Monday, January 8, 2024
Nach Protestzug: Ampelkritiker wollen in Holzkirchen weitermachen - Hunderte Teilnehmer
Merkur
Nach Protestzug: Ampelkritiker wollen in Holzkirchen weitermachen - Hunderte Teilnehmer
Artikel von Jonas Napiletzki •
8 Std.
Aktionsgruppe organisiert sich
Während sich viele Bauern auf den Weg nach München machen, protestiert die Gruppe „Holzkirchen steht auf“ mit 200 Fahrzeugen gegen die Regierung. Weitere Proteste zeichnen sich ab.
Holzkirchen – Die Wut vieler Bauern war der Auslöser, doch am Ende war die Agrarpolitik fast schon zur Nebensache geworden. Mit rund 200 Fahrzeugen protestierten am heutigen Montag Hunderte in Holzkirchen und der Umgebung gegen die Ampel-Regierung. Der Konvoi aus Spediteuren, Handwerkern, Mittelständlern und Landwirten aus der Region war damit nicht nur deutlich länger geworden als die Sternfahrt des Bayerischen Bauernverbands (BBV), der rund 70 Traktoren für die Fahrt nach München erwartet hatte. Auch die Organisatoren der lokalen Aktion waren mit der Teilnehmerzahl so zufrieden, dass sie den Protest schon bald fortsetzen wollen.
Den Ablauf der Rundfahrt vom Gewerbegebiet Fichtholz über die Nordumgehung, die Münchner Straße, den Oscar-von-Miller-Platz und den HEP-Kreisel zurück nach Föching hatte im Vorfeld ein Kern von fünf Organisatoren geplant, zu denen auch Franz Kirmayr gehört. Der Chef einer Nutzfahrzeug-Werkstatt im Gewerbegebiet Fichtholz betont im Gespräch mit unserer Zeitung, es müsse eine Veränderung in der Politik stattfinden. Aber: „Wir schätzen die Demokratie“, sagt Kirmayr. Der Protest sei unter Einhaltung aller Rechte und Gesetze einvernehmlich abgelaufen. „Das hat sehr, sehr gut funktioniert“, resümiert Kirmayr zufrieden. Dabei hätten sich die Helfer gut ergänzt. Von Hausfrauen über Rentner, Handwerker und Spediteure seien verschiedene Gruppen vertreten gewesen. „Das hat eine große Dimension gehabt.“
Organisator betont: Demonstration nur nach Recht und Gesetz
Tatsächlich stauten sich die Protestteilnehmer schon am frühen Morgen fast bis zur Kreuzstraße in Richtung Föching, bevor sie sich im Gewerbegebiet zum Konvoi aufstellten. Angeführt von der Polizei setzte sich der Zug um 9 Uhr unter Hupen in Bewegung und bremste den Verkehr besonders in der Ortsmitte bis etwa 11.30 Uhr stark aus. Die Banner und Transparente auf den zugehörigen Fahrzeugen – vielfach mit Deutschlandflaggen mit Bundesadler und dem Slogan „Oberland im Widerstand“ gekennzeichnet – markierten Sprüche wie „Frisch und regional – vor der Ampel ging das mal“, „Ohne Bauern und Mittelstand stirbt unser Heimatland“ oder „Unser Land wird nicht regiert, sondern ruiniert“.
„Wir haben sehr darauf geachtet, dass auf keinem Banner aggressive Sprüche stehen oder etwas, was nicht erlaubt ist“, betont Kirmayr. Er wisse zwar, dass es Parteien gebe, die sich nicht an Recht und Gesetz halten wollten. „Aber genau das wollen wir schon“, so der Holzkirchner. Er sei der Marktgemeinde und der Polizei dankbar, dass der Protest kurzfristig funktioniert habe – trotz der Unwägbarkeiten im Ablauf. „Wir haben die Bestätigung noch am Freitagnachmittag bekommen“, schildert der Organisator.
Weyarn: Zahlreiche Teilnehmer - trotz fehlender Anmeldung
Nicht angemeldet war indes die Aktion, zu der sich Fahrzeuge mit ähnlichen Slogans in Weyarn getroffen haben. Auch dort leisteten Teilnehmer aus ihrer Sicht ganze Arbeit. Über Stunden hinweg ging wenig bis nichts im Klosterdorf. Wie den sozialen Netzwerken zu entnehmen war, gab es vereinzelt etwas harschere Aufforderungen seitens der Polizei, etwas schneller zu fahren, und bei der Handynutzung am Steuer musste man vorsichtig sein. Anderen Beamten wurde hingegen attestiert, völlig entspannt zu sein.
Ebenfalls über WhatsApp lief die Bitte, einer Schwangeren, die auf dem Weg zur Entbindung nach München war, den Weg frei zu machen. Und an der Aral-Tankstelle gab es Gratis-Kaffee für Demonstranten. Bereits am Sonntagabend hatte sich zudem eine Gruppe an der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Weyarn und Holzkirchen postiert. Gegen 19 Uhr waren es etwa 20 Fahrzeuge, darunter einige bereits mit Schildern ausgestattete Traktoren.
„Holzkirchen steht auf“ plant Infostände auf dem Wochenmarkt
„In Holzkirchen wollten wir das gemeinschaftlich angehen und nicht wild durch die Gegend fahren“, erklärt indes Kirmayr zur Organisation. Die bisher nur lose zusammengeschlossene Gruppe „Holzkirchen steht auf“ werde nun wohl zunächst Reaktionen aus der Politik abwarten und diese Woche keine Folgeaktionen mehr durchführen, meint Kirmayr. „Aber dann soll es – geordnet und angemeldet – weitergehen“, kündigt der Holzkirchner an. „Wir denken zum Beispiel an einen Infostand am Marktsamstag.“ nap
Auch bei der Protest-Fahrt um den Tegernsee beteiligten sich neben den Bauern Vertreter zahlreicher anderer Branchen: Handwerker, Spediteure, Gastronomen. Im Raum Miesbach hatten die Demonstrationen auch Auswirkungen auf Schulen und Krankenhäuser.