Friday, August 2, 2019

Hans Jung, Angelika Jung, Wolfgang Hampel in SWR 3 TV Sendung Herzschlagmomente



Weil ein so tapferer Mensch immer seine Spuren hinterlässt

Angelika Jung und Wolfgang Hampel berichten heute im SWR über den Krebstod eines nahen Angehörigen

 



Das Ehepaar Wolfgang Hampel und Angelika Jung ist mit der Geschichte
über den Krebstod von Hans Jung zu Gast im SWR-Fernsehen


Von Werner Popanda
RNZ Heidelberg 
3. August 2019
Seite 5

Zu erzählen haben sie, so Angelika Jung, die traurige Geschichte einer „Heidelberger Persönlichkeit“, nämlich um ihren Bruder Hans, der „seit 1972 mit Beginn seiner Ausbildung zum Verkäufer und Einzelhandelskaufmann bis zu seinem Tod ununterbrochen in leitender Position im Textil- und Modehaus Kraus, heute Henschel, beschäftigt war“.

Daneben habe sich Hans Jung auch über viele Jahre hinweg im Betriebsrats dieses Unternehmens engagiert, folglich in „dieser Zeit an unzähligen wichtigen Entscheidungen federführend mitgewirkt und viele Veränderungen dieses Heidelberger Traditionshauses miterlebt“.

Doch 2006 sei er mit nur 48 Jahren an Magenkrebs erkrankt. Ohne auf die „dramatischen Details bis zur Erkennung der Diagnose näher eingehen“ zu wollen, möchte Angelika Jung aber auf jeden Fall festhalten, dass „aufgrund des damaligen Ärztestreiks von der aufnehmenden Klinik kein Transport mehr ins Klinikum zur Computertomographie erfolgen konnte“.

Da sich der Gesundheitszustand ihres Bruders zusehends verschlechtert habe, hätten sich die behandelnden Ärzte zur sofortigen Operation entschieden. Der Ärztliche Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik sei informiert worden und habe mit seinem Team eine sechsstündige Not-OP durchgeführt. „Danach schien sich“, so Angelika Jungs Rückblick, „alles positiv zu entwickeln, er erholte sich schnell.“

Als dann aber nach Tagen der Befund gekommen sei, „folgte der nächste Schock“ in Form einer erschütternden Diagnose. Von einer Ärztin habe sie am Telefon dies gehört: „Es ist bösartig, man kann nichts mehr für ihn tun und es kann schnell gehen ..." Dessen ungeachtet „nahmen wir aber den Kampf auf und hatten mit allen Höhen und Tiefen wie Chemo, Operationen, Palliativstation und so weiter noch 18 gemeinsame Monate“.

Während seiner Krankheit habe Hans Jung große Unterstützung von allen seinen Vorgesetzen und besonders von seinen langjährigen Kolleginnen und Kollegen erhalten, zu denen sie auch heute noch Kontakt habe. Dies habe ihm sehr geholfen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, so Angelika Jung, und ihrem Mann habe man „ihm den Wunsch erfüllen können, nicht im Krankenhaus zu sterben, sondern liebevoll Zuhause gepflegt zu werden“.

Exakt drei Tage vor dem Tod ihres „tapferen Bruders nur acht Wochen nach seinem 50. Geburtstag“ sei im Autoradio Herbert Grönemeyers „Der Weg“ erklungen, was ihr und ihrem Mann „so zu Herzen ging“. In diesem Lied nimmt Grönemeyer auch musikalisch Abschied von seiner Frau Anna Henkel-Grönemeyer und seinem Bruder Wilhelm, die 1998 innerhalb weniger Tage verstorben waren.

Nun wurde dieser Song laut Angelika Jung „neben einigen seiner Lieblingslieder“ auch auf der auf der Beerdigung ihres Bruders gespielt. „Allen Trauernden, darunter fast die die gesamte Belegschaft von Kraus, kamen dabei die Tränen, auch heute muss ich noch immer weinen, wenn ich dieses Lied höre“, fasst sie einen für sie enorm schweren Moment zusammen.

Und verweist zugleich auf das Gedicht „Wir wollten doch fahr’n“, das ihr Mann für ihren Bruder geschrieben habe. Hintergrund hierzu sei gewesen, dass „wir gemeinsam mit dem Glacier Express durch die Schweiz fahren wollten“, wozu es aber leider nicht mehr gekommen sei. Veröffentlich worden sei dieses Gedicht zunächst anlässlich des dritten Todestages von Hans Jung als Anzeige in der RNZ und dann im vergangenen Jahr im „Vita Magica“-Buch „Satire ist mein Lieblingstier“ von Wolfgang Hampel.

Über das alles habe Marc Marshall sie und ihren Mann berichten lassen und im Anschluss das Lied „Der Weg“ gesungen, was sie als „äußerst bewegenden Moment“ empfunden habe. Obendrein habe der TV-Auftritt sie zu etwas ganz Besonderem angespornt. Nämlich das zu tun, was ihr alle, die ihrem Bruder nahegestanden haben, schon seit Jahren ans Herz legten.

Sie werde ein Buch über ihn schreiben, und zwar unter „Berücksichtigung der Erfahrungen, die ich aktuell mit meiner Brustkrebserkrankung gemacht habe“. Das Ergebnis solle ein Buch sein, dass die „Höhen und Tiefen aufzeigt, aber auch trotz eventueller Ausweglosigkeit in einer solchen Extremsituation Mut zum Weitergehen gibt“.

Zu diesem Entschluss habe beigetragen, dass sie in den Monaten ihrer Erkrankung „viele neue Menschen kennengelernt und gesehen hat, wie hilflos sie mit ihren ernsthaften Erkrankungen überfordert sind und selbst von ärztlicher Seite nicht die erforderliche oder womöglich sogar keine Unterstützung erfahren“.

Der SWR kündigt die Sendung mit den beiden Heidelbergern so an: „Angelika Jung denkt beim Hören von Herbert Grönemeyer an ihren Herzschlag-Moment. Ihrem kranken Bruder konnte sie in der schwersten Zeit beistehen und ihm seine letzten Wünsche erfüllen. Dafür ist sie sehr dankbar.“