Wednesday, January 10, 2024
Mögliches Comeback: Wie Ex-EZB-Chef Mario Draghi weiter in Europa mitmischt
Handelsblatt
Mögliches Comeback: Wie Ex-EZB-Chef Mario Draghi weiter in Europa mitmischt
Artikel von Wermke, Christian •
10 Std.
Die Spekulationen nehmen zu, dass Draghi auch in Brüssel künftig eine wichtige Rolle spielen könnte. Allerdings hätte das auch Konsequenzen für seine Nachfolgerin, Meloni.
Mario Draghis Terminplan schaut schon wieder aus wie der eines Berufspolitikers: Am Mittwoch traf er sich mit hochrangigen Industrievertretern aus ganz Europa in Mailand, mit dabei Siemens, Vodafone, BMW. Am Freitag geht es nach Brüssel, um mit Mitgliedern der EU-Kommission zu sprechen.
Es war eine Überraschung, als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Draghi im vergangenen September zum Sonderbeauftragten für Wettbewerbsfähigkeit ernannte – eine Beraterrolle, die Draghi offenbar gereizt hat. Nach der Europawahl im Juni soll er seine Analyse mit Empfehlungen vorlegen, wie der alte Kontinent das Investitionsrennen gegen China und die USA gewinnen kann.
Der ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat schon des Öfteren unerwartete Comebacks gefeiert, nicht zuletzt, als er im Februar 2021 die Regierungsspitze in Italien übernahm – und die drittgrößte Volkswirtschaft Europas mehr als anderthalb Jahre mit einer breiten politischen Koalition besonnen durch die Coronakrise manövrierte.
Schon länger wird spekuliert, dass Draghi auch über seinen Beraterjob hinaus eine wichtige Rolle in Brüssel spielen könnte. Die Ankündigung des belgischen EU-Ratspräsidenten Charles Michel in dieser Woche, bei der Europawahl im Juni für das Parlament zu kandidieren, hat die Diskussionen um Draghi neu entfacht. Im Erfolgsfall würde sich Michel von der Spitze des Europäischen Rats zurückziehen – das Gremium der Staats- und Regierungschefs.