Tuesday, February 20, 2024

Deutsche in Südtirol unerwünscht? „Kuane Piefke mehr“ – Fußballfans sorgen mit Spruchband für Eklat

Merkur Deutsche in Südtirol unerwünscht? „Kuane Piefke mehr“ – Fußballfans sorgen mit Spruchband für Eklat Geschichte von Andreas Knobloch • 6 Std. FC Südtirol, die Fans des FC Obermais haben ein Spruchband hochgehalten. Er kritisiert die Stadt Meran und den Massentourismus. Auch Kritik gibt es Deutsche in Südtirol unerwünscht? „Kuane Piefke mehr“ – Fußballfans sorgen mit Spruchband für Eklat In Südtirol hat eine Gruppierung an Fußballfans mit einem Spruchband für Aufsehen gesorgt. Was hinter der Aussage: „Kuane Piefke mehr“ steckt. Meran - Südtirol ist von Deutschland aus hervorragend und schnell zu erreichen. Dazu bietet der nördliche Italiens alles, was das Herz begehrt. Im Winter ist dort Langlaufen, Skifahren oder Rodeln möglich, im Sommer baden, Bergsteigen oder relaxen. Kein Wunder, dass es immer mehr Leute in die Hotspots wie Meran oder Bozen zieht. Doch genau das stört auch einige Einheimische, die darunter leiden, wenn die Stadt vom Massentourismus profitiert. Massentourismus in Südtirol: „Kuane Piefke mehr?“ - Spruchband richtet sich auch gegen die Stadt Meran So hat am 14. Februar die Fanszene vom Fußballclub Obermais „Curva Sud Obermais“ ein Spruchband hochgehalten, dass für Aufsehen gesorgt hat. Wieder Schlagzeilen aus Südtirol, wo kürzlich ein toter Mann mit Bisswunden gefunden wurde. Auf dem Spruchband stand: „Meran braucht net a Bürgerwehr, sondern kuane Piefke mehr“. Piefke ist vor allem in Österreich und im deutschsprachigen Raum Italiens ein abwertender Begriff für Deutsche. In Südbayern wird der Begriff auch für Norddeutsche verwendet, ähnlich wie „Preiß“. Jetzt stellt sich aber die Frage, was die Deutschen dem Fußball vom FC Obermais getan haben? Die Deutschen werden indirekt kritisiert, sind aber dennoch mit ein Grund für das Spruchband. Hannes Schnitzer, der Präsident des Klubs, will die Aktion nicht so aufbauschen, antwortet allerdings auf die Nachfrage der Neuen Südtiroler Tageszeitung. „Unser Fanclub ist unabhängig und hat in der Vergangenheit oft mit Aktionen von sich reden machen, die ich gut gefunden habe, diesmal war der Text auf dem Banner etwas unglücklich formuliert. In zwei Wochen spricht niemand mehr darüber. Die ‚Piefke‘ haben damit eigentlich nichts zu tun“, so Schnitzer. Hintergrund des Spruchbands ist eigentlich die geplante Einführung einer Nachbarschaftskontrolle, also die „Bürgerwehr“, die von den Fans kritisiert wird. Denn in einem Statement auf Instagram heißt es von den Anhängern: „Betrachtet man diese oder ähnliche Ideen näher, wird klar, dass unter dem Vorwand der Sicherheit, die Freiheit der Bürger/innen eingeschränkt wird. Es werden Kontrolle, Misstrauen und Denunziantentum geschürt, anstatt auf Sozialisierung und Solidarität zu setzen.“ Fans machen sich Sorgen um die „Jugend“: „Kehren der Stadt oftmals den Rücken“ Und warum nutzen sie dann die Formulierung Piefke? „Durch den immer mehr wachsenden Massentourismus in der Kurstadt leidet der Großteil der Meraner/innen unter der großen Verkehrs- und Umweltbelastung, maßlos steigenden Immobilienpreisen und der Tatsache, dass sich unsere Stadtverwaltung viel mehr um die Wünsche und Bedürfnisse der zahlungskräftigen Gäste als die der Meraner kümmert“, so die Fans, die sich mehr Fokus auf die „wirklichen Probleme“ und die „Jugend“ wünschen, denn „junge Leute fühlen sich in der eigenen Stadt nicht mehr erwünscht und kehren ihr oftmals den Rücken.“ Eine Auswertung des Landesinstituts für Statistik ASTAT zeigt an einem Beispiel die deutsche Beliebtheit: „Die vorläufige Zahl der Gästeankünfte im Juli 2023 beträgt 1.114.849 und jene der Übernachtungen 4.919.552. Der größte Anteil an Übernachtungen entfällt auf die Gäste aus Deutschland (41,1%) und aus Italien (37,5%).“ Bezahlbarer Wohnraum ist auch Südtirol, in diesem speziellen Fall Meran, ein Thema. Schon in den vergangenen Jahren haben viele italienische Städte mit dem Massentourismus zu kämpfen gehabt. Venedig hat jüngst ein Tagesticket eingeführt, andere Touristenorte arbeiten mit speziellen Methoden, um den Andrang zu reduzieren oder zu regeln. Auch eine Strandgebühr gibt es schon. „Wir wollen eine Stadt, die für ihre Bevölkerung da ist und sie nicht gegenseitig aufstachelt. Wir wollen ein Meran, in dem man es sich leisten kann, zu leben. Wir wollen mehr Plätze und Räume für Jugendliche und nicht ein Ort der Zweitwohnsitze für reiche Touristen sein“, heißt es zum Ende des Fan-Statements. Ehrenpräsident kritisiert Spruchband: „Meran lebt vom Tourismus, wir haben unseren Wohlstand darauf aufgebaut“ Ein ehemaliges Mitglied des Fanklubs sagte zur Neuen Südtiroler Tageszeitung, dass es „nicht diskriminierend“ sei und es sich „lediglich um eine überspitzte Formulierung handelte“. Die Fans würden nicht noch mehr Massentourismus wünschen, „das heißt aber nicht, dass keine deutschen Gäste hier leben sollen“, so das ehemalige Mitglied. Kritischer sprach dabei bei der Zeitung schon der Obermaiser Ehrenpräsident Richard Stampfl. „Meran lebt vom Tourismus, wir haben unseren Wohlstand darauf aufgebaut. Der Fußballplatz ist nicht der richtige Ort für solche Botschaften“, so Stampfl. Unter dem Text auf der Seite wird auch in der Kommentarspalte eifrig diskutiert. Ein Leser schreibt: „Wenn das die deutschen Zeitungen veröffentlichen?“. Nun können wir es beobachten, wie die Botschaft der Fünftligafans (Eccellenza Trentino-Alto Adige/Südtirol) hier ankommen. (ank)