Wednesday, January 10, 2024
Bundesweiter Bahnstreik: GDL-Vorsitzender Weselsky attackiert Radiomoderatoren in bizarrem Interview
Kölner Stadt-Anzeiger
Bundesweiter Bahnstreik: GDL-Vorsitzender Weselsky attackiert Radiomoderatoren in bizarrem Interview
Artikel von Sebastian Hahn •
3 Std.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hat in einem Interview beim öffentlich-rechtlichen Radiosender „Radioeins“ die Medien attackiert. Weselsky hatte am Dienstagabend seinen letzten Zug nach Berlin verpasst.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hat sich kurz nach Beginn des bundesweiten Warnstreiks bei der Deutschen Bahn in einem Radiointerview die Medien attackiert. In einem Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Sender „Radioeins“ griff Weselsky unter anderem die „Bild“-Zeitung an, widersprach sich aber binnen weniger Augenblicke selbst.
Ausgelöst wurde der bizarre Auftritt durch eine Meldung vom späten Dienstagabend, nach der Weselsky in Frankfurt am Main den letzten Zug nach Berlin verpasst hatte. Wegen des in der Nacht zu Mittwoch anlaufenden Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) musste Weselsky mit dem Auto zurück in die Hauptstadt fahren.
Bundesweiter Bahnstreik: GDL-Chef Claus Weselsky gibt bizarres Radiointerview
„Sie haben gestern in Frankfurt am Main den letzten Zug nach Berlin verpasst. Wie sind Sie nach Berlin gekommen?“, fragen die Moderatoren Tom Böttcher und Marco Seiffert den GDL-Vorsitzenden Weselsky. Der 64-Jährige schaltet sofort auf Angriff und erklärt: „Ich habe den Eindruck, Sie arbeiten im Auftrag der ‚Bild‘-Zeitung, die sogenannte Wahrheit herauszuarbeiten.“
Er sei nachts mit Kollegen mit dem Auto von Frankfurt nach Berlin gefahren und um 3 Uhr morgens zuhause gewesen. Die Moderatoren merken an, dass sie ja nichts Falsches gesagt hätten, Weselsky bestätigt daraufhin, dass er den letzten Zug verpasst habe. Seiffert daraufhin: „Ich weiß nicht, was das mit der ‚Bild‘-Zeitung zu tun hat.“
Deutsche Bahn: GDL-Vorsitzender Claus Weselsky verpasst letzten Zug – verbaler Angriff auf Moderatoren
Anschließend kommt es zu einem Schlagabtausch zwischen Weselsky und den beiden Moderatoren. Der GDL-Vorsitzende antwortet nur knapp mit „Sie kennen die Schlagzeile.“, woraufhin die Moderatoren antworten: „Aber sie stimmt ja.“ Weselsky, der wenige Augenblicke zuvor noch bestätigt hatte, den letzten Zug verpasst zu haben, will davon plötzlich nichts mehr wissen.
„Nee, sie stimmt nicht. Ist das die Wahrheit, dass ich den letzten Zug verpasst hab?“, erklärt der GDL-Vorsitzende entrüstet. Die Moderatoren entscheiden sich, das Thema zu wechseln und auf den Bahnstreik einzugehen, der vom frühen Mittwochmorgen an bis zum Freitag den Bahnverkehr in Deutschland weitestgehend lahmlegen wird.
GDL-Warnstreik: Schwere Vorwürfe gegen Deutsche Bahn – unbefristete Streiks möglich
Es ist nicht die erste verbale Attacke der GDL gegen die Medien. In einer Pressemitteilung zum Streikaufruf warf die Gewerkschaft der Deutschen Bahn Beeinflussung der Presse vor. „Konsequent hat der DB-Konzern am 5. Januar zunächst über die Medien und offensichtlich bewusst irreführend verkündet: ‚DB macht der GDL ein neues Angebot‘“, heißt es in dem Schreiben.
Die GDL nennt das Angebot „giftig und substanzlos“, Öffentlichkeit und Medien würden dadurch in die Irre geführt. In einer Urabstimmung hatte die GDL zuletzt den Weg für unbefristete Streiks freigemacht, der derzeit laufende Warnstreik könnte ein Auftakt für weitere Arbeitsniederlegungen sein, sollte sich Deutsche Bahn und Lokführer nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen.
GDL-Streik legt Kölner Hauptbahnhof lahm – wenige Züge fahren
Größter Streitpunkt ist nach wie vor die Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Beide Parteien sind sich in den bisherigen Verhandlungsrunden nicht nähergekommen. Die Deutsche Bahn hatte Ende 2023 weitere Gespräche auf Eis gelegt, nachdem die GDL während der laufenden Verhandlungen zum Streik aufgerufen hatte.
In Köln und der Region hatte es bereits am Mittwoch zahlreiche Zugausfälle gegeben, nur vereinzelt fuhren Regionalzüge und -bahnen. Die Deutsche Bahn bittet Reisende, ihre Verbindung vor Fahrtbeginn zu überprüfen. Bei den Zügen, die trotz des Warnstreiks fahren, wird eine hohe Auslastung erwartet. (shh)