Weil ein so tapferer Mensch immer seine
Spuren hinterlässt
Angelika Jung und
Wolfgang Hampel berichten heute im SWR über den Krebstod eines nahen
Angehörigen
Das Ehepaar Wolfgang Hampel und Angelika Jung ist mit der Geschichte
über den Krebstod von Hans Jung zu Gast im SWR-Fernsehen
Von Werner Popanda
RNZ Heidelberg
3. August 2019
Seite 5
RNZ Heidelberg
3. August 2019
Seite 5
Zu erzählen haben sie, so Angelika Jung, die traurige
Geschichte einer „Heidelberger Persönlichkeit“, nämlich um ihren Bruder Hans,
der „seit
1972 mit Beginn seiner Ausbildung zum Verkäufer und Einzelhandelskaufmann bis
zu seinem Tod ununterbrochen in leitender Position im Textil- und Modehaus Kraus,
heute Henschel, beschäftigt war“.
Daneben habe sich Hans Jung auch über viele Jahre
hinweg im Betriebsrats dieses Unternehmens engagiert, folglich in „dieser Zeit
an unzähligen wichtigen Entscheidungen federführend mitgewirkt und viele
Veränderungen dieses Heidelberger Traditionshauses miterlebt“.
Doch 2006 sei er mit nur 48 Jahren an
Magenkrebs erkrankt. Ohne auf die „dramatischen Details bis zur Erkennung der
Diagnose näher eingehen“ zu wollen, möchte Angelika Jung aber auf jeden Fall
festhalten, dass „aufgrund des damaligen Ärztestreiks von der aufnehmenden
Klinik kein Transport mehr ins Klinikum zur Computertomographie erfolgen
konnte“.
Da sich der Gesundheitszustand ihres Bruders
zusehends verschlechtert habe, hätten sich die behandelnden Ärzte zur
sofortigen Operation entschieden. Der Ärztliche Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik
sei informiert worden und habe mit seinem Team eine sechsstündige Not-OP
durchgeführt. „Danach schien sich“, so Angelika Jungs Rückblick, „alles positiv
zu entwickeln, er erholte sich schnell.“
Als dann aber nach Tagen der Befund gekommen
sei, „folgte der nächste Schock“ in Form einer erschütternden Diagnose. Von
einer Ärztin habe sie am Telefon dies gehört: „Es ist bösartig, man kann nichts
mehr für ihn tun und es kann schnell gehen ..." Dessen ungeachtet „nahmen
wir aber den Kampf auf und hatten mit allen Höhen und Tiefen wie Chemo, Operationen,
Palliativstation und so weiter noch 18 gemeinsame Monate“.
Während seiner Krankheit habe Hans Jung große
Unterstützung von allen seinen Vorgesetzen und besonders von seinen langjährigen
Kolleginnen und Kollegen erhalten, zu denen sie auch heute noch Kontakt habe.
Dies habe ihm sehr geholfen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, so Angelika Jung, und
ihrem Mann habe man „ihm den Wunsch erfüllen können, nicht im Krankenhaus zu
sterben, sondern liebevoll Zuhause gepflegt zu werden“.
Exakt drei Tage vor dem Tod ihres „tapferen
Bruders nur acht Wochen nach seinem 50. Geburtstag“ sei im Autoradio Herbert
Grönemeyers „Der Weg“ erklungen, was ihr und ihrem Mann „so zu Herzen ging“. In
diesem Lied nimmt Grönemeyer auch musikalisch Abschied von seiner Frau Anna
Henkel-Grönemeyer und seinem Bruder Wilhelm, die 1998 innerhalb weniger Tage
verstorben waren.
Nun wurde dieser Song laut Angelika Jung „neben
einigen seiner Lieblingslieder“ auch auf der auf der Beerdigung ihres Bruders gespielt.
„Allen Trauernden, darunter fast die die gesamte Belegschaft von Kraus, kamen
dabei die Tränen, auch heute muss ich noch immer weinen, wenn ich dieses Lied höre“,
fasst sie einen für sie enorm schweren Moment zusammen.
Und verweist zugleich auf das Gedicht „Wir
wollten doch fahr’n“, das ihr Mann für ihren Bruder geschrieben habe. Hintergrund
hierzu sei gewesen, dass „wir gemeinsam mit dem Glacier Express durch die
Schweiz fahren wollten“, wozu es aber leider nicht mehr gekommen sei.
Veröffentlich worden sei dieses Gedicht zunächst anlässlich des dritten Todestages
von Hans Jung als Anzeige in der RNZ und dann im vergangenen Jahr im „Vita
Magica“-Buch „Satire ist mein Lieblingstier“ von Wolfgang Hampel.
Über das alles habe Marc Marshall sie und
ihren Mann berichten lassen und im Anschluss das Lied „Der Weg“ gesungen, was
sie als „äußerst bewegenden Moment“ empfunden habe. Obendrein habe der
TV-Auftritt sie zu etwas ganz Besonderem angespornt. Nämlich das zu tun, was
ihr alle, die ihrem Bruder nahegestanden haben, schon seit Jahren ans Herz
legten.
Sie werde ein Buch über ihn schreiben, und
zwar unter „Berücksichtigung der Erfahrungen, die ich aktuell mit meiner Brustkrebserkrankung
gemacht habe“. Das Ergebnis solle ein Buch sein, dass die „Höhen und Tiefen
aufzeigt, aber auch trotz eventueller Ausweglosigkeit in einer solchen
Extremsituation Mut zum Weitergehen gibt“.
Zu diesem Entschluss habe beigetragen, dass
sie in den Monaten ihrer Erkrankung „viele neue Menschen kennengelernt und
gesehen hat, wie hilflos sie mit ihren ernsthaften Erkrankungen überfordert
sind und selbst von ärztlicher Seite nicht die erforderliche oder womöglich sogar
keine Unterstützung erfahren“.
Der SWR kündigt die Sendung mit den beiden
Heidelbergern so an: „Angelika Jung denkt beim Hören von Herbert Grönemeyer an
ihren Herzschlag-Moment. Ihrem kranken Bruder konnte sie in der schwersten Zeit
beistehen und ihm seine letzten Wünsche erfüllen. Dafür ist sie sehr dankbar.“