Europa und Kanada: Magnetische Nähe

Frankfurter Rundschau Europa und Kanada: Magnetische Nähe Peter Rutkowski • 50 Mio. • 2 Minuten Lesezeit Europa und Kanada passen zusammen - gerade jetzt bietet sich die Chance auf ein neues, transatlantisches Miteinander. Der Kommentar. Vor ein paar Jahren wanderte eine Kunstausstellung mit Titel „Magnetic North“ auch durch deutsche Museen. Sie gab einen sehr seltenen und sehr magnetischen Einblick in die Kultur eines gigantischen Landes - das niemand kennt. Klischees über Kanada gibt es zuhauf: die „Mountys“ in ihren roten Uniformjacken, irre Brutalität beim Eishockey, im Gegensatz zu den USA kein Genozid an der indigenen Bevölkerung - manches davon stimmt, manches nicht so ganz. Die Kunst von dort war eine Sensation - und politisch hat das Land auch magnetisches Potenzial. Kanadas Premier Mark Carney in Europa: Der neue, alte Transatlantiker Das könnte sich nun ändern. Und das sollte sich ändern, unbedingt. Denn jede Träne ist vergebens ob der USA, die sich von der westlichen Welt verabschiedet auf ihre eigene politisch ferne Umlaufbahn gegangen sind. Vielleicht holt wer sie mal von dort runter, vielleicht nicht. Muss uns, darf uns nicht kümmern. Will „der Westen“ all der gehörigen berechtigten Selbstkritik für seine blutige Historie zum Trotz das zivilisierte Miteinander in der Welt aufrechterhalten, dann werden Alle gebraucht, die guten Mutes sind und bereit, sich zu engagieren. Und bei Engagement braucht man Kanada nichts zu erzählen. Allein im 20. Jahrhundert engagierte es sich gegen Diktatur, Imperialismus, Völkermord und für Fairness, Recht und Gerechtigkeit. Man könnte sich ruhig dazu versteigen, zu postulieren: Wir Deutsche verdanken unsere Demokratie auch ein gutes Stück jenem fernen fremden Land, dessen Menschen Nein sagten, als viele andere sich fügten. Jüngst wurde in Kanada noch gescherzt, dass man ja eigentlich direkter Nachbar Europas sei. Der Scherz ist nun Ernst geworden. Und eine Chance für ein neues transatlantisches, geradezu magnetisches Miteinander. Europa muss nicht von den USA abhängig sein.