Wednesday, January 10, 2024
Russland: Moskauer Nachtklub muss nach Promiparty mit halb nackten Gästen schließen
DER SPIEGEL
Russland: Moskauer Nachtklub muss nach Promiparty mit halb nackten Gästen schließen
3 Std.
Feiern können die Moskauer, das ist bekannt. Doch in Zeiten von Krieg und Einberufung setzt die russische Regierung Zeichen. Gegen zu viel Nacktheit – und allgemeine Dekadenz.
Russland: Moskauer Nachtklub muss nach Promiparty mit halb nackten Gästen schließen
Für 90 Tage bleiben die Pforten des Moskauer Nachtklubs Mutabor nahe der Metrostation Dubrowka geschlossen. Ein Bezirksgericht hat am Mittwoch nach empörten Reaktionen auf eine Party mit leicht bekleideten russischen Prominenten die vorübergehende Schließung angeordnet.
Die Begründung: Die Betreiber hätten gegen »hygienische und epidemiologische Auflagen« verstoßen, hieß es. Bei dem Event sei eine Person mit einer Infektionskrankheit anwesend gewesen. Ein Teilnehmer habe zudem eine Alkoholvergiftung erlitten.
Ende Dezember waren in Onlinenetzwerken Fotos und Videos aufgetaucht, auf denen zahlreiche bekannte Gesichter aus der Unterhaltungsindustrie in Dessous und anderen freizügigen Aufmachungen zu sehen waren.
Nackt, aber nur fast
Sie waren am 20. Dezember zu einer geschlossenen Veranstaltung namens »Almost Naked«, Fast nackt, in den Klub Mutabor gekommen. Der Dresscode war Zeitungsberichten zufolge entsprechend: Nur ein Minimum an Textilien sollte den Körper bedecken. Begleitend wurde eine Ausstellung von Fotos aus dem »Playboy« gezeigt.
Regierungstreue Blogger und Aktivisten kritisierten das Verhalten der Prominenten harsch. Während der Kreml sich bisher jeder offiziellen Stellungnahme enthielt, sorgten die Aufnahmen bei mehreren konservativen Politikern für Empörung. Sie forderten Ermittlungen gegen die Teilnehmer.
15 Tage Knast für eine Socke
Der russische Rapper Vacio, der auf Bildern der Feier nur mit einer Socke über den Genitalien zu sehen war, wurde zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt und in ein Rekrutierungszentrum des Militärs einbestellt.
Prominente Gäste, wie der russische ESC-Gewinner Dima Bilan, Popstar Filipp Kirkorow, die bekannte Journalistin Xenia Sobtschak sowie die Organisatorin, die Moderatorin Anastasia Iwlejewa, entschuldigten sich daraufhin öffentlich.
Der Kotau war mäßig erfolgreich: Gegen Iwlejewa ermittelt jetzt laut Radio Swoboda die Steuerfahndung, sie musste außerdem laut Gerichtsbeschluss ein Bußgeld von 100.000 Rubel zahlen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.
Eine klare Botschaft an die Partycrowd
Einige Künstler, die die Party besucht hatten, wurden aus bereits abgedrehten TV-Formaten herausgeschnitten. Die Sängerin Lolita Miljawskaja sagte Konzerte ab. Der Klubbetreiber Michail Danilow spendete nach dem Skandal Reliquien an die russisch-orthodoxe Kirche.
Die Feierlust der Moskauer Oberschicht ist legendär. Seit dem Beginn der Offensive in der Ukraine hat der Kreml allerdings seine konservative Rhetorik verschärft und ruft nun offenbar auch die Reichen und Berühmten zur Raison.