Hillary Clinton. Trump, der schon 2020 trotz seiner Niederlage deutlich mehr Wählerstimmen gewonnen hatte als jeder andere republikanische Präsidentschaftskandidat vor ihm, hat sein Ergebnis nach vorläufigen Ergebnissen in vielen Dutzenden Landkreisen noch einmal deutlich steigern können.
…aber Kamala Harris gibt sich noch nicht geschlagen
Während Trumps Anhänger in Mar-a-Lago bereits jubelten, hat die Harris-Kampagne die Demokraten-Unterstützer gegen 23 Uhr Ostküstenzeit (5 Uhr morgens bei uns) praktisch ins Bett geschickt: Man müsse auf den Mittwochmorgen warten. Man wollte noch hoffen, dass die drei Swing States im Nordosten – Pennsylvania, Michigan und Wisconsin – bei fortschreitender Auszählung doch wieder „blau“ werden. Anderthalb Stunden später sieht es nicht mehr danach aus.
Pennsylvania ist der wichtigste Swing State, weil er 19 Wahlleute stellt. Dort hatte sich 2020 das Phänomen des „republikanischen Scheinsiegs” gezeigt: Lange Zeit sah es nach einem Trump-Sieg aus, doch als am Schluss die Briefwahlstimmen ausgezählt wurden, ging Biden wieder in Führung. Doch es war schon früh am Wahlabend eher unwahrscheinlich, dass sich die Geschichte wiederholen würde: Etwas weniger Amerikaner haben per Briefwahl abgestimmt als in der Pandemie, und der Anteil der Demokraten unter ihnen dürfte nicht mehr ganz so hoch sein wie 2020, als Trump die Briefwahl konsequent verteufelt hatte.
Den Senat haben die Republikaner schon in der Tasche…
Eine schmerzliche Niederlage erlitt die Partei von Harris und Biden, als sich der Senator Sherrod Brown in Ohio seinem republikanischen Herausforderer Bernie Moreno geschlagen geben musste. Damit haben die Republikaner eine knappe Mehrheit im Senat praktisch sicher; zuletzt hatten dort die Demokraten das Sagen. Wie erwartet, verloren die Demokraten auch das Mandat in West Virginia, wo der einstige „rechte Demokrat“ Joe Manchin nicht mehr angetreten war.
Falls Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehrt, kann er sich darüber doppelt freuen, denn der langjährige republikanische Anführer im Senat, Mitch McConnell, hat angekündigt, dass er das Amt des Mehrheitsführers nicht noch einmal anstrebt. McConnell hatte Trump immer wieder Kontra gegeben.
…aber im Repräsentantenhaus können beide noch hoffen
Bisher konnten die Demokraten erst einmal jubeln: Immerhin einen der mit Spannung beäugten Kongressbezirke im Bundesstaat New York, wo die Republikaner ihnen vor zwei Jahren das Abgeordnetenmandat abgenommen hatten, konnten sie zurückerobern. In anderen Bezirken läuft die Auszählung noch. Es bleibt also sehr eng.
Im gegenwärtigen Kongress haben die Republikaner eine denkbar knappe Mehrheit in der größeren Kammer. Biden war deshalb auf Kompromisse mit den Republikanern angewiesen. Derzeit hoffen die Republikaner darauf, wie bei der Wahl 2016 das Weiße Haus und eine Mehrheit in beiden Kongresskammern zu gewinnen. Der Unterschied zu damals: Heute sind die Republikaner-Fraktionen deutlich mehr auf Trump-Kurs, viele prominente Trump-Gegner wurden in den vergangenen Jahren abgewählt oder traten nicht mehr an.
Kamala Harris hat wichtige Ziele verfehlt
Die ersten Ergebnisse der Nachwahlbefragungen legen nahe, dass Kamala Harris wichtige Ziele verfehlt hat. Anders als von vielen Demoskopen erwartet, scheint sie den Vorsprung unter weiblichen Wählern im nationalen Durchschnitt nicht ausgebaut zu haben. Die Kandidatin konnte offenbar nicht deutlich mehr Wählerinnen für sich gewinnen als Joe Biden im Jahr 2020.
Umfragen aus einigen Staaten wie etwa Georgia legen nahe, dass die schwarze Kandidatin geringfügig schlechter unter schwarzen Wählern abschnitt als Biden 2020. Und zumindest in einigen Staaten konnte Trump offenbar deutlich mehr Stimmen von Latinos gewinnen als 2020.