Tuesday, January 16, 2024

Wagenknecht: Sahra und Wladimir

Frankfurter Allgemeine Zeitung Wagenknecht: Sahra und Wladimir Artikel von Philip Eppelsheim • 17 Std. Mit ihrer neuen Partei ist Sahra Wagenknecht schon jetzt etwas Bemerkenswertes gelungen: Ihr wird zugetraut, zumindest einen nicht unerheblichen Teil der Unzufriedenen im Land abzuholen, der AfD derart das Fürchten zu lehren und zugleich auch noch der Ampel einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen. Und all das nicht etwa, weil die Partei schon mit Inhalten überzeugen konnte, sondern einfach aufgrund der Tatsache, dass Wagenknecht eine schillernde Persönlichkeit ist, die momentan äußerst geschickt die Stimmung im Land für sich zu nutzen weiß. Ob sie wirklich für Vernunft und Gerechtigkeit steht, wie der Name ihrer Partei es verspricht, ist dabei zweitrangig. Was zählt, ist das Gesicht, nicht der Inhalt. Sieg für den Kreml Dabei zeigt der Inhalt deutlich, dass man sich von der Benennung offenkundiger Probleme etwa in der Migrationspolitik nicht über eines hinwegtäuschen lassen sollte: Die Wagenknecht-Partei ist, wie bei Wagenknecht nicht anders zu erwarten war, vor allem eine putinfreundliche Partei. So wird der Krieg in der Ukraine nur verschwiemelt als russischer Angriffskrieg bezeichnet, vor allem aber als Stellvertreterkrieg zwischen NATO und Russland dargestellt. Auch der Frieden, für den sich Wagenknechts Partei einsetzt, bedeutete einfach nur ein Fallenlassen der Ukraine und einen Sieg für den Kreml. Was für Putin der Zusammenbruch der Sowjetunion war, war für Wagenknecht die Revolution 1990/91. Sarah Wagenknecht, damals Mitglied des Parteivorstands, charakterisierte den sowjetischen Diktator 1992 als legitimen Nachfolger Lenins, der in seinen theoretischen Fähigkeiten zu Unrecht unterschätzt werde. „Was immer man – berechtigt oder unberechtigt – gegen die Stalin-Zeit vorbringen mag, ihre Ergebnisse waren jedenfalls nicht Niedergang und Verwesung, sondern die Entwicklung eines um Jahrhunderte zurückgebliebenen Landes in eine moderne Großmacht während eines weltgeschichtlich einzigartigen Zeitraums.“ Der vermeintlich gute Zweck heiligte demnach die Mittel. Wer den Massenmörder Stalin in dieser Art relativiert, ist eine Altstalinistin. Wenn man sich nur alles rauspickt, was die Menschen gerade bewegt, ist das kein noch lange kein eigener Standpunkt oder eine politische Überzeugung sondern Populismus! Darüberhinaus ist ihre Putinnähe abzulehenen, da dieser eine Gefahr für die freie Welt darstellt.